Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
Vom Netzwerk:
verirrte sich seine Hand in seinen Jackenaufschlag. Die
Pistole. Leicht und schwer zugleich. Nur – was täte er, würde es wirklich gefährlich
werden? Er stellte sich Laura vor, wie sie von groben Händen unter die Dusche gedrückt
wurde, er dachte an die Blutspritzer in dem Keller.
    Fast war
er da. Auf der schwarzen Motorhaube befand sich ein Mosaik aus zahllosen Regentropfen.
John blieb stehen. Kein Mensch war in diesem Auto. Oder? Er ging noch näher heran,
ganz nahe, beugte sich vor und legte die Hand wie einen Schirm vorsichtig auf das
Fenster des Fahrers.
    Nein, in
dem Auto saß niemand. Zumindest so viel war klar.
    »Hm.« Er
richtete sich auf und machte eine beruhigende Armbewegung in Lauras Richtung – er
konnte sie nicht sehen, doch mit Sicherheit beobachtete sie ihn durch das Rückfenster.
    Ein leichter
Wind raschelte an der Hecke, die den Friedhof umfasste. In das leise Rauschen mischten
sich abgehackte Geräusche, ganz in der Nähe. John sah sich um. Er hörte Schritte.
Und er entdeckte die beiden Gestalten, die genau auf ihn zukamen – und die es irgendwie
schafften, nicht vom kegelförmigen Schein der Straßenlaternen erfasst zu werden.
Es waren Männer, anscheinend dunkel gekleidet, der eine untersetzt, mit breiten
Schultern, der andere etwas größer und schlanker.
    Tief aus
Johns Kehle drang ein Räuspern. Er tastete nach der Pistole, doch der geriffelte
Griff fühlte sich seltsam fremd an. Die Hand baumelte schließlich wieder an seiner
Seite herab.
    Die Männer
gingen schneller, zielstrebiger.
    Oder bildete
er sich das lediglich ein?
    Auf einmal
war da etwas, das seine Gedanken lähmte und seine Beine antrieb. Ein Impuls, eine
Ahnung, was auch immer, er dachte nicht mehr nach, drehte sich einfach um und begann
zu laufen, zurück zum Fiesta. Hinter sich hörte er die Sohlen der Männer hart auf
den nassen Asphalt treffen. Wahrscheinlich hatten sie noch einmal an Tempo zugelegt,
aber John verzichtete darauf, es zu überprüfen.
    Er glitt
auf den Fahrersitz, den Laura doch frei gelassen hatte.
    »Nichts
und niemand, stimmt’s?«, meinte sie. »Ich habe dich beobachtet, bis du gewinkt hast.
Dann war ich erst mal erleichtert.«
    Er legte
den Gang ein und löste die Handbremse, ganz kurz drehten die Reifen durch, dann
schoss der Fiesta auf der Fahrbahn dahin.
    »Hey!«,
rief Laura überrascht.
    Im Rückspiegel
meinte John gerade noch zu sehen, wie zwei dunkle Schemen auf den Mercedes zurannten,
dann musste er allein auf das achten, was sich vor ihm abspielte. Mit hoher Geschwindigkeit
bog er nach links ab in Richtung Zähringer Straße. Beinahe hätte er die Kontrolle
über den Wagen verloren. Er durchfuhr einige weitere Seitenstraßen, behielt dabei
den Rückspiegel im Auge. Bei der Endhaltestelle der Straßenbahn stach er in die
Zähringer Straße. Ein rascher Blick nach hinten: kein Mercedes.
    »Bist du
einem Gespenst begegnet?«, fragte Laura und schien sich Mühe zu geben, nicht zu
spöttisch zu klingen.
    »Nein, zweien.«
    »Ich habe
niemanden gesehen. Bei deinem Wink dachte ich, es wäre alles okay.«
    John erwiderte
nichts. Er steuerte das in die Jahre gekommene Gefährt in Richtung Stadtmitte.
    »Würdest
du so freundlich sein und mir verraten, wohin wir fahren?«
    »Am liebsten
wäre es mir, dich zur Polizei zu bringen.« Er hob kurz die Schultern. »Ich weiß
auch nicht, aber auf einmal habe ich das Gefühl, dass das Ganze so richtig gefährlich
werden könnte.«
    »Auf einmal
erst?« Sie lachte trocken.
    »Hast du
eine Handynummer von diesem Hauptkommissar? Vielleicht rufst du ihn an und sagst
ihm …«
    »Ja, was
denn? Dass John Dietz zwei Gespenster gesehen hat?«
    »Vergiss
es«, entgegnete er gereizt.
    »Aber eigentlich
hast du recht: Ich müsste Hauschild natürlich von diesem Keller erzählen. Ja, ich
werde gleich morgen früh versuchen, ihn zu erreichen.«
    »Weshalb
erst morgen früh?«
    »Weil es
schon ziemlich spät ist. Weil wir gar nicht wissen, was tatsächlich vorgeht. Weil
er wahrscheinlich selig in seinem Bett schlummert.« Laura sah John von der Seite
an. »Es ist doch längst nach Mitternacht. Ich schlage vor, wir gehen in dein Büro
und beratschlagen in aller Ruhe.«
    »Laura,
diese Männer wissen mit Sicherheit«, widersprach er rasch, »wo sich mein Büro befindet.
Da halte ich es nicht gerade für eine brillante Idee …«
    »Wir machen
es trotzdem so«, schnitt sie ihm das Wort so präzise ab wie ein Chirurg. »Wir fahren
ins Büro. Wo sollten wir sonst hin? Und

Weitere Kostenlose Bücher