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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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würde sie so etwas mindestens einmal pro Woche machen.
    »Heiliges
Ofenrohr«, hörte John sich flüstern. Doch er folgte ihr.
    Langsam,
genau wie zuvor im Freien, setzten sie ihre Schritte. Nach dem Besuch in dem leer
stehenden Haus in der Tullastraße hatte John das alte Feuerzeug durch ein anderes
aus seinen niemals aufgeräumten Schreitischschubladen ersetzt. Allerdings hätte
er nicht gedacht, dass er es so schnell brauchen würde. Die kleine Flamme stach
in größtenteils leere, kaum benutzte Räume. Nur in einem befand sich noch etwas
von der Einrichtung, ein ausladendes Doppelbett, das sogar mit einem Laken bezogen
war, wie John mit einer raschen Berührung feststellte.
    »Sollte
eine Taschenlampe nicht zur Standardausrüstung eines jeden Privatdetektivs gehören?«,
musste Laura selbst in dieser Situation mit spitzzüngigem Flüstern anmerken.
    John rollte
mit den Augen, fühlte sich wie ein Schüler, der seine Hausaufgaben nicht gemacht
hatte, und verzichtete lieber auf eine Antwort.
    »Ist der
Kerl nun ausgezogen oder nicht?«, hauchte sie kurz darauf in die dumpfe Stille.
    Sie beschlossen,
sich das Erdgeschoss vorzunehmen. Dort erwartete sie ein Wohnzimmer, das nicht oder
nur teilweise ausgeräumt worden war.
    »Vielleicht
ist der Auszug noch nicht beendet«, mutmaßte John.
    »Oder dieses
Haus wurde gar nicht im eigentlichen Sinne bewohnt. Womöglich diente es bloß als
eine Art Unterschlupf. Man richtete es ein, um einigermaßen angenehm zu residieren,
wenn es notwendig war.«
    »Nicht nur
einigermaßen angenehm«, betonte John und hob das Feuerzeug an. Ein schwarzes Lese-
und Fernsehsofa, Sessel im gleichen Stil, ein kleines Tischchen. Alles sah teuer
aus – und so gut wie neu. An der Wand hing ein riesiges Flachbild-TV-Gerät. Auf
dem edlen Parkett quietschten Johns Nike-Schuhe leise. Eine offen stehende Tür führte
in eine Art Arbeitszimmer mit komplett leerem Schreibtisch. Im nächsten Raum fielen
die Blockstreifentapete im Zebra-Look und die schwarz lackierte Schrankwand auf.
Darin hingen, als wären sie einfach vergessen worden, ein paar dunkle elegante Herrenanzüge
auf Bügeln.
    Sie gingen,
Johns Feuerzeugflamme tanzte voran, wieder ins Wohnzimmer und von dort in die Küche.
Der Herd machte den Eindruck, als hätte er allein so viel gekostet wie das gesamte
Haus, in dem John lebte. Laura strich mit dem Zeigefinger über die Kochfläche. »Ich
wette, hier wurde noch nie etwas zubereitet.« Sie schüttelte den Kopf, während John
die Flamme ersterben ließ. »Hier wirkt alles«, drang ihre Stimme durch das Dunkel
zu ihm, »als wäre es für Fotos in einem schicken Einrichtungsmagazin zusammengestellt
worden. Trendy, kostspielig, hochwertig. Wie für jemanden, bei dem es nicht aufs
Geld ankommt.«
    »Und was
schließt du daraus?«
    »Gar nichts.«
    Sie nahmen
die Treppe zurück nach oben, um dort erneut von einem Zimmer ins nächste zu gehen.
Schweigend, vorsichtig, einige Sekunden lang mit Licht, dann im Finsteren. Und abermals
wurde John von diesem komischen Gefühl abgelenkt. Ist es das, was du wolltest? Hast
du es dir so vorgestellt?
    Nach einer
Weile verharrten sie am Treppenkopf. »Bleiben noch der Dachboden und der Keller«,
meinte Laura.
    »Oder die
Möglichkeit, einfach zu verschwinden.«
    »Na gut.
Wir schauen uns im Keller um, und wenn da nichts Auffälliges zum Vorschein kommt,
dann gehen wir wirklich.«
    »Einverstanden.«
John hoffte, Laura hörte die Erleichterung, die in diesem einen Wort mitschwang,
nicht allzu klar heraus.
    Eine untermauerte
Betontreppe führte nach unten in einen schmalen Gang. Stickige Luft empfing sie.
Die Flamme beleuchtete nackte Wände und winzige, vergitterte Rechteckfenster, die
unterhalb der Grasnarbe lagen. »Lass uns das Licht anschalten. Einen Versuch ist
es wert.«, bemerkte Laura leise. »Wer sogar einen Teil der Einrichtung in seinem
Heim lässt, der kümmert sich bestimmt nicht darum, dass der Strom abgestellt wird.«
    John ließ
den Flammenschein über die Wand wandern, bis er einen Schalter fand. Eine Neonröhre
flutete den beengten Raum geradezu mit greller Helligkeit, die ihn und Laura kurz
zusammenfahren ließ. Er deutete auf die Fenster. »Man sieht von außen das Licht.«
    »Lassen
wir es trotzdem an. Wir sind sowieso gleich draußen.« Laura runzelte die Stirn.
»Ziemlich kleine Fenster – und trotzdem Gitter davor. Irgendwie merkwürdig.«
    Eine Holztür
stand halb offen und gab den Blick frei auf einen Vorratsraum. An drei Wänden

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