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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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Taille, sodass ich es enger ziehen und anschließend in einer Schleife festbinden konnte. Es reichte mir bis zu den Knien, also musste es bei ihr wesentlich kürzer gewesen sein. Ein Wunder, dass sie sich in dem Fummel überhaupt rausgetraut hatte. Der Rückenausschnitt machte mir nichts, aber auch vorne reichte er ziemlich weit. Auch wenn ich mir eingestehen musste, dass Charlotte wohl recht damit hatte, dass bei mir nicht allzu viel zu sehen war, hätte ich mich in einer Jeans und einem Shirt deutlich wohler gefühlt.
    «Hast du keine Hose für mich?», fragte ich, als ich aus der Wanne stieg. Charlotte schnaubte auf. «Sei froh, dass ich überhaupt was entbehren konnte und nimm, was du kriegen kannst, undankbares Stück.» Sie riss die Tür zum Korridor auf und blieb überrascht stehen, als Martin dort lauerte. Gott, ich konnte bloß hoffen, dass er nicht durchs Schlüsselloch gespannt hatte. Er sah mich spöttisch an und lachte los.
    «Was hat sie gedacht?», fragte Charlotte gespannt.
    «Sie denkt, ich wäre hier um mich an ihr aufzugeilen.» Dann wandte er sich mir zu. «Keine Sorge, ich bin nicht pädophil veranlagt wie Lennard. Muss wohl in den Genen der Mutter gelegen haben.»
    Jetzt lachten beide und ich hatte wirklich große Lust, ihnen beiden das Gesicht zu zerkratzen. Aber dass Martin offenbar telepathisch begabt war, war beängstigend.
    «Ich soll sie nach unten bringen, Morten wartet in der Aufbewahrungshalle auf uns», erklärte Martin und ignorierte meine letzten Gedanken. Wahrscheinlich war Paranoia gegenüber seinen Fähigkeiten die natürliche Reaktion darauf.
    «Alles klar. Wir sehen uns später oben?» Charlotte klimperte mit den Wimpern und Martin lächelte sie an und gab ihr einen Kuss. Ziemlich ekelig, es sah eher aus, als wolle er sie aussaugen. Der Junge wirkte nicht so, als ob er besonders viel Ahnung hatte von dem, was er da tat.
    Martin fuhr herum und starrte mich wütend an, sagte aber nichts dazu. Ich lächelte honigsüß und konzentrierte mich auf Beleidigungen jeglicher Art, die mir zu den beiden noch so einfielen, während er mich den Flur entlangbugsierte.
    Es schien den Jungen tatsächlich ein wenig aufzuregen, denn er grunzte immer mal wieder empört oder zornig auf, was mich zunehmend an einen wütenden Bullen erinnerte.
    «Gott bin ich froh, dass ich nicht ständig die Gedanken von allmöglichen Leuten hören muss», seufzte ich, als wir nach elender Lauferei und mehreren Treppen und Korridoren endlich vor einer Tür zum Stehen kamen.
    «Dafür hab ich immerhin keine Fähigkeit, die eigentlich ziemlich lächerlich ist, obwohl sie alle für viel zu wichtig nehmen», entgegnete er und zog die schwere Tür auf.
    «Sag das nicht mir», murrte ich und trat in den Raum. Offenbar waren wir wieder im Keller, der Raum, der sich vor uns erstreckte, war fensterlos und kalt und außer Morten war niemand darin. Es gab nicht einmal Möbel. Nur eine imposante Marmorstatue stand darin.
    «Was soll er dir nicht sagen?», fragte der alte Mann neugierig. Martin verdrehte die Augen. «Ich sagte bloß, dass sie sich nicht so aufspielen soll wegen dem, was sie ist.» Damit verschloss er die Tür wieder und ließ mich mit Morten alleine.
    «Martin vertritt die Ansicht, dass wir diesen Krieg auch ohne deine Hilfe gewinnen können», erklärte Morten und kam näher. «Nun, er irrt sich. Wir haben es versucht, aber das hat er natürlich nicht miterlebt. Unsere Gegner sind einfach zu stark. Wir brauchen etwas, um ihnen überlegen zu sein.»
    «Ist euch nie in den Sinn gekommen, dass ihr nun mal einfach nicht besser, sondern nur gleichauf mit den anderen seid?», fragte ich spitz.
    Morten lachte los. «Das wollen wir ja ändern. Also, Louise. Darf ich dir meine Freundin vorstellen?» Er trat zu der Statue herüber. «Ich möchte, dass du sie zum Leben erweckst. Ich möchte, dass du mir eine gehorsame und mich vergötternde Kriegerin erschaffst.»
    «Das ist alles?» Ich sah stirnrunzelnd zu der nackten Frauenstatue, die echt groß war. Ihre Muskeln und Gesichtszüge waren fein herausgearbeitet worden, ein wirkliches Meisterstück. Aber dennoch war sie nur eine Statue. «Damit wollt ihr einen Krieg gewinnen?»
    Morten lachte los. «Ich habe eine ganze Armee davon zusammenschaffen können. Sie wartet nur darauf, von dir ins Leben gerufen zu werden. Aber ich dachte, wir fangen lieber langsam an, um deine Loyalität erst einmal zu testen.» Er lächelte freundlich, aber der Ausdruck erreichte seine Augen

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