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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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üblich hat die Sache einen Haken. Kurzfristig hängt alles davon ab, ob Bryan gegen das Rauschmittelgesetz verstoßen hat, ob er gegen Kaution freigelassen ist und sich der Meldepflicht entzogen hat, ob ein Haftbefehl gegen ihn vorliegt und so weiter und so fort. Andernfalls wird es nichts mit den Bezirkspolizeibeamten aus Southampton oder Suffolk; niemand wird Bryan in Handschellen legen und den Kollegen aus Florida übergeben, die mit ihrem großen dicken Flugzeug hier angekommen sind, um ihren Flüchtigen der Südstaatenjustiz zuzuführen. Was ist, wenn Bryan nur wegen Faulheit oder Frechheit gefeuert worden ist oder wegen einer Telefonistin, die sich beschwerte, weil er sie betatscht hat. Auf lange Sicht wäre so auch nichts gewonnen. Selbst wenn Bryan tatsächlich nach Palm Beach gekarrt wird: Wie lange wird er im Gefängnis bleiben? Nicht sehr lange. Er wird sich eines kleineren Vergehens schuldig bekennen, und noch im selben Jahr oder spätestens nach achtzehn Monaten ist er wieder da, mit dem Bus oder einem Flugzeug nach Bridgehampton. Nur zu einem einzigen Zweck: Schmidt umzubringen oder so zu verletzen, daß dieser sich wünschte, nie geboren zu sein. Deshalb der Werkzeugkasten aus Aluminium. Der Mann, der sich auf die Spezialbehandlung vonAutos versteht, wird auch wissen, wie er Zangen, Bohrer und Scheren, die er immer für den Fall eines Falles bei sich hat, zur Spezialbehandlung seines alten Kumpels Albert einzusetzen hat. Diesmal ist er nicht deswegen gekommen. Jetzt will er nichts als Geld. Dann gib es ihm, gib es ihm so, daß er es erst irgendwann nach langer Zeit in Raten zurückzahlen muß. Oder vielleicht will er auch irgendwas Fieses, das mit Carrie zu tun hat. Kein Problem! Sie wird schon wissen, wie sie damit zurechtkommt, es sei denn, sie will es selbst. Siehe Mansour. Wie schäbig! Als ihm klar wurde, wie gemein die Gedankenverbindung war, die er da in seinem Kopf ausspann, trieb ihn der Abscheu vor der eigenen Überlegung aus dem Bett. Er ging ins Badezimmer, urinierte, ließ den Wind fahren, der seinen Bauch wie einen Fußball aufgebläht hatte, putzte sich die Zähne und stieg die Treppe zur Küche hinunter. Für die Zeitung war es viel zu früh, auf die Croissants mußte er noch Stunden warten, also kochte er sich am besten erst mal einen Tee.
    Dies ist keine Angelegenheit für die Polizei, und sie ließe sich auch dadurch nicht regeln, daß er vor Bryan auf die Knie fiel. In Hampton Bays oder vielleicht in Riverhead muß es Bars geben, in denen die einschlägig erfahrenen Ortsansässigen herumhängen. Nicht die »Ach Scheiße, für mich ist Schluß mit lustig«-Trottel, diese Fatalisten, die nur zu gern verkeimte Wassertanks leer pumpen, Müll zum Schuttplatz karren und eigenhändig mit der Schippe Gruben für die Grundmauern der Häuser reicher Leute ausheben, damit die Vegetation auf deren Grundstücken nicht von Bulldozern zerstört wird. Sondern Killer. Kerle mit Mumm und Handfeuerwaffen. Er wird eine dieser Spelunken finden und dasein, Abend für Abend, mit dem Barmann reden, vertraulich, aber laut genug, daß andere mithören können. Und über kurz oder lang werden siesich an ihn gewöhnen. Ein alter Geldsack mit krummem Rücken, aber immer noch ganz stattlich. Fährt ein tolles Auto. Ist Kettenraucher, mag Zigarillos, die er sofort jedem anbietet, der sich interessiert zeigt. Mittlerweile hat der Barmann die Geschichte des alten Knackers geschluckt und meint, Schmidt sei reingelegt worden. Denselben Eindruck hat auch der eine oder andere der Burschen, die aufgepaßt haben. Eines Abends, ziemlich bald, wenn nicht viel los ist, wird es dann soweit sein: Der Barmann wird die Einladung zu einem Bourbon annehmen, den Schmidt ihm immer aufdrängt, und sagen: Al, von diesem Scheißkerl mußt du dir nichts gefallen lassen, verlaß dich auf mich. Komm morgen abend und sprich mit Vince. Zur verabredeten Stunde ist Schmidt da. Der Barmann begrüßt ihn: das Übliche, Al? Er weist mit dem Kinn auf eine Nische. Vince da drüben hat sich was überlegt. Mit Vergnügen sieht Schmidt, daß der Typ kräftig und schweigsam, ordentlich angezogen und höflich scheint, man würde sich nicht wundern, wenn er einer von Michael Mansours Leibwächtern wäre. Er erklärt, wie er sich die Sache denkt: Zwei Typen, die ich kenne, kommen extra aus der Stadt, und wenn Sie mir Bescheid geben, daß Sie abends lange wegbleiben wollen, gehen die in Ihr Haus, schlagen den Scheißkerl zusammen und passen auf, daß

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