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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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hielt sie fest, während mich Ramonas liebliche Klänge schläfrig machten und mich mit Wärme erfüllten. Es war fast ein bisschen so, als wäre ein Teil meiner Mutter hier, wenn sie bei mir war. Auf gewisse Weise.
    Ich träumte in dieser Nacht nicht mehr und schlief wie ein Stein. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Erste, was ich hörte, ein leises Pochen. Stirnrunzelnd richtete ich mich auf und sah mich im Raum um. Das Bett neben mir war leer und Janus draußen brüllte schon wieder herum.
    «Herrgott, was hat er denn nun schon wieder?», murmelte ich irritiert und schob die Bettdecke zurück.
    «Er sagt bloß Master Anderson Bescheid», erklärte Ramona, die auf der Innenseite des Fensterbrettes saß und die Beine von der Kante baumeln ließ. «Ich sollte an das Fenster klopfen, sobald du wach wirst, damit Janus ihn rufen kann. Du sollst dir keine unnötigen Sorgen machen.»
    Ich lachte los. «Was? Ich hätte mir keine Sorgen gemacht, ich hätte gedacht, er ist irgendwo im Haus, beim Frühstück oder so! Wo ist er denn?!»
    «Draußen», antwortete Ramona schulterzuckend.
    «Nicht ganz», keuchte Lennard, der durch die Tür gestürmt war und jetzt nach Atem rang. Ich musste noch mehr lachen. «Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du völlig bescheuert bist?»
    «Ja, du! Etliche Male.» Er grinste breit. «Ich wollte dich nicht wecken.»
    «Das ist sehr nett von dir. Aber was hast du gemacht, in der Zwischenzeit?»
    «Ich habe versucht, einen fahrbaren Untersatz aufzutreiben. Leider gibt es in diesem Ort keinen Autohändler. Aber ich habe herausfinden können, wo wir genau sind und wie wir von hier wegkommen. Wir sollten also unmittelbar nach dem Frühstück aufbrechen.»
    «Ja, ich denke auch», nickte ich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. «Ich würde nur… Ich würde nur gerne vorher meinen Vater anrufen.»
    «Was?» Lennard sah mich entsetzt an. «Ska, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Ich bin mir sicher, dass sie seine Telefonate abhören. Die warten nur auf ein Zeichen von uns.»
    «Ich weiß, aber ich muss wirklich dringend mit ihm reden, Blaze.» Ich sah ihn bittend an. «Ich muss wissen, was er weiß. Meine Mutter hat mit ihm telefoniert, bevor wir diesen Unfall hatten. Und wir reisen doch sowieso direkt danach ab. Ich werde nur kurz nach dem Frühstück versuchen, ihn zu erreichen. Bitte?»
    Lennard seufzte leise auf. «Also gut, vermutlich hast du Recht. Bis die hier sind, sind wir hoffentlich längst in Holland.»
    «Holland?», fragte ich neugierig.
    «Wir nehmen den Bus nach Groningen und fahren von dort aus mit Zug weiter Richtung Frankreich.»
    «Du willst nach Frankreich? Hast du mal mein Französisch gehört? Das ist eine Katastrophe!»
    Lennard lachte los. «Nein, nein ich will nicht nach Frankreich. Ich will nach England. Wir nehmen bloß die Fähre von Frankreich.»
    «Wieso fliegen wir nicht?»
    «Weil sie mit Sicherheit die Flugdaten checken werden. Die haben ihre Leute überall, Ska.»
    «Offenbar ja nicht bei der Bahn», spottete ich. Lennard sah mich vielsagend an und ich verdrehte die Augen. «Schon gut! Klingt nach einer spannenden Reise, ich bin dabei! Und wie bezahlen wir den Spaß?»
    «Ich hab noch genügend Geld für die Fahrt, denke ich», seufzte Lennard und strich sich die Haare aus dem Gesicht. «Im Prinzip hätte ich sogar genug Geld, dass wir uns dort ein Haus kaufen könnten. Aber ich kann nicht darauf zugreifen, weil sie mein Konto höchstwahrscheinlich auch überprüfen. Also werde ich irgendwie zusehen, in England einen Job zu bekommen und Geld aufzutreiben. Irgendwas wird mir schon einfallen.»
    «Wo du nicht einmal dein Abiturzeugnis hast? Und als was willst du da arbeiten? Fish&Chips-Verkäufer? Und ich? Ich bin nicht einmal volljährig, mich stellt keiner ein, der ehrlich sein Geld verdient.»
    «Hast du eine bessere Idee?» Er biss sich auf die Unterlippe und sah mich erwartungsvoll an. Ich seufzte auf und warf den Kopf in den Nacken. «Nein, aber…»
    «Wir werden weitersehen, wenn wir dort sind, in Ordnung? Hauptsache ist, dass wir möglichst viel Raum zwischen uns und dem ganzen Haufen von Paranormalen bringen, die sich momentan alle in Deutschland tummeln.» Er kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. «Du solltest dich anziehen und dann frühstücken gehen.»
    «Willst du nichts essen?», fragte ich verwirrt und sah auf den spärlichen Rest meiner Kleidung. Die Jeans, die ich gestern getragen hatte,

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