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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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nicht.
    «Sie ist eine meiner Lieblinge.» Angewidert sah ich dabei zu, wie er ihr obszön über die Brüste strich. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut zu würgen.
    «Ich hoffe, du bist nett zu ihr.» Mit einem Zwinkern ließ er von der Figur ab und ging zur Tür, um mich mit der Statue allein zu lassen.
    Mit hastigen Schritten hatte ich den Raum durchquert und festgestellt, dass die Tür hinter mir wieder verschlossen worden war. Auch in diesem Kellerteil gab es eine Videokamera unter der Decke.
    Seufzend trat ich zu der Statue und betrachtete sie genauer. Sie war hübsch und kräftig gebaut, ihre Muskeln zeichneten sich deutlich ab und sie hatte den Kopf erhoben, so als wäre sie stolz.
    «Rachel», sagte ich und ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. «Ich glaube, ich nenne dich Rachel.» Dann konzentrierte ich mich auf ihr Wesen. Das hier war anders als alles, was ich vorher geschaffen hatte. Es war bewusst und deutlich komplizierter, weil ich ihre Figur facettenreicher gestalten wollte als meine vorherigen. Rachel würde eine Vergangenheit bekommen, die sie ausgiebig geprägt hatte.
    Ich spann ihre Lebensgeschichte zusammen und erzählte ihr in Gedanken von ihrer Kindheit in einer wohlbehüteten Familie, die nach und nach von Morten Anderson zerschlagen worden war, bis keiner mehr außer ihr übrig geblieben war. Rachel hatte jahrelang hart trainiert und ihr ganzes Leben darauf hingearbeitet, sich zu rächen. Ihre Chance war nahe, Morten hatte sie als Kriegerin bei sich aufgenommen. Aber sie wusste, wie riskant es war. Wenn ihr nur ein Fehler unterlief, wäre das ihr Ende. Sie musste den richtigen Zeitpunkt abwarten, um es zu beenden. Und so lange musste sie ihm die Stiefel lecken und alles tun, was er verlangte. Sie wusste von den Fähigkeiten der Leute und dass sie ihre Gedanken verstecken musste, so gut sie konnte.
    Rachel drehte den Kopf und sah mich schräg von oben herab an. Was sie von mir hielt, wusste sie noch nicht genau. Ich war eine Gefangene und daher hegte sie keinen Groll gegen mich. Aber ich war schwach und das wusste sie.
    Etwas überheblich lächelte sie mich an. Den Rest überließ ich ihr. Sie sollte sich selbst ein Urteil von mir bilden.
    «Wir sind eingesperrt», erklärte ich ihr, als ihr Blick zur Tür huschte. «Aber es kommt bestimmt bald jemand, um uns zu holen.»
    «Ich bin eine Kriegerin», sagte sie und ihr Blick war etwas überheblich. «Wieso sperrt man mich weg wie eine Gefangene?!»
    «Ein äußerst prekärer Fehler, wie ich eingestehen muss», erklang eine Stimme von der Tür her. Ich drehte mich um und entdeckte Morten, der lächelnd auf uns zukam.
    «Morten Anderson. Ich bin entzückt», sagte er dann, griff die Hand von Rachel und küsste sie flüchtig. Rachel machte einen eleganten Knicks und verharrte dann in untergebener Haltung. «Meister.»
    Mortens fragender Blick huschte zu mir und ich lächelte selbstgefällig. Genau das hatte er doch gewollt, oder nicht? Noch ein Hündchen, das nach seiner Pfeife tanzte.
    «Ich würde gerne herausfinden, wie kampferfahren du bist», sagte Morten jetzt wieder an Rachel gewandt. «Würdest du freundlicherweise meinem Sohn in einen der Übungsräume folgen?» Er deutete zur Tür und zusammen mit Rachel sah ich dorthin. Erst dachte ich, Lennards Vater dort zu sehen, doch bei genauerem Hinsehen wurde mir mein Fehler bewusst. Natürlich hätte ich mir das auch vorher schon denken können, da ich ja wusste, dass Lennards Vater tot war. Aber der Mann sah ihm wirklich sehr ähnlich. Er hatte die gleiche, aufrechte Statur, das helle Haar und die zu dominante, krumme Nase. Aber dieser Mann hier sah nicht ganz so ernst und streng aus, sondern hatte etwas sanftere Züge um die braunen Augen herum. Auch rtschien er etwas jünger zu sein, obwohl ich Lennards Vater vor langer Zeit zum letzten Mal gesehen hatte.
    «Aber natürlich.» Rachel verneigte sich noch einmal kurz vor Morten, ehe sie auf den Mann zueilte, der sie freundlich lächelnd empfang.
    «Nun zu dir.» Morten drehte sich zu mir, sodass ich nicht länger auf Rachel achtete, sondern mich von der Tür abwandte.
    «Du scheinst deine Aufgabe gut gemeistert zu haben», sagte er und lächelte zufrieden. «Ich finde, dafür gebührt dir eine kleine Belohnung. Du sollst wissen, dass jede Hilfe von dir honoriert wird. Charlotte bringt dich in dein neues Zimmer, während ich mir die Kampferfahrung meiner laufenden Statue ansehen werde.»
    «Rachel», sagte ich, weil ich fand, dass

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