Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)
unter der nach oben schwenkenden
Schranke des Parkhauses durch hinaus auf die Fahrbahn.
»Ja.« Sie
nickte. »Irgendwas ist seltsam bei den beiden. Wahrscheinlich ist Schnickler einer
dieser nervigen Juniorchefs, die ihre Nase ständig irgendwo reinstecken und alles
verderben. Irgendwie traue ich dem nicht so ganz über den Weg.«
»Und weiter?«
»Ich sprach
also mit Hauschild. Zuerst wollte ich mir irgendeine Geschichte ausdenken, wie ich
an die Fotos mit den Ketten und den Blutflecken herangekommen bin, aber dann …«
Laura hob die Achseln. »Aber schließlich hab ich ihm einfach die Wahrheit gesagt.
Dieser Hauschild macht wirklich einen vertrauenswürdigen und kompetenten Eindruck.
Ich habe auf mein Gespür vertraut.«
»Mein Gott,
du haft ihm doch nicht etwa gefagt, daff wir beide in die Villa …« Johns Unterkiefer
tat gleich noch mehr weh.
»Dein Name
ist sowieso mit keiner Silbe gefallen. Ich erklärte Hauschild, dass in diesem Haus
Menschen gefangen gehalten wurden. Wie Tiere. An Ketten. Und misshandelt wurden.
Anders kann es ja gar nicht sein. Natürlich wollte er wissen, ob ich die Fotos selbst
aufgenommen habe, wie ich auf dieses Haus kam und so weiter, und so weiter.«
»Und?«,
fragte John gespannt dazwischen.
»Hauschild
war sehr fair. Er bot mir an, einfach zu vergessen, dass er die Fotos je gesehen
hat. Aber er wollte sofort mit den Ermittlungen beginnen. Fotos und mein Name würden
in keinem Bericht erwähnt werden. Das hat er mir zugesagt. Falls sich etwas ergeben
sollte, würde er es so aussehen lassen, als wären die Nachforschungen durch anonyme
Hinweise in Gang gesetzt worden.«
»Waf hat
er vor?«
Sie hatten
die Innenstadt fast umfahren und befanden sich bereits in der Nähe der Uniklinik.
»Als Erstes
will Hauschild in Erfahrung bringen, wer der Besitzer der Villa ist. Oder ob das
Haus zeitweise vermietet wurde, und wenn ja, an wen. Außerdem habe ich ihm von der
Belfortstraße berichtet. Er erklärte mir, dass ihm in dieser Straße nichts von Prostitution
bekannt sei.«
»Alfo?«
»Also läuft
da irgendetwas Ungesetzliches. Meint Hauschild. Ich erinnerte ihn an die Ketten
und das Blut, und er antwortete wörtlich: ›Was immer da vor sich geht, ich werde
es herausbekommen. Verlassen Sie sich auf mich.‹«
»Und? Tuft
du daf?«
Durch die
Windschutzscheibe sah Laura nach vorn, um dann überzeugt zu nicken. »Hauschild weiß,
was er macht. Da bin ich mir sicher.«
»Umfo beffer.«
»Du hörst
dich echt schlimm an, John.« Sie betrachtete ihn eingehend von der Seite. »Wie ist
das eigentlich passiert?«
Er bog ab
auf das große Parkplatzareal der Uniklinik. »Alfo. Ef war fo ¼ «
»Weißt du
was – erzähl’s mir lieber später. Wenn es dir besser geht.«
In dem langen
Gang der Klinik mussten sie nicht lange warten. Johns kürbisgroßes Kinn sprach offenbar
eine allzu deutliche Sprache. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass der Unterkiefer
nicht gebrochen war. John erhielt Schmerztabletten und die Anweisung, sich zu schonen
und die untere Gesichtspartie mit Eis zu kühlen. Als sie das Klinikgebäude verließen,
bestand Laura darauf, das Steuer zu übernehmen, und John war nicht gerade undankbar
deswegen. Sein Schädel bestand nur noch aus einem monotonen Brummen. Während der
Fahrt zu seiner Wohnung behielt er den Rückspiegel aufmerksam im Auge, es war jedoch
nichts Auffälliges festzustellen.
Nachdem
sie in der Wohnung eingetroffen waren, befahl Laura ihm, sich auf dem Sofa auszustrecken,
und abermals gehorchte er bereitwillig. Sie brachte ihm ein Glas Wasser für die
Tabletten und ein Geschirrtuch, in das sie jede Menge Eiswürfel gebettet hatte.
Behutsam drückte sie es auf die Schwellung, und John hielt es fest. Mit einem Blick
bedankte er sich.
Laura schenkte
sich ebenfalls Wasser ein und setzte sich in den Sessel neben dem Sofa. »Du hast
die ganze Zeit überprüft«, meinte sie nach einem tiefen Schluck, »ob wir verfolgt
werden. Das habe ich gesehen.«
John nickte
nur. Das Schmerzmittel hatte es anscheinend in sich – sein Kinn schmerzte bereits
nicht mehr ganz so, fühlte sich eher taub an. Und das Sprechen fiel ihm wieder leichter.
»Ich habe
mich ebenfalls umgesehen. Aber unseren Freund mit seinem schwarzen Mercedes und
OF-Nummernschild konnte ich nicht entdecken.«
Er stützte
sich auf die Ellbogen. »OF?«
»Ja, John.
Ich hab dir doch gesagt, dass der Mercedes mit den getönten Scheiben ein Offenburger
Kennzeichen hat.«
Ohne das
Bündel aus
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