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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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»Ein Spaziergang durch
Bahlingen zur Entspannung, und dann fahren wir zurück nach Freiburg.«
    Sie brachte
ein tapferes Lächeln zustande. »Einverstanden.«
    Da von dem
Kellner nichts zu sehen war, bezahlten sie bei seiner Kollegin. Ohne noch ein Wort
zu wechseln, verließen sie das Gasthaus. John wollte auf dem Fahrersitz Platz nehmen,
als er den Kellner am Rande des Gästeparkplatzes entdeckte. Und da erkannte er ihn
plötzlich wieder.
    »Ich bin
gleich bei dir«, meinte er zu Laura, während sie einstieg. Mit langsamen Schritten
näherte er sich dem jungen Mann. Er spürte, dass Laura ihm aus dem Auto hinterherblickte.
Der Kellner hatte eine Zigarettenpause eingelegt und trat den Stummel aus. »Wir
sind uns schon mal über den Weg gelaufen, oder?«, meinte John.
    Der Mann
drehte sich überrascht um. Er war noch jünger, als John ihn gestern eingeschätzt
hatte, bestimmt nicht älter als 19. Am Tag davor hatte er eine rote Baseballcap
getragen. Aber die bleichen, hageren Wangen, der schlaksige Gang – für John gab
es keinen Zweifel. Dieser Kellner war einer der Besucher des Hauses in der Belfortstraße.
    »Über den
Weg gelaufen?«, wiederholte der junge Mann irritiert. Er sprach mit typisch badischem
Zungenschlag. »Nicht dass ich wüsste.«
    John sah
ihn unverwandt an und nickte mit gespielter Überzeugung. »Na, sicher doch. Ich sag
nur: Belfortstraße.«
    Ein Wangenmuskel
zuckte, ein bemüht teilnahmsloses Achselzucken. »Was meinen Sie damit?«
    »Was ich
meine? Das ist uns beiden doch nur allzu klar«, erwiderte John rasch – und zwar
so, als wüsste er genau, worauf er hinauswollte. Was selbstverständlich nicht der
Fall war.
    »Hören Sie
zu, ich muss gleich wieder rein, mein Chef kann echt sauer werden und …«
    Mit einer
Geste seiner linken Hand brachte John ihn zum Schweigen. Glücklicherweise schien
er es mit einem Jüngling zu tun zu haben, der sich leicht einschüchtern ließ. Mit
der Rechten hielt er ihm jetzt Felicitas’ Foto genau vor die Augen, in einem Abstand
von nur ein paar Zentimetern. Es war intuitiv. Letztlich bloß ein weiterer Versuch
– ein aberwitziger Versuch ohne jeglichen Grund. Wie gehabt, also.
    Der Kellner
starrte auf das Gesicht der schwarzhaarigen Frau und einen Tick zu schnell wieder
darüber hinweg. »Was soll das?«
    War da ein
Aufblitzen in seinen Augen?
    Plötzlich
war John hellwach, plötzlich ging sein Puls schneller. »Lassen wir doch das dumme
Spielchen«, sagte er mit einer Betonung, die er sonst aus amerikanischen Krimiserien
kannte. Er ließ das Foto sinken. »Sie wissen, wer diese Frau ist, junger Mann. Und
ich weiß, dass Sie das wissen.«
    »Wer sind
Sie?«
    John begann,
ihn geradezu niederzustarren, und er erkannte, wie unangenehm das für den jungen
Mann war. »Ich bin der, der jetzt langsam wütend wird.« Er war tatsächlich wütend.
Nicht auf diesen Jungen, sondern darauf, dass er keine einzige Spur hatte, dass
nichts zusammenpasste. Auf sich war er wütend, auf seine Detektei, auf alles.
    Der Kellner
stierte auf die eigenen Schuhspitzen. »Sind Sie von der Polizei?«, murmelte er fragend,
ohne aufzusehen.
    »Ja«, hörte
John eine Stimme antworten. Seine eigene. Was soll’s?, dachte er grimmig. Du hast
damit angefangen, jetzt zieh’s durch. »Also, junger Mann, Sie kennen die Frau auf
dem Foto.«
    »Was heißt
schon kennen?«
    John fühlte,
dass ihn die Antwort wie ein Blitzstrahl traf. Fühlte sie in seinem Bauch, in seinem
Kopf. Auf einmal schien da etwas zu sein, an dem er sich womöglich festbeißen konnte.
»Mensch, nun spuck’s endlich aus!«, entfuhr es ihm.
    Ein rasches
Achselzucken. »Ist schließlich nicht verboten, in die Belfortstraße zu gehen, oder?«
    »Behauptet
ja keiner. Du kennst sie also aus der Belfortstraße?«
    »Nö.«
    »Woher dann?«
    »Ach, ich
hab sie nur einmal gesehen.«
    »Wo und
wann?«
    »Ist lange
her.«
    Ein Schrei
ertönte: »Rainer!« Der Wirt. Er stand vor dem Eingang zum Gasthaus, die Fäuste in
die Hüften gestemmt. »Ich hab’s tausendmal gesagt!«, rief er schnaubend dem Kellner
zu. »Ich bezahl dich nicht fürs Rauchen.«
    Erleichterung
auf dem bleichen Gesicht. »Komme schon.«
    Johns Hand
legte sich auf die knochige Schulter des jungen Mannes. »Du weißt auch, wie sie
heißt, stimmt’s?«
    »Nein.«
Ein blechernes unsicheres Lachen. »Nur ihren Künstlernamen. Oder wie man das nennt.«
    Erneut die
Stimme des Wirtes: »Rainer! Na los jetzt!«
    »Künstlernamen?«,
hakte John verdutzt nach. Ȁh,

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