Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
Vom Netzwerk:
drückte
auf Wahlwiederholung – allerdings bescherte ihm das erneut nicht mehr als dieses
entmutigende Tuten. Als John wenig später gemeinsam mit den beiden Pavels den Lagerraum
verließ und die Gaststube betrat, fragte er sich von Neuem, ob das letzte Gespräch
alles zwischen ihm und Laura zerstört hatte. Warum meldete sie sich nicht?
     
    *
     
    »Gibst du mir eine?« John deutete
auf die halb volle Zigarettenschachtel inmitten des wilden Durcheinanders auf Tante
Jus Schreibtisch. »Ich könnte echt eine vertragen.«
    »Ha!« Sie
lachte auf und zerdrückte den Stummel im Aschenbecher. »Und dann bin ich schuld,
dass du wieder zu uns armen Suchtopfern gehörst. Nein, nein, Johnny, da musst du
dir jemand anderen suchen.«
    »Okay, vergessen
wir das einfach und kommen lieber zu den wichtigen Dingen.« John saß wie immer auf
dem dreibeinigen, schiefen Hocker. Unentwegt dachte er über das Gespräch mit Pavel
Smolarek nach. Über Helena und ihre furchtbaren Erlebnisse. War Helena etwa Lady
Butterfly? Denkbar. Oder doch nicht? Hatte er Laura völlig unnötig von einer möglichen
Verbindung zwischen Felicitas und den Zuhältern erzählt? Abermals ein Fehler seinerseits?
Einer, an dem er noch lange würde knabbern müssen?
    »Die wichtigen
Dinge, Johnny? Welche zum Beispiel?«, riss Tante Ju ihn aus den Gedanken.
    Er sah auf.
Was wollte er eigentlich hier? Ach ja, natürlich. »Du hattest vorhin wegen Mojtovian
angerufen. Gibt’s was über ihn?«
    Ihr Gesicht
wurde ernster. »Zuerst war mir der Name völlig fremd. Den kennst du nicht, sagte
ich mir. Nie gehört, nie gelesen.« Sie blickte ihn durch muffelige Luft und sich
auflösenden Zigarettenqualm hindurch an.
    »Und?« Gelegentlich
musste man einfach ungeduldig werden, wenn Tante Ju einen ihrer ganz langen Anläufe
nahm.
    »Ich fragte
ein paar Leute in der Zeitung, aber auch da: Fehlanzeige.«
    »Und?«
    »Tja, und
dann bin ich auf etwas ziemlich Naheliegendes gekommen. Auf das du übrigens ebenfalls
hättest kommen können.«
    »Nämlich?«
    »Da sitze
ich den lieben langen Tag vor dem verflixten Computerdingsbums und hasse diese Kiste
von ganzem Herzen. Das weißt du ja.«
    »Ich weiß«,
antwortete er gepresst.
    »Aber eine
Sache ist ziemlich praktisch dran.«
    »Musst du’s
wirklich immer so spannend machen?« John merkte, dass seine Stimme genervt klang.
    »Ich hab
gegoogelt, Johnny. So heißt das doch, oder? Gegoogelt.«
    Nun war
er tatsächlich neugierig. »Und?«
    »Und?«,
imitierte sie perfekt seinen Tonfall. »Da kam so einiges heraus über den feinen
Herrn Mojtovian. Ich fand ein paar Zeitungsartikel, in denen von ihm die Rede war.
Und du kannst dir nicht vorstellen, um was es dabei ging.«
    »Um Verbrechen.«
    »O ja, Johnny.
Verbrechen der schlimmsten Sorte. Ha! Widerliche Sachen, die zumindest bei uns in
Freiburg nicht vorkommen.«
    Da bin ich
mir nicht so sicher, dachte John. »Aber in Frankfurt?«
    »Genau.
Dieser Mojtovian ist ein dicker Fisch im Frankfurter Rotlichtviertel gewesen. Die
Polizei weiß offenbar nicht allzu viel über ihn, nicht einmal, ob Mojtovian sein
richtiger Name ist und wo genau er herstammt. Man nimmt an, aus der Ukraine. Auf
einmal tauchte er in der kriminellen Szene des Rhein-Main-Gebietes auf. Schnell
wurde er zum Boss einer Bande. Er stand – und steht immer noch – im Verdacht, bei
allen möglichen Sauereien mitzumischen. Waffenhandel, Drogen und vor allem ¼ «
    »Prostitution«,
entfuhr es John.
    »Richtig«,
sagte Tante Ju überrascht. »Zwangsprostitution. Zum bevorzugten Zeitvertreib seiner
Bande gehörte es offenbar, ahnungslose junge Frauen aus den ehemaligen Ostblockländern
nach Deutschland zu locken.« Ein bitterer Unterton schlich sich in Tante Jus Stimme.
»Hier wurden diese Frauen praktisch wie Sklavinnen gehalten. Unter unvorstellbaren
Bedingungen. Und zur Prostitution gezwungen. Die Polizei ermittelte. Doch: Man konnte
diesem Mojtovian nichts nachweisen. Offiziell wohnte er gar nicht in Frankfurt.
Oder Offenbach. Oder Wiesbaden.«
    Offenbach,
schrillte ein Alarmsignal in Johns Kopf. Offenbach wie OF.
    »Anscheinend
war es«, fuhr Tante Ju fort, »als würde man einen Geist verfolgen. Für Mojtovian
schien also alles bestens zu laufen.« Sie griff nach der Zigarettenschachtel, überlegte
kurz und legte sie wieder weg. »Lief es aber letzten Endes doch nicht. Er bekam
Ärger. Leider nicht mit der Polizei, die er nach wie vor an der Nase herumführte.«
    »Sondern?«
    »Sondern
mit seinesgleichen. Wie

Weitere Kostenlose Bücher