Schmidts Bewährung
Psychoschlange, bevor sie mich zertritt. Jedes amerikanische Gericht hätte ihn innerhalb von fünf Minuten freigesprochen: Notwehr in höchster Bedrängnis. Nicht schuldig wegen Unzurechnungsfähigkeit. Vielleicht wäre es gar nicht zum Prozeß gekommen. Jetzt war es zu spät.
Schau mal, sagte er. Du verlangst eine Menge Geld. Trotzdem hast du ganz recht mit der Annahme, ich könne es mir leisten, dir die Summe zu geben und dasselbe Leben zu führen wie bisher.
Sie kicherte.
Ruhe bewahren, riet Schmidt dem Hunnen Schmidtie. Achte gar nicht auf sie.
Der Punkt ist der, daß die Schenkungssteuer noch nicht abgeschafft ist, sagte er. Wenn ich eine Schenkung mache, muß ich dem Bund und dem Staat New York über siebzig Prozent auf die Schenkung zahlen – zusätzlich zu dem, was du von mir haben möchtest. Auch das ist noch keine Katastrophe, obwohl doch eine Menge Geld zusammenkommt, wenn man Schenkung und Schenkungssteuer addiert; und das heißt, daß ich mich auf einmal und ohne jede Vorbereitung von einer großen Summe trennen muß. Andererseits bist du mein einziges Kind, und kein Mensch würde sich daran stoßen, daß du erwartest, mich zu beerben. Aber erst wenn ich sterbe – und nicht jetzt gleich. Und wenn ich dann in die Grube fahre, wird die Erbschaftssteuer fällig. Deshalb würden manche Steuerberater sagen, es sei klug, Schenkungen zu machen und Schenkungssteuer zu zahlen, weil dann das Geld, das ich für die Steuer aufgebracht habe, nicht mehr in meinem Vermögen ist und nach meinem Tod nicht mehr versteuert werden muß.
Wow, Dad!
Du brauchst nicht sarkastisch zu werden. Der steuerliche Rat ist gut, allerdings weiß ich nicht, ob er auf meinen Fall paßt. Ich bin gesund und schlage offenbar meinem Vater nach, der sehr lange gelebt hat. Womöglich brauche ich mein Geld bis auf den letzten Pfennig, um ein Pflegeheim bezahlen zu können!
Ob sie zuhörte, war nicht zu erkennen. Die Verletztheit in ihrem Gesicht hatte sich in einen Ausdruck von Langeweile und Trübsinn verwandelt. Ach zum Teufel, dann konnte er seine Rede auch zu Ende halten. Er versuchte die eigenen Worte nicht zu hören – sie ödeten ihn ja selbst an – und fuhr fort: Vor allem dann, wenn der Betrieb, den du mit Mr. Polk gründest, ein Fehlschlag wird. Wenn das einträte und wenn ich dir ein Darlehen gegeben oder eine Einlage gezahlt hätte, dann hätte ich die Schenkungssteuer gespart und könnte den Verlust des Darlehens oder der Einlage abschreiben. So planen vernünftige Menschen ihre Finanzen.
Schon kapiert. Lassen wir das Ganze einfach fallen. Ich werde mit Harry reden. Vielleicht bleiben wir doch, wo wir sind.
Sprich mit ihm. Und laß dir noch einmal durch den Kopf gehen, was ich gesagt habe. Bitte, mein Schatz, begreif doch endlich: Wenn du dich entschieden hast, daß du kein Darlehen und keine Investition in deinen Betrieb von mir willst, sondern eine Schenkung, dann bekommst du das Geld, ob ich Steuern dafür zahlen muß oder nicht. Aber erst einmal möchte ich Harry Polk kennenlernen, und ich halte es nicht für unvernünftig, daß ich einen Geschäftsplan sehen will. Das verlange ich zu deinem Schutz. Mein Rat in solchen Fragen war anderen Leuten gewöhnlich eine Menge Geld wert. Du bekommst ihn umsonst.
Sehr komisch. Ich muß mich wohl auch noch bedanken.
Bitte, gern geschehen. Wann soll das Ganze denn stattfinden?
Wir haben daran gedacht, nächste Woche oder so zu kündigen und dann Ferien zu machen. Ich bin geschafft.
Möchtest du hierher kommen? Ich würde mich freuen.
Dad!
War nur so eine Idee.
Er mußte sich wirklich das automatische Reden und die automatisch sich einstellenden Ideen abgewöhnen. Diese hier war ziemlich lausig. Wie konnte er sich einbilden, Charlotte würde ein paar Wochen mit ihm und Carrie zusammensein wollen, und wie konnte er Charlotte einladen, ohne Carrie vorher gefragt zu haben? Wahrscheinlich würde sie sagen: Ist ja cool – aber angenommen, sie sagte etwas ganz anderes, nämlich: Ich glaub es nicht. Du willst mich wohl verarschen, oder? Was dann? Wie macht man einen Rückzieher, ohne Unheil anzurichten? Das mußte er Charlotte lassen, diese Peinlichkeit hatte sie ihm erspart.
Schon gut, wir hatten daran gedacht, nach Aspen in dieses Tenniscamp zu gehen. Aber Harry weiß nicht, ob er wegfahren kann. Das hängt von seinen Kindern ab.
Oh.
Er ist geschieden und hat die zwei kleinen Jungen, sieben und fünf sind sie. Wenn seine Frau später im Monat etwas Urlaub nehmen kann, wird
Weitere Kostenlose Bücher