Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)
täuschte er sich jetzt?
»Wie es
aussieht, war’s das erst mal in Sachen Observierungen. Stimmt’s, Johnny?«
Früher hatten
ihn alle Johnny genannt, inzwischen nur noch Tante Ju, wie ihm gerade auffiel. »Ja,
wir machen Feierabend, wie man das so schön nennt.«
»Findest
du nicht, dass es der richtige Zeitpunkt wäre, mich endlich einmal einzuweihen?
Immerhin habe ich mir den Hintern platt gesessen, um eine dunkle Villa anzustarren.
Und davor ein Haus, in dem eine harmlose Frau wahrscheinlich den Abend damit zugebracht
hat, fernzusehen.«
Sie sagte
es auf lustige Weise und John musste erneut schmunzeln. »Okay«, entgegnete er nickend.
»Das wäre in der Tat der richtige Zeitpunkt.«
»Dann spann
mich nicht länger auf die Folter, Schnüffler.«
In knapp
umrissenen Worten schilderte er ihr, was sich in dem Haus in der Belfortstraße abspielte.
Und er berichtete ihr von dem Mann im Chrysler und von dessen zunächst hundemüder,
dann völlig überdrehter Begleiterin.
»Du hältst
die Frau für eine Prostituierte«, schloss Laura. »Und den feinen Herrn, der in dieser
Villa residiert, für ihren Zuhälter. Und in der Zeit, in der er sie in dem Haus
in der anderen Straße gelassen hat, stand sie Freiern zur Verfügung.«
»Danach
sieht es für mich aus.«
»Klar, das
ist denkbar. Ist gewiss keine schöne Sache.« Laura schnalzte mit den Fingern. »Aber
der Punkt ist: Das ist nicht einmal strafbar. Jedenfalls, wenn diese Damen das freiwillig
über sich ergehen lassen.« Sie holte Luft. »Jetzt verstehe ich leider noch viel
weniger, was du hier wolltest. Zuerst hoffte ich ja, das Ganze würde irgendwie mit
Felicitas in Verbindung stehen. Ich weiß, das hört sich dumm an, trotzdem hatte
ich den Eindruck …«
»Ich weiß
es selbst nicht genau«, platzte es auf einmal ungewollt laut aus ihm heraus. »Doch
möglicherweise spielt deine Schwester durchaus eine Rolle …« Seine Stimme verlor
sich.
»Ja?«
»Jemand
erkannte sie wieder. Auf dem Foto.«
»Und das
sagst mir erst jetzt?« Diesmal bedachte sie ihn mit einem Blick, in dem gewiss nichts
Liebevolles lag.
»Ich wollte
erst sichergehen«, verteidigte er sich lahm.
»Sichergehen?«,
wiederholte sie spitz.
»So kam
ich in die Belfortstraße. Und so zu dem Zuhälter. Und so schließlich hierher.«
Sie pustete
Luft durch die fast geschlossenen Lippen. »Und Felicitas? Selbst wenn ich mich wirklich
bemühe, kann ich keinerlei Zusammenhang erkennen.«
Sag’s ihr
endlich!, forderte er sich selbst auf. Sag ihr, was du von Rainer Metzler erfahren
hast. Und wenn nichts dran ist, Johnny? Wenn alles nur ein großes Missverständnis
ist? Wenn dieser Metzler sich womöglich geirrt …
»John!«,
stach Lauras klare, gefasste Stimme in seine hilflosen Gedanken. »Lass es mich mal
ganz anders fragen: Könnte es sein – und selbst wenn noch so wenig dafür sprechen
mag –, dass Felicitas irgendetwas mit dieser Villa zu tun hat?«
»Ehrlich
gesagt – ich weiß es nicht.«
»Aber irgendetwas
juckt dich in den Fingern, oder? So sehr, dass du stundenlang hier im Auto sitzt
und dieses Haus ansiehst.«
»In der
Nase.«
»Bitte?«
»Es juckt
mich in der Nase.«
»John, was
hat die Frau mit dem Pudel dir vorhin erzählt?«
»Dass der
Besitzer ausgezogen ist. Sie hat was von einem Laster gesagt, in dem Möbel …«
»Und die
Vorhänge?«, unterbrach ihn Laura auf die altbekannte Art, die er fast schon vergessen
hatte. »Die hat der Besitzer in den Fenstern vergessen?«
»Ach … Die
Vorhänge. An die habe ich gar nicht mehr gedacht.«
»Na großartig.«
Ihre Hand klatschte auf ihren Oberschenkel. »Du sagst mir, dass die Villa eventuell
– und auch bloß eventuell – etwas mit Felicitas zu tun haben könnte. Und jetzt willst
du allen Ernstes unverrichteter Dinge wieder wegfahren?«
John sah
sie an. »Was soll das denn heißen? Unverrichteter Dinge? Was, bitte schön, soll
das heißen, Miss Ich-weiß-alles-besser?«
»Mensch,
da ist niemand drin. Kein Mensch. Das ist doch offensichtlich.«
»Na und?«
»Du bist
ein- oder zweimal wie ein elfjähriger Pfadfinder um das Haus geschlichen, und das
war’s?« Ihr Blick spießte ihn auf. »Was hast du vorhin gesagt? Feierabend?«
»Äh …«
»Raus mit
dir!«
»Hä?« Verdattert
sah er zu Laura und dann auf das Lenkrad vor ihm.
»Ich dachte,
du wärst so ein abgebrühter Privatschnüffler.« Ihr Tonfall machte einen spöttischen
Schlenker.
»Keine Ahnung,
was du meinst.«
»Na, das
ist doch dein Stil,
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