Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
Vom Netzwerk:
Eile?«
    John ging
nicht darauf ein. »Herren der Gesellschaft. So haben Sie sich vorhin ausgedrückt.«
    »Ja, feine
Pinkel könnte man die Knilche auch nennen.«
    »Sie sagten
außerdem, Piet Eisenring sei der Besitzer einer Autowerkstatt. Läuft sie gut?«
    »Ach was,
das ist bloß ein kleines Ding. Eine Rumschraub-Bude wie tausend andere.«
    »Demnach
ist der gute Piet nicht unbedingt ein Herr der Gesellschaft. Wie kam es, dass er
an dem beschriebenen Abend eingeladen war? Und sogar einen Kumpel mitbringen konnte?«
    »Wirklich:
nicht die geringste Ahnung.«
    »Haben Sie
sich das nie gefragt? Oder ihn?«
    »Seither
habe ich Piet noch ein- oder zweimal gesehen. Und wir haben nur kurz miteinander
gesprochen. Er tauchte in der WunderBar auf, wirkte ziemlich gestresst, hat einen
Cocktail runtergekippt und war schon wieder weg. Hab kaum mehr als drei Sätze mit
ihm gewechselt.«
    »Sonst kam
er regelmäßiger?«
    »Sicher,
sicher. Aber bei ihm ist sowieso nie irgendwas regelmäßig. Mal oben, mal unten.
Das hat er immer gesagt.« Metzler schüttelte beiläufig den Kopf. »Ein Chaot eben.
Das letzte Mal, als ich ihn in der WunderBar traf, hat er ein blaues Auge gehabt
und sich ständig mit der Hand die Seite gehalten, als hätte er Schmerzen.«
    »Er war
verletzt?«
    »›Hast du
mal wieder einem braven Ehemann Hörner aufgesetzt?‹, hab ich ihn gefragt. Er hat
gelacht. ›Wer was riskiert, kriegt eben manchmal eins auf die Fresse.‹ Das war seine
Antwort.«
    »Kam Ihnen
das nicht irgendwie komisch vor?«
    »Nicht bei
Piet.«
    »Haben Sie
eine Telefon- oder Handynummer von ihm?«
    »Nein, habe
ich nicht. Ehrlich.«
    Zum ersten
Mal, seit sie losgelaufen waren, entstand eine längere Pause. Du hast dir nicht
einmal Notizen gemacht, sagte sich John. Das sah gewiss nicht besonders professionell
aus. Oder schrieben nur Fernsehkommissare mit? Oder nicht einmal die? Egal. Die
Informationen, die Rainer Metzler in größerer Fülle als erwartet preisgegeben hatte,
würde er gewiss nicht vergessen.
    »Wenn Sie
keine Fragen mehr haben, dann …«
    »Doch, habe
ich«, ließ John ihn erst gar nicht zum Ende kommen. Hast du wirklich welche, Kommissar?,
grübelte er. Was würde ein echter Ermittler fragen?
    »Ich müsste
nämlich los, Termine und so, und …«
    »Lady Butterfly«,
unterbrach ihn John abermals. »Woher kommt dieser Name?«
    »Woher?
Das weiß ich nicht. Piet nannte ihn. Als sie an dem Abend ins Zimmer kam. ›Das ist
also die berühmte Lady Butterfly‹, murmelte Piet ganz beeindruckt. Ich wollte mehr
über sie erfahren, aber er konnte mir nichts sagen. Nur, dass er schon von ihr gehört
hatte.«
    »Lady Butterfly«,
sagte John erneut. »Klingt irgendwie …?« Ja, wie eigentlich? Fast zu brav für die
Hauptattraktion eines solchen Abends.
    »Ich weiß
nicht«, wiederholte Metzler, »was es mit dem Namen auf sich hat.« Er sah an Johns
Aufmachung herunter, an den abgewetzten Jeans und den Nike-Schuhen, und erstmals
schien er hinsichtlich dieses Kommissars ins Grübeln zu geraten.
    »Wirklich
keine Idee?«, hakte John ganz ungerührt nach.
    »Eine Idee
wegen des Namens?« Metzler lachte unsicher. »Keine Ahnung. Vielleicht heißt sie
einfach nur so, weil sie so verflucht schön ist. Eine Frau wie in einem Traum. Schön
wie ein Schmetterling.«
    Schön war ,
dachte John Dietz.
     
    *
     
    Felicitas Winter. Mit diesem Namen
hatte es angefangen. Mit einer Studentin, die nicht studierte. Dann war die stumme
Maja hinzugekommen. Und jetzt auch noch Lady Butterfly. Welchen Weg hast du gewählt,
Felicitas? Welche Abzweigungen genommen? Bevor es zu jener schrecklichen Sekunde
kam, in der das Auto auf dich zuraste und deinem kurzen Leben ein Ende setzte?
    Langsam,
in Gedanken versunken, schlenderte John auf den Bertoldsbrunnen zu. Seit der ziemlich
leger gekleidete Kommissar Tappert dem erleichterten Rainer Metzler erklärt hatte,
das wäre alles für den Moment, er könne gehen, waren lediglich 15 oder 20 Minuten
vergangen. Er stellte sich an die Haltestelle vor dem großen Kaufhaus und wartete
auf die Straßenbahn, die ihn nach Zähringen bringen würde. Dort hatte er vor, das
Fahrrad zu nehmen und sich zwei bestimmte Punkte in der Stadt genauer anzusehen.
Unwillkürlich dachte er an Laura. Wo mochte sie sein? Suchte sie immer noch nach
Antworten? Er konnte sie sich nicht tatenlos vorstellen. Ein paar Tage länger in
Freiburg – so vage hatte sie sich ihm gegenüber geäußert. Wo steckte diese attraktive
Frau, die viel

Weitere Kostenlose Bücher