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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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das einiges über den guten Ruf
der Küche aus. Der Kellner servierte ihre Bestellung: zwei Glas Wein, Empfehlungen
des Hauses, obwohl John mehr Lust auf ein Bier gehabt hätte. Er schaute dem jungen,
flachsblonden Mann hinterher und kam ins Grübeln. Das schmale Gesicht, das spitze
Kinn und die bleichen Wangen lösten eine vage Erinnerung aus. Ja, er war dem Kellner
schon einmal begegnet. Nur wo? Und wann? Erst vorhin dieser ganz andere Typ mit
den eleganten Slippern, an den er sich erinnern und gleichzeitig auch nicht erinnern
konnte. Und jetzt schon wieder ein Gesicht mit einem großen Fragezeichen in Johns
Gedächtnis. Du wirst alt, John Dietz.
    »Dann mal
raus mit der Sprache«, platzten Lauras Worte geradezu in seine ergebnislosen Gedankenspielereien.
    Verdutzt
merkte er, wie sie ihn forschend betrachtete. »Äh … Wie bitte?«
    »Wie bitte?«
Sie lächelte ein wenig und betrachtete ihn weiterhin eingehend. »Hey, John, da ist
doch was. Oder warum habe ich unablässig das Gefühl, dass du etwas loswerden willst?
Und dass du über eine Sache nachdenkst, die mit mir zusammenhängt? Oder mit Felicitas.«
    »Keine Ahnung,
wovon …«, begann er, ohne mal wieder sehr weit zu kommen.
    »Keine Ahnung?«,
wiederholte sie seine Worte. »Wirklich?«
    »Wirklich.«
Er nippte an seinem Wein, sie an ihrem.
    »Okay, John,
dann sag mir bitte, warum du aus heiterem Himmel nach einem Chrysler gefragt hast?«
    »Ich versteh
nicht.«
    »John, es
gab absolut keinen Grund, nach einem Chrysler zu fragen.«
    »Wenn du
meinst«, wich er ihr weiterhin aus.
    »Ja, das
meine ich«, ließ Laura sich jedoch nicht abschütteln. »Du hast irgendetwas herausgefunden,
oder? Du hast – weshalb auch immer, vielleicht aus verletztem Stolz – weitergemacht,
habe ich recht?«
    »Aus verletztem
Stolz«, spielte John diesmal ihr Echo.
    »Sicher.
Weil ich dich so schnell abserviert habe. Auftrag ausgesprochen, Auftrag entzogen.
Tschüs. Und natürlich, weil ich nicht sehr höflich mit dir umgesprungen bin.«
    »Nicht sehr
höflich? Aber, aber …« Wie er es genoss, ironisch zu sein.
    »John, hast
du doch etwas herausgefunden?«, ging sie gar nicht darauf ein.
    Er äußerte
keinen Ton.
    »Na los,
John, das ist eine ganz simple Frage.«
    In der Tat,
das war es, eine simple Frage. Und die war ebenso simpel zu beantworten. »Nein«,
sagte er. »Ich habe nichts herausgefunden. Überhaupt nichts. Leider.« Und das entsprach
ja der Wahrheit.
    Sie sah
ihn an, als glaube sie ihm nicht, ein wissendes Lächeln auf den Lippen. »Was war
mit diesem Chrysler?«
    »Ist das
ein Verhör?«
    »Nicht ablenken,
John. Wie kamst du auf den Chrysler? Hat der auch ein Offenburger Nummernschild?«
    »Nein, ein
Freiburger.«
    »Aber was
hat es mit diesem Auto auf sich?«
    Es hat auch
auffallend stark getönte Scheiben, hätte John beinahe erklärt, der sich ohnehin
schon albern genug vorkam. Er hatte nichts in der Hand, nicht den Ansatz einer Spur
– so sehr Laura darauf zu hoffen schien. Ihm kam es vor, als versuche sie, nach
einem letzten Strohhalm zu greifen.
    »Aber du
hast weiter nach Anhaltspunkten geforscht?«, ließ sie nicht locker.
    »Ja«, gab
er schließlich zu. »Dummerweise jedoch nichts herausgefunden.«
    Sondern
nur im Nebel herumgestochert, dachte er insgeheim. Ich weiß ja nicht einmal, wen
oder was ich suche. Da war einfach nichts Handfestes. Die stumme Maja. Das Haus
in Herdern. Ein Mercedes mit getönten Scheiben. Ein Chrysler mit getönten Scheiben.
Ein ganz gewöhnliches Restaurant auf dem Land mit leckeren Fischgerichten. Das Haus
in der Belfortstraße, in dem vorrangig einzelne Herren empfangen wurden. Das alles
war bloß ein einziges Gewirr aus Nebelschwaden, die überhaupt nichts miteinander
zu tun hatten, ein Gewirr aus – aus rein gar nichts.
    Außer die
stumme Maja.
    Denn immerhin
war Felicitas Winter auf dem Foto wiedererkannt worden, wenn auch als eine gewisse
Maja. Das konnte er Laura nicht einfach verschweigen. Oder doch? Schließlich hatte
er nicht mehr vorzuweisen. Dieses Widererkennen durch Tante Ju war der einzige Moment
gewesen, in dem Felicitas scheinbar greifbar geworden war. Aber eben nur scheinbar.
    »Du hast
tatsächlich nichts«, erkannte Laura Winter endlich.
    John schüttelte
den Kopf.
    »Na ja«,
seufzte sie und starrte auf einen nur für sie sichtbaren Punkt. »Wenigstens hast
du es weiterhin versucht. Obwohl du dazu gar nicht verpflichtet …«
    »Wir wär’s,
wenn wir ein paar Meter gehen?«, unterbrach er sie sanft.

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