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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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war so gut wie ungebraucht, dazu griff ich mir einen sauberen Slip und das einzig verbliebene Top.
    «Ich hab schon gegessen, als noch keiner außer mir wach war. Noch einmal hätte ich dieses Teletubbieland nicht ertragen», erklärte Lennard und reichte mir ein sauberes Handtuch.
    Ich hatte in der Nacht quasi in Schweiß gebadet, sodass ich der Aussicht auf eine Dusche nicht widerstehen konnte. Ich band mir die Haare nach hinten zusammen und duschte nur meinen Körper mit kaltem Wasser ab, ehe ich die sauberen Sachen anzog und zurück in unser Zimmer ging. Lennard hatte in der Zwischenzeit unsere wenigen verbliebenen Sachen zusammengeräumt und das wieder weggepackt, was wir von seinem ursprünglichen Platz genommen hatten. Mercutio saß auf dem Bett und ließ die dicken Beinchen baumeln, Bodo stand vor der Heizung und Janus steckte gemeinsam mit Ramona bereits wieder in der Vordertasche meines Rucksacks.
    «Warst du schon essen?», fragte Blaze jetzt, als ich wieder im Zimmer war. Ich schüttelte den Kopf. «Ich kann unterwegs was essen», schlug ich vor, weil ich nicht wusste, ob ich dafür gewappnet war, alleine dieser Menschenmenge unten zu begegnen. Ich war nicht der Typ für Smalltalk. Eigentlich hatten mich in meinem bisherigen Leben die meisten Menschen bis auf ein paar sehr wenige Ausnahmen gemieden. Ich wusste gar nicht so recht, wie man sich bei solchen belanglosen Gesprächen verhielt.
    Lennard seufzte auf. «Iss in Ruhe, dafür haben wir bestimmt noch Zeit.»
    Ich verzog das Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. «Ich lass mir etwas von Magda einpacken. Ich will nicht noch mehr Zeit verlieren, wo ich schon den halben Morgen verschlafen habe.»
    Blaze verdrehte die Augen, nickte aber schließlich. «Also fein, ich geh runter zu Magda, nutz du die Zeit und ruf deinen Vater an. Das Telefon steht im Flur hier oben. Und mach es so kurz, wie eben möglich. Dann können sie das Telefonat vielleicht nicht rechtzeitig zurückverfolgen.» Damit verschwand er aus der Tür. Ich blieb nur kurz einen Moment verunsichert stehen, ehe ich den Flur betrat und das Telefon auf einer Anrichte fand. Es war ein altmodisches Modell mit Wählscheibe und Kabelschnur, sodass ich direkt im Flur bleiben musste, um zu telefonieren. Mein Magen drehte sich um, als ich den Hörer von der Gabel nahm, und meine Finger zitterten, als ich sie auf die Wählscheibe setzte. Was genau sollte ich ihm sagen? Mit Sicherheit würde er Erklärungen fordern und fragen, wo ich sei. Ich hielt mir innerlich eine Liste vor Augen, mit Dingen, die ich abhandeln musste, damit ich nicht durcheinander kam. Dann wählte ich die Nummer bei uns zu Hause. Obwohl um diese Uhrzeit der Bücherladen geöffnet hatte, war mein Vater daheim. Vielleicht hatte er sich frei genommen, weil seine Tochter verschwunden war. Ich konnte es nicht genau sagen.
    «Rüdiger Engel am Apparat?», meldete er sich wie üblich. Mir stockte der Atem, als ich seine Stimme hörte. Trotz allem, was passiert war und obwohl er mich so schmerzlich hintergangen hatte, vermisste ich ihn.
    «Paps… Ich bin‘s.» Keine Ahnung, wieso ich mich nicht mit Namen meldete. Aber ich war mir sicher, dass das nicht nötig war, damit er mich erkannte.
    «Louise, wo zur Hölle bist du?! Was ist passiert?! Sie haben mir gesagt, es hätte bei euch gebrannt! Ich dachte, dir ist wer weiß was zugestoßen! Hast du eine Ahnung, was ich mir für Sorgen mache?!» Und schon ging es los.
    «Pa, hör mir bitte zu», sagte ich und atmete tief ein und wieder aus. Ich schloss die Augen, um mir die Liste wieder vorzustellen. «Es geht mir gut. Alles andere kann ich dir nicht sagen. Und ich kann nicht zurückkommen. Aber es ist alles in Ordnung, hörst du?»
    «Alles in Ordnung?!», rief er jetzt völlig außer sich. «Louise, du bist seit Tagen unterwegs und niemand hat von dir gehört und Lennard ist auch nicht aufzufinden. Ihr macht doch keine Dummheiten, oder?! Louise, ich bin dein Vater! Wir kriegen alles irgendwie geregelt, hörst du? Komm nur einfach bitte, bitte wieder nach Hause.»
    «Paps, ich habe eine Frage an dich», sagte ich und hielt mich mit einer Hand an der Wand fest. Einatmen, ausatmen. «Erinnerst du dich an den Tag des Unfalls?»
    Er schwieg. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.
    «Was ist damals passiert?», fragte ich nun und öffnete die Augen wieder. «Ma meinte, sie hätte dich angerufen. Sie wollte, dass ich zu dir komme. Wieso? Was hat sie dir erzählt?»
    «Louise…» Erneutes

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