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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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da wusste, wie sie mit gestörten Leuten umgehen musste.
    «Weil…» Sie sah verzweifelt zu mir rüber. «Das geht auch nicht, hörst du? Bitte, Cassandra, hör auf Fragen zu stellen, ich erklär dir alles, wenn…»
    «MA, PASS AUF!», schrie ich entsetzt, als vor uns wie aus dem Nichts eine Gestalt auf der Straße erschien. Meine Mutter schrie ebenfalls und trat auf die Bremse, aber der Wagen hatte viel zu viel Geschwindigkeit drauf. Sie riss das Lenkrad herum und wir flogen mit einem gewaltigen Stoß durch die Leitplanke.
    «MA!», rief ich panisch, als ich einen Baum direkt auf mich zukommen sah. Sie riss erneut das Steuer herum, sodass der Baum mich haarscharf verfehlte und stattdessen sie zwischen dem ganzen Metall und Chrom des Autos einquetschte. Ich wurde nach vorne und hinten geschleudert und mein Kopf prallte hart gegen den Sitz, sodass mir schwindelig wurde. Kurz darauf wurde alles Schwarz um mich herum.

    Schweißgebadet fuhr ich aus dem Schlaf hoch. Das Herz hämmerte mir rasend schnell in der Brust und ich atmete hastig ein und aus, damit ich nicht in Ohnmacht fiel.
    «Ska?», murmelte Blaze verschlafen und richtete sich langsam auf. «Was ist los?»
    «Ich habe von dem Unfall geträumt!», rief ich. «Blaze, ich weiß es wieder alles! Oh Gott, es war so furchtbar. Sie ist viel zu schnell gefahren, weil sie völlig aufgebracht war. Sie wollte mich nach Hoya bringen, damit ich übers Wochenende bei Rüdiger bleibe. Und dann sind wir… Dann ist sie… Oh mein Gott, sie hat sich selbst geopfert, um mich zu retten.» Ohne dass ich es verhindern konnte, brach ich in Tränen aus. Sie strömten mir geradezu über die Wangen und ich schluchzte laut. Blaze fuhr mir mit der Hand über den Rücken. «Hey, Ska. Ist ja gut.» Er zog mich näher zu sich und nahm mich in seine Arme. Ich heulte, ohne damit aufhören zu können. Auf die unschöne Art und Weise, wo man irgendwann Schluckauf bekommt vom ganzen Geschluchze und wenn einem der Schnodder parallel zu den Tränen aus der Nase läuft. Lennard schien das nicht im Geringsten etwas auszumachen. Er hielt mich einfach wortlos fest und reichte mir immer ein neues Taschentuch, wenn ich wieder eins vollgerotzt hatte.
    Dann irgendwann konnte ich nicht mehr vor Erschöpfung. «Weißt du, wieso wir von der Straße abgekommen sind?», flüsterte ich tonlos und legte mich zurück ins Bett. Lennard folgte meinem Beispiel und sah mich geduldig an. «Wieso?»
    «Es stand jemand auf der Straße», murmelte ich und schloss kurz die Augen. Lennard legte mir seine kühle Hand auf die Stirn, was wirklich unheimlich gut tat. Mein Kopf fühlte sich an wie ein Wasserkocher, der keinen Dampf ausstoßen konnte. «Ich bin mir jetzt im Nachhinein sicher, dass er eine Kochjacke angehabt hat.»
    Lennard seufzte auf und zog mich wieder zu sich rüber. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals.
    «Ich hatte befürchtet, dass sie in diesen Krieg hineingeraten ist. Das ist schrecklich, Ska. Es tut mir wahnsinnig leid.» Er drückte mir einen Kuss auf den Scheitel. «Versuch, noch ein bisschen zu schlafen, ja? Ich weiß, dass dir das schwerfällt, aber morgen wird mit Sicherheit anstrengend.»
    «Blaze?», flüsterte ich kleinlaut und vergrub mein Gesicht im Kissen.
    «Was?»
    «Kannst du… Kannst du Ramona holen? Bitte!» Ich wusste, dass es eine egoistische Bitte war, weil sie winzig war und draußen überall sein konnte. Aber ich brauchte sie jetzt mehr als alles andere.
    «Natürlich.» Er schob mich ein Stück zur Seite, um gefahrlos aus dem Bett steigen zu können und ging zum Fenster, um es zu öffnen. Er pfiff einmal laut und rief dann ihren Namen. Als nichts passierte, griff er nach seinen Schuhen und schlüpfte hinein.
    «Ramona!», brüllte nun auch Janus. Wenn er schrie, mussten wir immerhin nicht befürchten, dass er irgendeinen der anderen Gäste weckte. Außer uns konnte ihn ja niemand hören. «Deine Anwesenheit wird verlangt!»
    «Bin schon da», flötete der kleine Schutzengel und kam durchs Fenster gesaust. «Oh!», rief sie, ehe ich irgendetwas hätte sagen können. «Die Luft hier drin ist ganz fürchterlich erfüllt von bösen Gedanken und Träumen.» Sie huschte zu mir herüber, während Lennard sich die Schuhe wieder auszog, sich bei Janus bedankte und das Fenster wieder schloss. «Mach die Augen zu, mein Liebes.» Ramona fing an zu summen und pustete mir ins Gesicht, sodass sich mein Kopf ein wenig abkühlte. Blaze stieg zurück ins Bett und griff nach meiner Hand. Ich

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