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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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Gesellschaft, während ich auf eine Leiter stieg und die blöden Poster abnahm. Angeblich wurden die noch gebraucht, sodass ich sie nicht einfach abreißen konnte, sondern sie feinsäuberlich entfernen und dann zusammenlegen musste.
    «Kann es sein, dass du absichtlich nicht auf dem Schulhof aufgetaucht bist?», fragte eine vertraute Stimme hinter mir und ich wäre fast von der Leiter gefallen, weil ich mich so erschrak.
    «Kann es sein, dass du mir immer noch nachstellst?», erwiderte ich, zog ein Plakat mit einer dämlichen Grinsebacke von Frau drauf ab und schmiss es zu Boden. «Und nein, ich muss Strafarbeit leisten. Sieht man vielleicht.»
    «Ich leiste dir vornehm Gesellschaft», entgegnete Lennard und setzte sich auf einen der Stühle in der Aula. «Das tut Dora schon, vielen Dank.» Ich warf einen Blick in ihre Richtung und stellte irritiert fest, dass Lennards halbstarke Affen sich mit ihr unterhielten. Wir waren gut zehn Meter voneinander getrennt, weil ich bereits bei den hinteren Plakaten angekommen war.
    «Was wollen die von Dora?», fragte ich Lennard, stieg von der Leiter und schob sie ein Stück weiter, ehe ich erneut darauf stieg.
    «Keine Ahnung… Vielleicht nett plaudern?»
    «Ja, klar!» Ich schnaubte laut auf. «Wenn das irgendein blöder Scherz werden soll, dann sag's mir lieber gleich. Dora hat so was wirklich nicht verdient.» Ich zog das letzte Plakat brutal ab, sodass es oben an den Ecken mit den Heftzwecken abriss.
    «Alter, ich hab keinen Schimmer! Aber die beiden sind echt in Ordnung, klar?!» Er war aufgestanden und sah zu mir herüber.
    «Sicher!» Ich funkelte ihn zornig an. «Weißt du, was lustig ist?! Du bist noch genau derselbe, kleine, arschkriechende Hosenscheißer wie damals, der unbedingt dazugehören wollte und alles getan hätte, um zu den coolen Jungs zu zählen. Der einzige Unterschied zu damals ist, dass du jetzt auch noch wie einer von denen aussiehst.» Ich schnappte mir die Plakate vom Boden und ging damit zielstrebig auf Dora zu. «Komm schon, wir gehen», fauchte ich und zog sie hinter mir her. Sie sah leicht pikiert aus, als hätte sie die Aufmerksamkeit von Dumm und Dümmer tatsächlich genossen. Klar, sie war auch nur ein Mädchen an dieser Schule, das beachtet werden wollte.
    Ich brachte die Plakate ins Sekretariat, ehe ich mich auf den Heimweg machte und neben Dora herfuhr, die auf ihrer Vespa auch nicht viel schneller war, als ich auf meinem Fahrrad.
    Seufzend verabschiedete ich mich von ihr, als wir vor unserem Haus ankamen und ich mein Rad in den Vorgarten schob, um es dort anzuketten.
    «Die drei mysteriösen Gestalten waren vorhin hier», erzählte mir Janus, als ich auf ihn zukam. «Sie waren wohl auch wieder vor deiner Schule, um dich dort abzuholen.»
    «Ist ja gruselig», murmelte ich und war froh, dass ich noch länger hatte bleiben müssen. «Danke.» Ich huschte ins Haus und schloss vorsichtshalber hinter mir ab, auch wenn ich wusste, dass das albern war.
    Mein Vater war bereits wieder bei der Arbeit, weil ich so lange mit den Plakaten zu tun gehabt hatte. In der Küche lag ein Zettel und Auflauf stand im Ofen, sodass ich mir davon nur etwas in die Mikrowelle schieben musste.
    Ich verbrachte den Nachmittag mit Hausaufgaben und lauschte die ganze Zeit, ob irgendjemand an der Haustür war, aber es blieb ruhig. Ich wusste auch nicht genau, wie ich reagieren sollte, wenn diese Typen wieder aufkreuzten. Vermutlich wäre es das Einfachste, sie zur Rede zu stellen und ihnen ordentlich die Meinung zu geigen. Aber ich wusste nicht genau, was ich ihnen sagen sollte, weil ich ja nicht einmal wusste, was sie von mir wollten. Nicht, dass die von irgendeiner Behörde waren und herausgefunden hatten, dass ich mal was illegal downgeloadet hatte!
    Ich fühlte mich erst wohler, als mein Vater um halb acht nach Hause kam, und konnte einigermaßen beruhigt schlafen gehen.
     
    Trotzdem packte ich mir am nächsten Tag vorsichtshalber das Pfefferspray in die Tasche, das mir meine Mutter in Hannover gekauft hatte. Ich wollte bloß sichergehen, dass ich nicht auf dem Weg zur Schule überrumpelt wurde und nicht vorbereitet war.
    Glücklicherweise passierte nichts dergleichen und ich kam unbeschadet auf dem Schulhof an. Ich hatte gerade mein Rad angekettet und mich dem Eingang zugewandt, als ich ihn sah.
    «Oh… Oh mein Gott!» Ich musste so heftig lachen, dass ich kaum noch atmen, geschweige denn, anständig reden konnte. Lenny Lennard sah absolut bescheuert aus. Er trug

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