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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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Maja. Oder …?«
    »Ich muss
wirklich rein.« Er löste sich aus Johns Griff.
    »Was ist
das für ein Name?«
    Der Kellner
lief los. Im Vorbeigehen hüpften zwei Worte über seine Lippen: »Lady Butterfly.«

5
Das falsche Haus
     
    John Dietz sprang aus der Straßenbahn
und schob sich im Laufschritt durch die Menschenmenge, die rund um den Bertoldsbrunnen
waberte. Ein schneller Blick auf die Armbanduhr: kurz nach elf Uhr vormittags. Er
musste sich sputen. Es war zum Glück nicht weit zum Treffpunkt, und wenn der junge
Mann, den er zu dieser Verabredung um 11.15 Uhr gewissermaßen gezwungen hatte, nicht
überpünktlich wäre, würde John vor ihm da sein.
    Langarmshirt
und die unvermeidliche Lederjacke, es war keine sonderlich warme Oberbekleidung,
die John sich übergestreift hatte. Dieser freundliche Frühherbst bewirkte jedoch,
dass sich Schweiß zwischen seinen Schulterblättern bildete. Oder war Johns glimmende
Nervosität dafür verantwortlich? Ganz plötzlich war ihm klar geworden, dass er im
Begriff war, sich auf äußerst dünnes Eis zu begeben.
    Die Sonne
stand beinahe senkrecht über der Freiburger City und ihre Strahlen stachen in Johns
Nacken. Er legte an Tempo zu. Bilder des vergangenen Abends zogen an ihm vorüber.
Er und Laura Winter, zurück in seiner Wohnung, erneut diese Vertrautheit, die doch
eigentlich gar nicht zwischen ihnen bestand. John verkehrt herum auf einem Stuhl,
die Arme auf die Lehne gebettet, Laura am Herd, wie sie die Pastareste aufwärmte.
Sie beide am Tisch, jeder ein Glas sizilianischen Rotweins vor sich, von dem John
eine letzte Flasche in seiner kleinen Vorratsnische aufgetrieben hatte. Die ganze
Zeit wartete er darauf, dass sie sich erkundigen würde, was er mit dem Kellner zu
bereden gehabt hatte. Aber sie stellte keine Fragen, bedachte ihn nur mit diesen
abwartenden, wissenden Blicken. Als er ihr anbot, erneut bei ihm zu übernachten,
bedankte sie sich, lehnte allerdings ab. »Ich glaube«, erklärte sie, »ich habe da
etwas überreagiert. Mit meiner Furcht, meine ich.«
    »Du bist
also nicht mehr der Ansicht, dass dein Hotelzimmer durchsucht worden ist?«
    Laura tat
die Frage mit einem Schulterzucken und einem Lächeln ab – sie hatte sich entschieden,
und diesmal für das Hotel. Als er sie mit Tante Jus von Vanilleduft verseuchtem
Fiesta vor dem eleganten Gebäude absetzte, bedankte sie sich erneut für seine Gastfreundschaft,
freundlich, aber auch etwas förmlich. Außerdem kündigte Laura an, ein paar Tage
länger in Freiburg bleiben zu wollen. Und beim Aussteigen gönnte sie ihm abermals
so einen bestimmten Blick. Als ob sie ihn in irgendeiner Hinsicht durchschauen würde.
    Während
John nun auf den Treffpunkt zumarschierte, sah er Laura jedoch nicht bei der gestrigen
Verabschiedung vor sich – sondern in jenem gewissen Moment, den sie sich unbeabsichtigt
im Badezimmer geteilt hatten. Er fragte sich, was für ein Mann es wohl sein mochte,
der ihr Herz zu erobern verstand. Ein Mastermind? Ein in jeder Lage souveräner Herr
mit beeindruckendem Job, imposantem Äußeren, vortrefflichen Manieren und Durchsetzungsvermögen?
Wie musste er sich ihn vorstellen? Als das Gegenteil seiner selbst, ein Anti-John-Dietz?
    Dann endlich
konzentrierte er sich. Genau zehn Minuten nach elf. Gut. Er postierte sich etwas
abseits eines allseits bekannten Restaurants, das er dem Typen genannt hatte. Zunächst
hatte er ihn, um keinen Verdacht zu wecken, zur Polizeidirektion in der Heinrich-von-Stephan-Straße
bestellt, dann aber angegeben, er hätte ohnehin in der Innenstadt zu tun, und daher
den Treffpunkt dorthin verlegt. Ja, dünnes Eis, sehr dünnes. Doch John hatte es
riskiert und irgendwie konnte er jetzt nicht mehr zurück: Er hatte am Vorabend,
nach dem gemütlichen Verspeisen der Pastareste, einfach im Restaurant Zum Karpfen
angerufen und verlangt, mit dem Kellner zu sprechen. Und wie schon bei der Unterhaltung
auf dem Parkplatz war es ihm gelungen, Druck auf den armen Rainer auszuüben. Der
Junge war offenbar derart eingeschüchtert, dass er sein Kommen sofort zusicherte.
    Aber wie
mochte das heute aussehen?
    Nicht anders.
Denn da erspähte ihn John, wie er von einem Rennrad abstieg, um es an einem Laternenpfahl
zu sichern. Er steckte den Schlüssel in die Tasche seiner Jeans, als John sich neben
ihm aufbaute.
    »Guten Tag«,
sagte John knapp und mit so autoritärer und offizieller Betonung, wie ihm das nur
möglich war.
    Der Junge
erschrak, wodurch die Haut seiner Wangen

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