Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)
Hauschild
zusammenzuarbeiten.«
»Hm, ich
frage nur, weil Laura nicht gerade begeistert von Schnickler war.«
»Laura?
Ach so, die Blondine.
»Mein Eindruck
war, dass sie ihm nicht getraut hat.«
»Aber Thomas
kannst du doch trauen.«
»Wie meinst
du das, Tante Ju.«
»Na ja,
Johnny, wenn du bei unseren Freunden und Helfern was loswerden willst oder eine
Frage hast, ruf einfach Thomas an. Oder ¼ « Sie lachte auf. »Oder soll ich
das für ich dich machen?«
»Du kennst
mich wirklich gut.«
»Was soll
ich ihm ausrichten?«
»Sag Thomas
bitte, dass er im Studentenwohnheim in der Habsburger gebraucht wird, im vierten
Stock, vierte Tür links. Da findet er einen Verbrecher namens Alex, an einen Heizkörper
gekettet. Das ist ein Mann, der zu dem netten Herrn Mojtovian gehört, von dem wir
kürzlich sprachen. Und sag ihm, er soll sich beeilen.«
»Hoppla!
Jetzt überraschst du mich aber. Angekettet! Ein Verbrecher! Klingt irgendwie Furcht
einflößend, Johnny.«
»Lass die
Späße. Wie gesagt, er soll sich beeilen.«
»Das war
mein Ernst, Junge. Ich rufe gleich bei Thomas an.«
»Sehr gut,
vielen Dank. Und noch eine Kleinigkeit.«
»Ja?«
»Du erinnerst
dich doch an die stumme Maja. Du hast mir erzählt, sie hätte ständig ein einziges
Wort wiederholt: Maja.«
»Und?«
»Könnte
sie Moja gesagt haben?«
»Moja? Hm.
Gut möglich. Nur ganz sicher bin ¼ «
»Aber möglich
wär’s?«, hakte er nach.
»Ja, klar.«
»Gut, das
reicht mir. Danke noch mal. Für alles.«
Doch sie
hatte bereits aufgelegt.
John sah
sich um. Viel Betrieb an der Tankstelle, auch auf dem Parkplatz des Supermarktes.
Er entdeckte weder den Mann, der angeblich Wala genannt wurde, noch sonst eine auffällige
Gangstervisage. Man hatte sich zwar die Mühe gemacht, sein Büro zu verwüsten. Aber
seit einiger Zeit schien ihn niemand mehr zu beobachten. Oder bekam er es nicht
mit? Und was war mit seiner Wohnung? War man dort ebenso mühelos eingedrungen wie
in sein Büro?
John atmete
tief durch, schüttelte die Müdigkeit ab, die ihn erfasst hatte, und stieg in den
Wagen. Der Motor brummte auf, als wolle er sich gegen das Tempo wehren, das John
einschlug, nachdem er auf die Habsburgerstraße eingebogen war. Der Gedanke an die
eigene Wohnung ließ ihm keine Ruhe mehr. Was würde er vorfinden? Abermals ein Bild
der Zerstörung. Nach einer Fahrt, die im ziemlichen Gegensatz zum ansonsten rücksichtsvoll
ablaufenden Freiburger Verkehr stand, parkte er am Rand des kleinen Friedhofes.
Mit eiligen Schritten ging John auf den Wohnblock zu, in dem er seit so vielen Jahren
lebte. Die kribbelnde Anspannung, die er zuletzt bei der Konfrontation mit Alex
gespürt hatte, kehrte zurück. Im Treppenhaus begegnete er niemandem. Vor der Wohnungstür
hielt er inne. Er tastete nach der Pistole, ließ sie allerdings stecken. Das Schloss
sah unbehelligt aus.
»Also rein
mit dir«, flüsterte John sich zu.
Mit angehaltenem
Atem betrat er die Wohnung. Der Flur, das Wohnzimmer, die Küche, das Schlafzimmer,
der andere, etwas kleinere Raum – nichts Auffälliges zu entdecken, keine Scherben,
alles in bester Ordnung, oder bei ihm eher Unordnung. Erleichtert schnaufte er durch,
um sich dann in der Küche rücklings auf einen der Stühle zu setzen. Das war vor
Kurzem Lauras Platz gewesen. Laura. Wo mochte sie sein? Seine Erleichterung war
angesichts der Ungewissheit schon wieder dabei, sich in Unbehagen zu verwandeln.
Sein Magen knurrte, er verspürte jedoch nicht den geringsten Appetit. Vom Stuhl
aus griff er zu der Kommodenschublade, in der er immer Knabberkram für Momente aufbewahrte,
wenn er keine Lust hatte zu kochen. Und solche Momente gab es zahlreich.
Nur um seinen
Magen etwas abzulenken, stopfte er sich ein paar Gummibärchen aus einer Riesentüte
in den Mund, die er beinahe vergessen hatte. Gedankenschwer kaute er vor sich hin.
Es war, als wäre er wieder mit Vollgas in eine Sackgasse gerast. Er schaltete das
Radio ein und die Stimme des Moderators verwandelte sich rasch in die eines gewissen
Alex. Die Sätze drehten sich in Johns Kopf, er spulte sie vor, spulte sie zurück,
lauschte ihrem Klang. Längst tat es ihm leid, dass er nicht mehr Fragen gestellt,
sondern sich von der Situation hatte beeindrucken lassen. Er hätte viel mehr bohren,
er hätte genauer nachdenken sollen. Er hätte ¼ was auch immer. Und die Stimme
blieb in seinem Kopf, immer dieselben Worte. Er dachte an das Foto von Felicitas,
an jenen Moment, als Pavel Smolarek ihr Gesicht
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