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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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dem Krankenhausdirektor abgemacht, daß Bryan als Faktotum übernommen würde. Aber als er mit Bryan telefonierte und ihm die gute Nachricht überbrachte, schien der widerliche Wicht gar nicht erfreut. Arbeit für das Krankenhaus sei nicht das, was er sich vorgestellt habe. Aber woran dachte Bryan, und worauf mußte man bei ihm gefaßt sein? Wenn Schmidt nur einen Notizblock zur Hand hätte, würde er sich sofort aufschreiben, daß er die Lage prüfen müsse.
    Ach ja? Wieviel hast du weggeschenkt?
    In der Hauptsache habe ich behalten, was mein Vater ihr hinterlassen hatte, also alles, was er bei seinem Tod besaß, plus den Durchschnittserträgen aus ihren Investitionen. Dazu war ich berechtigt, fand ich. Aber das Geld, das sie von Sozon, ihrem ersten Mann, hatte, das war etwas anderes. Das wollte ich nicht haben, dabei wäre mir nicht wohl gewesen, also gab ich es dem Krankenhaus.
    Ganz schön großzügig, Dad. Ich wußte gar nicht, daß du unter die Philanthropen gegangen bist.
    Durchaus nicht. Ich fand es nur richtig, ihr zu Ehren so zu handeln, denn sie hatte viel für mich getan, obwohl sie keineswegs dazu verpflichtet gewesen wäre.
    Ich hoffe nur, daß du nicht zuviel weggeschenkt hast, denn ich muß dich um Geld bitten.
    Das heißt, ich soll dich und Jon über Wasser halten, bis er alles auseinanderdividiert hat?
    Mit Jon hat dies nichts zu tun. Über ihn können wir meinetwegen später reden, wenn es unbedingt sein muß. Himmel, du hast wirklich nur Jon im Kopf oder so. Dad, die Sache ist die, daß ich es einfach leid bin, für andere Leute zu arbeiten. Marden Bush ist in Ordnung, ich bin immer noch auf der Lernkurve, und glaub mir, als Repräsentantin von Tabakkunden lande ich nicht so in der Sackgasse, wie es Interessenvertretern gewisser anderer Institutionen ergangen ist.
    Hörten denn die unnötigen Seitenhiebe nie auf? Dieser letzte war wohl im voraus geplant gewesen. Vielleicht war ihr die Bemerkung aber auch nur herausgerutscht. Seit fünf – oder sechs – Jahren lebte sie mit Jon Riker; da mußte sie immer wieder gehört haben, wie Schmidts Mandantenstamm – Versicherungsgesellschaften, die als Kreditgeber von Körperschaften fungierten – sich verflüchtigte, dahinschwand, bis Schmidt nach Einschätzung von Riker und Konsorten zu jenen Senioren gehörte, die nur Ballast fürdie Kanzlei sind und anderen, vor allem den Jungtürken, das wohlverdiente Einkommen schmälern. Da Charlotte offensichtlich etwas von ihm wollte – eine große Summe, worauf er hätte wetten mögen –, hätte sie so klug sein können, einmal ihre Zunge zu hüten. Aber sie kannte ihn wohl gut genug, um zu wissen, daß es am Ende keine Rolle spielte, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Womöglich hatte sie das Gefühl, daß sie sich als unabhängige, wirklich erwachsene Person behauptete, wenn sie nicht nett und nicht dankbar war und trotzdem bekam, was ihr zustand.
    Ich verstehe.
    Sie fuhr fort: Ich kenne da diesen tollen Mann in der Firma, mit dem ich bei PR-Kampagnen viel zusammenarbeite. Der ist sehr gut, gerade Geschäftsführer geworden. Wir haben besprochen, wie wir uns auf eigene Füße stellen könnten. Unseren eigenen Laden aufmachen, verstehst du. Klein anfangen und das Unternehmen oder so was Ähnliches aufbauen. Du hast das nie gemacht, aber eine Menge Leute tun es. Es ist nicht mehr die Regel, daß man ein Leben lang in derselben Firma bleibt.
    Sie hielt inne, als wolle sie Schmidt gleiche Redezeit geben. Ihm schien ein Grunzen in der Bedeutung irgendwo zwischen »Oh« und »Stimmt« als Entgegnung ausreichend und klug zu sein.
    Das scheint dich nicht besonders zu interessieren.
    Oh doch. Und was erhoffst du dir von deiner Idee? Daß du denselben Kunden dieselben Dienstleistungen anbietest wie jetzt? Ist das möglich? Ich könnte mir vorstellen, daß Marden Bush gewisse Klauseln gegen unlauteren Wettbewerb hat, die ein Geschäftsführer beachten muß – und du vielleicht auch.
    Harry hat sich kundig gemacht. So heißt mein künftiger Partner, Harry Polk. Wir wollen uns auf die Organisation von Special Events konzentrieren, also Veranstaltungenzum Organisieren von Geldern oder Seminare und so was, und das dürfen wir auch. Das haben die Anwälte ihm erklärt. Wir würden uns sowieso mit der Firma absprechen, um Aktivitäten zu koordinieren und um ihr das Gefühl zu geben, daß wir sie einbeziehen. Das ist eine gute Strategie, wenn wir wollen, daß sie Arbeit an uns delegieren. Das tun sie vielleicht auch. Marden

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