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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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für das seiner Tochter Helena gehalten
hatte. Tante Ju hatte dieselbe Aufnahme in den Händen gehalten – und war überzeugt,
darauf die stumme Maja wiederzuerkennen. Was war mit Smolareks Tochter geschehen?
Musste sie in einem ähnlichen kleinen Bordell anschaffen wie jene Frau, die sich
John als Chantal vorgestellt hatte? Felicitas und Helena, zwei junge Frauen, die
sich ähnlich sahen und die ein ähnlich trauriges Schicksal verband. Nur, dass Helena
noch lebte. Falls das überhaupt der Fall war. Von Neuem drängte sich Alex’ Stimme
in den Vordergrund. Er hatte einiges von ihm erfahren, sicher, und dennoch ¼
    Plötzlich
rieselte ein Schauer an Johns Rückgrat hinab.
    Eine Frau
musste sterben.
    Das hatte
Alex gesagt. Auch das war nichts Neues, und trotzdem stand dieser Satz mit einem
Mal völlig allein. Als hätte Alex sonst gar nichts von sich gegeben.
    John verschluckte
sich an einem der Gummibärchen und wurde von einem Hustenanfall geschüttelt.
    Eine Frau
musste sterben.
    Nicht die Frau. Eine Frau. Er hielt das nächste Gummibärchen mit den Fingerspitzen fest und
betrachtete es, als hätte er nie zuvor eines gesehen. Oder als könne es ihm alle
Fragen beantworten. Manchmal war es nur eine Kleinigkeit. Nur ein Wort. Oder ein
Gummibärchen. Oder beides. John stand auf und stürmte aus der Wohnung. Zeitverschwendung,
sagte er sich, was du tust, ist Zeitverschwendung! Ein Hirngespinst, nichts weiter!
Völlig verrückt, völlig aussichtslos! Wieder einmal! John Dietz und sein blöder
Riecher, na klar. Und dennoch konnte er nicht anders.
    Kurz nachdem
er losgefahren war und auf der Zähringer Straße jede Möglichkeit nutzte, die sich
zum Überholen bot, ertönte die Elvis-Melodie. Schnickler!, dachte er, als er das
Handy aus der Jacke fischte. Und einmal mehr irrte er sich.
    »Laura!«,
rief er und wäre fast auf einen Volvo vor ihm aufgefahren. »Endlich! Wo steckst
du denn?«
    »Sorry,
dass ich nicht früher anrufen konnte.«
    John dachte
an Alex’ Behauptung und war gleich beruhigter, ihre Stimme zu hören. »Sag schon,
wo bist du, was war los?«
    »Ich hab
nicht viel Zeit, John. Lange habe ich mich mit Hauschild unterhalten, und jetzt
warte ich auf ihn. Er holt gerade seinen Wagen. John, ich glaube endgültig, dass
hinter Felicitas’ Tod viel mehr steckt als ein gewöhnlicher Unfall. Hauschild ist
offenbar an einer großen Sache dran.«
    »Hast du
wieder diesen Schnickler gesehen?« Inzwischen fuhr John langsamer. »Er hat mich
angerufen, um sich mit mir zu treffen.«
    »Nein, habe
ich nicht. Hauschild hat allerdings einige Andeutungen gemacht. Ich weiß nicht,
aber ich glaube, er mag Schnickler nicht.«
    »Laura,
bei mir hat sich auch einiges getan. Ich war in Felicitas’ altem Studentenwohnheim
und …«
    Ein Rauschen
unterbrach ihn. Ein weiteres Mal hörte er kurz ihre Stimme, die von neuerlichem
Rauschen überdeckt wurde, dann nichts als Stille.
    »Mist!«
John versuchte, sie zu erreichen, doch es kam keine Verbindung mehr zustande. Auch
Laura rief nicht noch mal an. Mit den nächsten Flüchen auf den Lippen bog er in
die Tullastraße ein und rumpelte mit dem Fiesta in die erste sich bietende Parklücke.
Er stieg aus, und schon von Weitem betrachtete er konzentriert das Haus, in dem
er sich bereits einmal aufgehalten hatte – und in dem ihm ein ziemlicher Schreck
in die Glieder gefahren war. Sein Mund war noch erfüllt von dem künstlichen Fruchtgeschmack
der Gummibärchen, der ihm auf einmal ganz widerlich vorkam.
    Bevor er
das Grundstück erreicht hatte, entlud sich aus dem Grau über der Stadt ein platschender
Regenguss. John fröstelte. Er ging schneller, die Tropfen prasselten laut auf das
Leder seiner Jacke. Wieder übte das Gebäude, in dem Piet Eisenring und Rainer Metzler
einst einen Abend mit Champagner und Sex genossen hatten, eine unheimliche Wirkung
auf John aus. Die Fenster starrten leer auf ihn herab, und die tief hängenden Wolken
tauchten alles in eine vorabendliche Dunkelheit.
    »Zeitverschwendung«,
murmelte er leise, als er sich daran machte, zur Rückseite des Hauses zu gehen.
Der Regen hielt an. Johns Schuhe sanken in den rasch aufgeweichten Grund. Auf dem
gleichen Weg wie vor Kurzem drang er ins Innere vor – durch eines der zerstörten
Fenster im Erdgeschoss. Im Inneren hüllte ihn dieselbe schlechte Luft wie beim ersten
Mal ein. Dieselbe Stille innerhalb dieser kalten Mauern, dasselbe Nichts aus Staub.
Behutsam setzte er einen Schritt nach dem anderen.
    Diesmal
wusste er,

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