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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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sein.» Er strich mir über die Wange und mein Herz setzte einen Moment aus. «Das weißt du doch, oder?» Er blickte mich abwartend an und ich nickte stumm, während mir die Tränen kamen. Ja, ich wusste es und dennoch war es so schwer für mich zu glauben.
    «Gib mir Zeit, ja?», hauchte ich und senkte den Blick.
    «Nimm dir alle Zeit der Welt», antwortete er, zog mich zu sich und hielt mich fest in seinen Armen. «Ich werde immer da sein.»
    «Und wenn wir morgen sterben?», fragte ich in seinen Pullover hinein. Er roch gut nach ihm. Lennard lachte leise und seine Brust bebte dabei unter meinem Gesicht. «Dann gehen wir hoffentlich zusammen und gucken mal, was uns nach dem Tod so erwartet.»
    Den schrecklichen Gedanken, der mir danach kam, wagte ich nicht, laut auszusprechen. Auch wenn ich mir sicher war, dass er genau in diesem Moment an das gleiche dachte. Was, wenn nur einer von uns sterben würde? Würde Lennard zurückkehren, zu seinem alten Leben und seiner Familie? Oder würde er irgendwo ein neues Leben anfangen, weit ab von all dem paranormalen Kram? Ich hatte keine Ahnung, was er tun oder wie er reagieren würde. Aber ich würde es nicht noch einmal verkraften, ihn zu verlieren.
    «Lass uns nach oben gehen», flüsterte Blaze in mein Haar und zog mich sanft mit die Treppe hoch. Es war kalt in unserem Zimmer, weil wir zum Lüften das Fenster aufgelassen hatten. Jetzt schloss Lennard es wieder und sah sich anschließend unsicher im Raum um. «Die Matratze war im linken Schrank, oder?», fragte er und steuerte darauf zu. Ich musste loslachen, obwohl das eigentlich gar nicht wirklich lustig war. Ich lachte wie eine Irre und bekam kaum noch Luft. «Du kannst ruhig bei mir im Bett schlafen», grinste ich dann, als ich mich beruhigt hatte.
    Lennard verdrehte die Augen. «Das Bett ist winzig und du brauchst genügend Schlaf. Wir sollten morgen direkt aufbrechen, du solltest also so viel Kraft tanken, wie du kriegen kannst. Da ist es nicht hilfreich, wenn du kaum schlafen kannst, weil ich den ganzen Platz wegnehme oder dir die Decke klaue.» Damit holte er tatsächlich die dämliche Matratze aus dem Schrank und schmiss sie auf den Boden.
    Ich sah ihm dabei zu, wie er die Bettsachen zusammensuchte, ehe ich mir meine Zahnbürste aus dem Rucksack schnappte und im Bad verschwand. Die Situation war irgendwie unangenehm und ich stand wie unter Strom, als ich zurück ins Zimmer kam. Lennard ging es offenbar ähnlich, weil er gleich darauf verschwand, um ebenfalls ins Bad zu gehen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich aus der Jeans zu schälen und unter die Bettdecke zu schlüpfen. Mir tat der Rücken weh und meine Füße schmerzten vor Kälte. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und zog die Beine an den Körper, damit mir ein bisschen wärmer wurde.
    Lennard kam zurück und verschloss die Tür hinter sich, ehe er die Gardine vorzog und sich schließlich an mich wandte. «Bist du müde? Willst du schlafen?»
    Ich schüttelte stumm den Kopf und rieb mir über die Oberarme.
    «Dir ist kalt», stellte Lennard fest, kam zu mir und schmiss auch seine Decke noch über mich. Lachend schob ich sie von meinem Kopf runter und sah ihn an. «Es ist so still, wo sind eigentlich Mercutio und die anderen meiner Hirngespinste?»
    «Das sind keine…» Lennard presste die Lippen zusammen und ich grinste breit. «Ich weiß, aber mir fiel sonst keine passende Bezeichnung für diese seltsame Gruppe ein.»
    «Mercutio ist das Haus auskundschaften, weil er nach all den hundert Jahren immer noch hofft, irgendwo jemanden seinesgleichen zu treffen. Janus habe ich draußen auf das Fensterbrett gestellt, weil er als Maskaron am Liebsten irgendwo außen am Haus ist, um es vor Feinden zu warnen. Bodo ist in der Wäschekammer, weil er offenbar in den letzten fünf Jahren, die er bei euch im Keller verbracht hat, eine Affinität für den Geruch von Waschpulver entwickelt hat und Ramona ist draußen, weil sie den beiden Adlern nicht zutraut, uns anständig zu beschützen.»
    Ich musste lachen bei der Vorstellung, wie der kleine Engel hinter den riesigen Adlern her flatterte. «Also… sind wir allein?»
    «Ja, tatsächlich mal zur Abwechslung», lächelte Lennard verlegen. «Wird dir wärmer?»
    Ich schüttelte den Kopf und vergrub meine Nasenspitze unter der Decke, weil diese besonders kalt war. Blaze kam zu mir, setzte sich neben mich und fasste mir an die Wange. «Scheiße du bist wie ein verdammter Eisblock!», rief er lachend. Ich schob

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