Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)
Und ich spreche nicht von Fahrerflucht.«
»Als Felicitas
starb?« Der Zweifel in ihrer Stimme waren nicht zu überhören.
»Ja. Als
Felicitas starb.«
»Nicht mit
rechten Dingen?« Diesmal war sie es, die ihn nachäffte. »Da musst du schon ein bisschen
mehr vorbringen.«
Er hatte
tatsächlich nicht mehr daran gedacht, wie ätzend sie zuweilen klingen konnte. »Vergiss
es«, knurrte er bloß.
»John ¼ « Das Klingeln
ihres Handys stoppte Laura. Sie nahm den Anruf entgegen und stand auf. Nur ein paar
Worte wechselte sie mit dem Gesprächspartner, dann war die Unterhaltung beendet.
»Ich muss los!«
»Was?« Sein
Kopf ruckte hoch.
»Das war
Hauschild.« Mit ernstem Gesicht streifte sie ihre leichte Jacke über. »Er hat etwas
herausgefunden.« Im Gegensatz zu dir, hörte John den Unterton. Oder glaubte es zumindest.
»Etwas Wichtiges.
Er will es mir nicht am Telefon sagen, sondern sich mit mir treffen.«
»Wenn du
mit ihm sprichst, bring doch einfach mal den Namen Mojtovian ins Spiel.«
»Bitte?«
»Einfach
nur so. Mojtovian.« John bekam mit, dass sie ihn erneut zweifelnd ansah. »Ich bin
so gut wie fertig«, meinte er und rappelte sich vom Sofa hoch. »Wir können gleich
starten.«
»Ja, ich
schon. Du gewiss nicht«, wehrte Laura entschieden ab. »Der Arzt hat dir Schonung
verordnet.«
Obwohl er
sauer auf sie war, gefiel ihm die Vorstellung, sie allein gehen zu lassen, nicht
im Geringsten. »Ich muss nur meine Jacke holen und ¼ «
»Kommt nicht
infrage.« Laura sah ihn mit diesem kühlen Ausdruck an, den er seit Längerem nicht
mehr wahrgenommen hatte. »Du bleibst hier. Basta.«
Einen Moment
lang hatte er gehofft, sie würde ihm einen Kuss geben oder zumindest eine versöhnliche
Geste zeigen. Doch stattdessen war sie aus dem Zimmer gerauscht. John stand vor
dem Sofa, das eiskalte, nasse Geschirrtuch in der Hand und starrte auf die Tür,
durch die sie eben auf den Gang geschlüpft war. »So ein Mist.« Nicht nur du, dachte
er, auch sie ist sauer. Er hatte ihren Stolz unterschätzt. Oder ihre Liebe zu Felicitas.
Oder beides. Und nun tat auch der Kiefer wieder so richtig weh.
Als er sich
ratlos aufs Sofa setzte, erfasste ihn eine innere Unruhe, die ihm gar nicht gefiel.
An diesem einen Morgen gemeinsam mit Laura aufzuwachen, selbst auf der wackligen,
viel zu schmalen Liege, das war etwas Besonders gewesen. Da hatte ihn tatsächlich
eine Zuversicht erfüllt, alles könne auf den richtigen Weg gebracht werden – auf
den Weg, nach dem er schon so lange suchte. Und jetzt? Ja, Unruhe. Alles, was er
verspürte, war eine tiefe Unruhe.
Lustlos
ging John in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen – bis er auf den Gedanken
kam, dass das heiße Getränk seinem Unterkiefer nicht unbedingt guttun würde. Er
schaltete die Maschine erst gar nicht ein, sondern füllte lieber ein frisches Geschirrtuch
mit einer weiteren Eiswürfelsammlung. Das Klingeln seines Handys holte ihn zurück
ins Wohnzimmer. Das eiskalte Tuch ans Kinn gedrückt, zog er es aus der achtlos auf
den zweiten Sessel geworfenen Lederjacke. Er rechnete so fest mit Laura, dass er
die Anzeige des Displays ignorierte.
»Ja?« Das
Geschirrtuch rutschte ihm aus der Hand und er musste es aufheben.
»Hallo?«
Eine Männerstimme. Und zwar eine, die ihm bekannt vorkam.
»Äh ¼ ja?«
»Kommissar
Tappert? Sind Sie’s?«
»Nein«,
murmelte John. Tappert? »Äh, na klar bin ich’s. Wer sonst?«
»Hier ist
Rainer Metzler.«
Der Kellner
– und du erkennst ihn nicht einmal!, tadelte sich John in Gedanken. »Okay«, sagte
er dann rasch. »Was gibt’s?«
»Sie haben
mir doch Ihre Nummer gegeben.« Metzler hörte sich unsicher an. Als wäre ihm nicht
ganz wohl bei dem Anruf. »Falls mir was einfallen sollte.«
»Sicher,
sicher.« John spürte, wie er ungeduldig wurde. »Und? Ist Ihnen etwas eingefallen?«
»Nicht direkt«,
druckste Metzler herum. »Aber es geht um Piet Eisenring. Sie haben doch so viele
Fragen nach ihm gestellt, und ich will keinen Ärger mit der Polizei. Ich habe mir
ja nie was zuschulden ¼ «
»Was ist
mit Eisenring?«, fuhr John dazwischen.
»Er hat
mich angerufen. Ich wusste nicht mal, dass er meine Handynummer hat.« Metzler atmete
hörbar ein. »Na ja, ich melde mich bei Ihnen, weil mir das Ganze merkwürdig vorkommt.
Erst ist er wie vom Erdboden verschluckt, und dann will er plötzlich Geld von mir.«
»Geld?«
Mensch, Junge, komm zur Sache!
»Ja, er
wollte sich unbedingt mit mir verabreden, und ich war schließlich
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