Schmetterlingsscherben
Zustand aufregte. «Ich dachte eigentlich, dass du bei ihnen zumindest in Sicherheit bist.»
«Ich fürchte, ich bin nicht ganz unschuldig», seufzte ich, als ich an die schweren Verletzungen dachte, die Rachel dem alten Mann zugefügt hatte.
«Aber wenn ich so etwas auch nur geahnt hätte, wäre ich viel früher gekommen!» Blaze sah mich besorgt an, ehe er wieder auf die Landstraße vor uns blickte. «Ich habe die unbeobachteten Stunden dafür genutzt, mein gesamtes Vermögen mobil zu machen und diesen Wagen hier zu besorgen, damit wir wenigstens die Chance auf eine Flucht haben.»
«Das war eine gute Idee», nickte ich, weil wir vorher quasi pleite gewesen waren. Ich klappte die Sonnenblende herunter und öffnete den kleinen Spiegel, der dahinter befestigt war, um mich zu begutachten.
Angewidert rieb ich mir mit dem Handballen über die blutverkrusteten Striemen im Gesicht. Ohne großen Erfolg.
Ich sah aus wie ein wandelnder Zombie, wenn ich ehrlich sein sollte. Mein Gesicht war aschfahl und ausgemergelt, meine Haare zerzaust und nicht nur mein Gesicht, sondern auch mein gesamtes T-Shirt waren blutverschmiert und dreckig.
Man hätte mich gut als das kleine, vom Virus befallene Mädchen in einem Zombiehorrorstreifen einsetzen können, denn mit dem Schmetterlingshemd sah ich kaum älter aus als zwölf.
«Was hältst du davon, wenn wir eine kurze Pause einlegen?», fragte Blaze, der mich dabei beobachtet hatte. «Ich denke, ein paar Stunden könnten wir uns genehmigen, da sie jetzt keinerlei Anhaltspunkte mehr haben, uns zu finden.»
Ich nickte dankbar, weil ich wusste, dass selbst zwei Stunden eine Menge waren, wenn man auf der Flucht war. Aber die Aussicht auf eine anständige Dusche und vielleicht ein paar Stunden Schlaf war einfach zu verlockend.
Wir hielten also bei einem Motel, das etwas abseits lag, und mieteten ein Zimmer. Es war nicht besonders schön oder luxuriös, aber es gab eine Dusche, in der heißes Wasser aus dem Hahn kam.
Ich schrubbte mich ausgiebig, um das ganze Blut abzukriegen und wusch mir gründlich die Haare, ehe ich mir ein Handtuch umwickelte und zurück ins Zimmer trat.
Blaze lächelte flüchtig und deutete dann auf das Bett, auf dem er ein paar saubere Klamotten für mich bereitgelegt hatte.
«Ich habe auch ein paar Sachen gekauft, nur das Nötigste», murmelte er verlegen. Dankbar griff ich mir die Jeans und die saubere Unterwäsche, gemeinsam mit dem Top, um damit zurück ins Bad zu verschwinden. Die Sachen passten relativ gut und es gab auch keinerlei lächerliche Kindermotive darauf. Die Jeans und das Top waren beide schwarz, offenbar hatte Blaze sich an meinem Kleiderstil der letzten Monate orientiert.
«Du siehst ja wieder aus wie du», grinste er, als ich fertig umgezogen wieder zurück in den Raum kam.
«Ich fühle mich auch wieder so», lachte ich und band mir die Haare zusammen.
«Ach ja, ich habe dir noch etwas besorgt», erinnerte sich Blaze und zog aus einem der Rucksäcke ein neues Paar dunkelgrauer Turnschuhe. «Ich hatte dir ja versprochen, dass ich dir Neue kaufen würde.»
«Danke!», rief ich, weil ich mich tatsächlich über die Schuhe mehr freute als über alles andere. Ich hatte endlich wieder Schuhe, die auch wirklich mir gehörten. Sie saßen wie angegossen und gut gelaunt lief ich damit einige Schritte auf und abwärts.
«Du siehst ganz toll aus», begeisterte sich auch Bodo für mich. Irgendwie konnte ich, obwohl es ja nur nett gemeint war, mit seinem Enthusiasmus nicht so recht etwas anfangen.
«Aber frierst du nicht?» Tatsächlich hatte ich eine leichte Gänsehaut auf den Oberarmen.
«Hier.» Blaze reichte mir eine Sweatshirtjacke. «Die ist von mir, ich hab an nichts Wärmeres gedacht, tut mir leid.»
Ich musste loslachen, weil er sich sogar noch entschuldigte, obwohl er schon so viel getan hatte. «Die ist prima, danke.» Grinsend zog ich sie über und zog den Reißverschluss zu. Die Jacke war kuschelig und roch gut nach Lennard, auch wenn ich die Ärmel hochschieben musste, damit meine Hände frei waren und mir die Jacke bis zu den Kniekehlen reichte.
«Das sieht absolut lächerlich aus», kommentierte Mercutio auch prompt, der sowieso etwas stinkig war und mit überkreuzten Armen auf dem Fensterbrett saß. Er war mal wieder eingeschnappt, weil ihm der Zwischenhalt nicht passte. Sicherlich hatte er zu einem gewissen Teil Recht damit, dass wir so schnell wie möglich weiterfahren sollten. Andererseits kannte er natürlich auch keine
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