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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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irgendetwas getroffen wurden und sie zu Eis gefroren. Die Flügel brachen knackend und in winzigen Einzelteilen rieselten die Scherben zu Boden.
    Der Schmerz durchfuhr meine Brust und ließ mich gegen die Wand taumeln. Lennard ging zwei Schritte weiter, richtete eine Pistole auf die Angreifer und drückte dreimal ab, ehe dort das Geräusch der auftrumpfenden Körper am Boden zu hören war.
    «Ska, wir müssen weiter!» Blaze sah mich flehentlich an, aber ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und gleich ohnmächtig zu werden. Mit jeder Scherbe der Schmetterlinge war ein weiterer Splitter meiner Seele zersprungen.
    «Ich kann nicht.» Mir traten Tränen in die Augen. «Blaze, ich kann nicht. Ich bin zu schwach.»
    «Du bist nicht schwach», sagte er und zog mich hoch. «Du bist die stärkste Person, die ich überhaupt kenne, Ska. Bei allem, was du erlebt hast, bei allem, was du durchgemacht hast, hast du niemals aufgegeben und immer weitergekämpft.»
    Aber das stimmte nicht. Ich hatte aufgegeben, mehrmals. Aber das würde ich ihm bestimmt nicht sagen. Außerdem war ich diese Person nicht mehr. So wollte ich nicht mehr sein.
    Also riss ich mich zusammen und konzentrierte mich auf die Wärme seines Körpers an meiner Seite, während ich einen Fuß vor den anderen setzte.
    Wir liefen an den leblosen Männern vorbei, die ich vorher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Offenbar war der Hausstand um Morten größer, als ich gedacht hatte.
    «Hast du sie erschossen?», fragte ich tonlos, weil der Gedanke, dass Lennard meinetwegen seine eigene Familie umbrachte, absolut unerträglich war.
    «Gott, nein», antwortete er und lief schneller. «Die schlafen bloß ein paar Stunden, denen geht‘s gut.» Wir kamen jetzt in einen großen Eingangsbereich und ich konnte unten eine geflügelte Doppeltür entdecken, die offen stand und hinter der verführerisch die Freiheit lockte.
    «Du besuchst mein Haus, ohne mir die Aufwartung zu machen und willst mich auch gleichzeitig noch meines einzigen Gastes berauben?», ertönte die imposante Stimme von Morten. Seine gewählte Ausdrucksweise verschönerte Dinge wirklich auf bizarre Weise.
    Irritiert sah ich mich in dem großen Saal um, aber Lennard schob mich einfach weiter zum Treppenabsatz. «Lauf zur Tür», zischte er mir zu, ehe er mich losließ und die Waffe erneut zückte.
    «Derart unhöfliche Manieren haben dein Vater und ich dich nie gelehrt.» Morten trat jetzt auf der anderen Seite des Treppenhauses durch eine Tür.
    «Lauf», sagte Lennard noch einmal zu mir, diesmal mit Nachdruck. Ich eilte die Stufen hinunter, nur damit mir die Tür vor der Nase zugeknallt wurde.
    Erschrocken drehte ich mich zu Blaze um, der oben auf der Galerie stand und die Waffe gezückt hatte. Ehe er sie benutzen konnte, drehte sie sich in seine Richtung und der Schuss ertönte. Lennard konnte sich noch gerade rechtzeitig ducken, um nicht getroffen zu werden. Er ließ die Pistole fallen und trat offenbar darauf, weil die Waffe in diesem Kampf nicht länger ihm zu Nutzen war.
    «Du verrätst deine Familie, dein eigen Fleisch und Blut, und wofür?» Morten lachte los. Ich bekam so langsam das Gefühl, dass der Kerl völlig übergeschnappt war und zu viele schlechte Filme gesehen hatte.
    Lennard warf einen Flammenball in seine Richtung, doch Morten wich aus und stattdessen fing der Wandteppich hinter ihm Feuer.
    «Das ist ein Erbstück!», rief der alte Mann erzürnt und schmetterte eine Vase auf Lennard, die dieser nur noch mit der Hand abwehren konnte und schmerzerfüllt die Luft einsog.
    Hilfesuchend sah ich mich im unteren Flurbereich um. «Ramona», zischte ich dann, während die beiden oben weiter kämpften und Gesteinsbrocken von der Decke rieselten. «Kannst du das Türschloss öffnen?»
    Der kleine Engel sauste zur Haustür und verschwand fast völlig in dem alten, rostigen Schloss, während ich schließlich ein altes Schwert von der Wand aus seiner Verankerung riss, das vermutlich eher als Dekoration dienen sollte als zum Kampf. Aber ich hoffte auch inständig, dass ich es nicht wirklich einsetzen musste.
    «Hey!», rief ich, um Mortens Aufmerksamkeit zu erlangen und Lennard Zeit zu verschaffen. Beide drehten sich zu mir um und starrten mich entgeistert an, vermutlich, weil ich mit meiner Größe fast genauso groß war wie das schwere Metallstück in meinen Händen. Aber ich hielt es wacker aufrecht und nach oben gerichtet.
    Morten lachte los. «Dir ist schon klar, dass ich jeden

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