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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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einverstanden.«
    »Wo?«, fragte
John, der längst mit vollster Konzentration zuhörte.
    »Sie kennen
bestimmt den Flückigersee, oder? Da gibt es ein kleines Wäldchen.« Metzler beschrieb
die Stelle, zu der Eisenring ihn bestellt hatte, ein wenig genauer.
    »Was hat
Eisenring sonst noch gesagt?«
    »Nichts,
mit dem ich viel anfangen konnte. Er wirkte irgendwie anders als sonst. Ziemlich
eingeschüchtert. Er steckt in der Klemme. So hat er es ausgedrückt. Wahrscheinlich
will er bloß die Kohle von mir leihen und dann sehe ich nichts mehr von ihm. Das
wäre typisch für Piet.«
    »Wann sind
Sie mit ihm verabredet?«
    »In genau
einer Dreiviertelstunde. Piet hatte es ziemlich eilig. Es konnte ihm gar nicht früh
genug sein.«
    John warf
einen Blick auf die Uhr. Mit dem Fahrrad könnte es eng werden. Also würde er noch
einmal auf den Fiesta zurückgreifen – Tante Ju hätte bestimmt nichts dagegen. »Treffen
Sie sich mit ihm und versuchen Sie ihn, falls ich noch nicht da sein sollte, ein
wenig hinzuhalten.«
    »Aber Piet
weiß dann natürlich, dass ich ihn verpfiffen habe.«
    Deswegen
die ganze Zeit über dieses Zögerliche an ihm. »Keine Bange«, versuchte John ihn
zu beruhigen. »Sie haben nichts zu befürchten. Um Eisenring kümmere ich mich schon.«
Dann pass aber besser auf als letztes Mal, ermahnte John sich im Stillen.
    »Gut«, entgegnete
Metzler, ohne seine Zweifel zu verbergen. Ȇbrigens, Herr Kommissar, eine Frage
noch: Gibt’s da eventuell ¼ Also, ist da möglicherweise eine Belohnung für mich drin?«
    »Na sicher.«
    »Ach? Wie
viel denn?«
    »Ein Riesenlob
von mir. Das ist doch was, oder?« John schleuderte das durchnässte Geschirrtuch
aufs Sofa und griff nach der Jacke. »Jetzt aber los! Machen Sie sich auf zum Flückigersee.
Wir wollen doch den guten Piet nicht warten lassen.«
    »Wird gemacht,
Kommissar Tappert«, murmelte Metzler enttäuscht, aber fügsam. Und da machte John
die Tür bereits hinter sich zu. Während er abschloss, dachte er an die Anweisung
des Arztes. Sich schonen? Nein, das musste warten.
    Natürlich
war es, wie es immer war: Hatte man es nicht eilig, herrschte kaum Verkehr. Und
wenn jede Sekunde zählte, kam man kaum voran. Vom Steuer aus meldete sich John bei
Tante Ju. Wie er es sich gedacht hatte, spielte es für sie keine Rolle, dass er
ihren Fiesta etwas länger in Beschlag nahm. »Ich helfe dir immer gern, Johnny«,
lachte sie. Ȇbrigens: Ist dir aufgefallen, dass ich gar keine Sherlock-Holmes-Scherze
mehr mit dir treibe? Brav, oder?«
    »Auch dafür
herzlichen Dank.« Mit der freien Hand schob er sich einen Kaugummi zwischen die
Lippen. »Da fällt mir ein: Sagt dir der Name Mojtovian irgendetwas?«
    »Wie bitte?«
    »Mojtovian.«
    »Wie geschrieben?«
    »Weiß ich
nicht genau. Ich dachte nur, du hast den Namen vielleicht mal aufgeschnappt.«
    »Nö. Nicht
dass ich wüsste. Ich kann mich ja mal umhören.«
    »Das wäre
klasse.«
    John hatte
bereits den Stadtteil Betzenhausen erreicht. Zu dem kleinen See war es nicht mehr
weit. Flüchtig erinnerte er sich daran, wie er Blanca, die Bedienung aus dem Krügle,
ganz in der Nähe nach Hause gebracht hatte – es kam ihm vor, als läge das eine Ewigkeit
zurück. Kein Wunder, hatte sich in der Zwischenzeit doch so einiges ereignet.
    Er fand
einen Parkplatz in der Sundgauallee und näherte sich über einen Fußweg dem Flückigersee,
der aus den 1920er-Jahren stammte, als ein Baustoffunternehmen Sand und Kies abbaute.
Eine gewisse Anspannung breitete sich in ihm aus. Da gab es ein paar Fragen, die
er Piet Eisenring unbedingt stellen wollte. Dieser Kerl durfte ihm auf keinen Fall
erneut entwischen.
    Abgeschirmt
von dem Gasthaus, das sich auf einer Anhöhe westlich des Sees befand, wartete er
kurz ab. Sein Blick tastete den Wald ab, der vorwiegend aus jungen Bäumen bestand.
Niemand war zu entdecken. John ging ein paar Schritte weiter und stellte sich neben
das Gasthaus. Die Tische davor waren um diese Tageszeit spärlich besetzt. Auf den
Wiesen rund um das Wasser, dessen Oberfläche von keinem Wind gestört wurde, saßen
oder lagen hier und da vereinzelte Leute. Man las, hörte Musik oder genoss einfach
die Sonne, die diesen Herbstbeginn so milde machte. Nach einem Blick auf die Uhr
hielt John wieder nach zwei vertrauten Gestalten Ausschau. Und er wurde fündig.
Aus der Richtung, aus der er selbst gekommen war, tauchte Rainer Metzler auf, mit
zögerndem Schritt und herabhängenden Schultern, als wäre er am liebsten sonst

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