Schmetterlingsscherben
Gegenstand in diesem Raum bewegen kann, selbst wenn du ihn in den Händen hältst?»
«Blaze?», sagte ich stattdessen und sah den blonden Jungen eindringlich an, ehe mein Blick nach oben wanderte. Ich wagte nur einen sehr kurzen Blick zu dem gewaltigen Kronleuchter, der direkt über dem Hausherrn schwebte, ehe ich wieder diesen anblickte, um ihn nicht abzulenken. Offenbar hatte er meinen Hinweis nicht wahrgenommen. «Das muss dir Lennard nicht bestätigen», sagte er stattdessen und riss seine Arme in die Höhe. Etwas zog an dem Schwert und ich hielt den Griff jetzt mit beiden Händen fest umklammert, damit es mir nicht entglitt. Tatsächlich strengte sich Morten so sehr an, dass ich vom Boden abhob und mitsamt dem Schwert in die Luft gehoben wurde. Blaze sah kurz panisch zu mir, ehe er meinem auffordernden Blick nachging und einen Feuerball auf die dünne Metallkette des Kronleuchters schmiss. Es knisterte und sprühte Funken und Morten sah in dem Moment entsetzt zur Decke, als die Kette riss und das schwere Gestell auf ihn niedersauste. Der alte Herr riss zwar noch seine Arme herum, um den Gegenstand abzufangen, aber seine ganze Kraft war noch auf das Schwert konzentriert, sodass er es nicht rechtzeitig schaffte und unter dem imposanten Kristall zusammenbrach. Im selben Moment ließ der Zug am Schwert nach und ich fiel gemeinsam damit zu Boden.
Lennard kam die Treppe hinunter gestürzt und half mir auf, ehe wir gemeinsam zur Tür hechteten. Ramona saß auf der Türklinke und ließ die Beine baumeln. «Das hat ganz schön lange gedauert», kommentierte sie, ehe sie sich in die Luft erhob, damit ich die Tür aufreißen konnte und wir endlich nach draußen in die Freiheit laufen konnten.
«Das da vorne ist mein Auto», rief Blaze und deutete auf einen dunkelblauen Porsche.
«Echt jetzt?», fragte ich, weil wir schon ein Auto geschrottet hatten und dieses hier auch eindeutig sein Budget übersteigen musste.
Aber um das auszudiskutieren hatten wir jetzt definitiv keine Zeit, also riss ich einfach die Tür auf der Beifahrerseite auf und schmiss mich in den Sitz.
«Louise!», quiekte Bodo erfreut, der sich zusammen mit Mercutio und jetzt auch noch meinen Beinen irgendwie den Fußbereich teilen musste. Janus lag hinten auf der winzigen Ablage hinter den Sitzen.
«Wie schön, dass Sie wohlauf sind, Miss», ertönte auch prompt seine Stimme. Lennard knallte die Tür hinter sich zu, ließ den Motor aufheulen und trat das Gaspedal durch, sodass wir rasend schnell vom Hof flogen, ehe uns die ersten Anhänger verfolgen konnten.
Erleichtert lehnte ich mich im Sitz zurück, obwohl ich natürlich wusste, dass wir noch längst nicht in Sicherheit waren. Aber allein die Tatsache, dass ich wieder bei Blaze war, beruhigte mich zutiefst und ich war froh, dass es den anderen Figuren gut ging. Noch mehr Verluste hätte ich kaum ertragen.
Lennard riss das Lenkrad herum und steuerte nun einen Feldweg an. Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und wir hatten jetzt eine weitaus höhere Geschwindigkeit angenommen, als mir lieb war. Aber es funktionierte. Eine gefühlte Ewigkeit später konnte ich keines der anderen Fahrzeuge mehr in Sichtweite hinter uns erkennen und Lennard drosselte das Fahrttempo wieder ein wenig.
«Hast du den Wagen geklaut?», fragte ich, obwohl ich mir auch ohne seine Antwort schon beinahe sicher darüber war.
«Mercutio?» Blaze ignorierte meine Frage und streckte eine Hand nach hinten aus. Gehorsam reichte ihm die Putte etwas.
«Trink das aus.» Er hielt mir die Flasche mit dem giftgrünen Inhalt entgegen, von dem ich inzwischen wusste, dass es das Heilmittel war. Es war nur noch ein kleiner Rest davon übrig. «Das sollte deine Nase wieder richten», fügte er hinzu, nachdem ich ihn verständnislos angestarrt hatte. Tatsächlich hatte ich meine vermutlich gebrochene Nase schon wieder vergessen. Seufzend öffnete ich die Phiole und schüttete den Rest des Inhalts in mich hinein. Das Mittel schmeckte so penetrant süß, dass es schon wieder einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Es lief warm meine Kehle hinab und strömte von dort aus in meinen ganzen Körper. Als die Hitze mein Gesicht traf, wurde ich mit einem Ruck nach hinten gerissen und ein lautes Knacken bestätigte mir, dass meine Nase jetzt wieder gerade sein musste. Der Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen.
«Ich fass es einfach nicht, dass Morten das zugelassen hat», fauchte Lennard, der sich offenbar immer noch über meinen
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