Schmidts Bewährung
nichts in der Welt verfilmt. Von Anfang an knarrte das Zeug wie ein billiges Bett, und die Arbeit mit Martin Quine war eine Katastrophe. Gut, er schrieb das Buch, aber ich sage dir, jedesmal, wenn er das Script anrührte, hätte ich ihn umbringen können. Ich war nicht ganz bei mir – nur deshalb hatte ich zugestimmt, daß er als Berater an dem Film mitwirkte. Übrigens, du wirst es nicht glauben, aber Katerina und der Schwachkopf Papachristou sind geschieden. Vorige Woche hat sie mich angerufen. Nur ein Kind. Ein Junge.
Das könnte deine große Chance sein, bemerkte Schmidt.
Auf keinen Fall, entgegnete Gil. Ich werde Elaine nie mehr untreu. Unsere Ehe war immer gut, aber jetzt fühle ich mich neu belebt in meinem Glück mit ihr. Anders kann man es nicht sagen. Trotzdem tat mir das Herz weh, als ich Kat am Telefon hörte. Ob man die Frau gewonnen oder verloren hat – daran ändert sich nichts in diesem Spiel. Reden wir lieber weiter von deinem neuen Busenfreund.
Ich bitte dich, das ist er nicht.
Das werden wir ja sehen. Jedenfalls wollte er bei meinem letzten Film auf einmal als Coproduzent genannt werden. Das war ein Schlag. Ich muß zugeben, Eric Holbein war mir eine große Hilfe, denn da ihm nur das Geld wichtig ist, kann er so einen Unsinn ganz objektiv betrachten. Er sah auch, welches Risiko für Mike – und für sein Life Center – darin lag. Hey, du kennst doch seine Spinnerei mit dieser Stiftung? Die managt er sogar ziemlich gut. Und dann auch die Gefahr für seine Eitelkeit und so weiter, schließlich war zu erwarten, daß der Film sehr umstritten sein würde. Natürlich behielt Eric recht. Eine Zeitlang dachten wir, alle Vereine und Verbände gegen Diffamierung samt Jerry Falwell würden über uns herfallen. Schließlich fanden Eric und ich aber eine Formulierung, mit der alle glücklich sein konnten – dachte ich.
Weißt du, den Abspann im Kino lese ich fast nie.
Schon gut, das erwartet auch niemand von dir. Der Film, den ich jetzt machen will – bei dem verlangt er nicht nur, daß sein Name im Abspann genannt wird. Er will als verantwortlicher Produzent fungieren. Zuerst hätte ich ihm am liebsten gesagt, er soll sein Geld nehmen und es sich sonstwohin stecken. Natürlich habe ich mich beherrscht, denn es ist wirklich eine Menge Geld, und wir können es gut brauchen, und außerdem sind wir schon so lange miteinander im Geschäft. Also fragte ich, was das Ganze soll. Er war unverschämt genug, mir zu sagen, er fühle sich jetzt in der Lage, mir echten kreativen Input zu geben. Mein Werk auf eine höhere Ebene zu heben! Als erstes sollte ich Omar Sharif zum Berater nehmen. Ich aß gerade einen Chefsalat und verschluckte mich so, daß ich fast erstickt wäre. Ich fragte: im Ernst? Er antwortete: vollkommen im Ernst. Um es abzukürzen: Er setzte mir auseinander, daß ihm noch nie etwas mißlungen sei, was er wirklich habe schaffen wollen, und daß er auf der Geschäftsebene schon alles Erreichbare erreicht habe – ich habe mir übrigens die Frage verkniffen, ob er sich schon an Microsoft gemessen hat –, aber er habe noch immer nicht das Gefühl, daß seine Möglichkeiten ausgeschöpft seien. Nun wolle er seine Erfüllung in der Filmkunst finden! An diesem Punkt konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und fragte ihn, ob er schon einmal daran gedacht habe, daß man zum Kunstmachen Talent brauche. Wie kommst du auf die Idee, du hättest Talent? fügte ich noch hinzu, für den Fall, daß er begriffsstutzig war. Ganz ehrlich, ich dachte, er würde mir eine knallen – daß unter seiner Fettschicht ein Paket Muskeln sitzt, wird dir nicht entgangen sein – oder jedenfalls vom Tisch aufstehen und gehen. Aber nichts davon. Pas de problème. Er sagte, er habe immer künstlerische Fähigkeiten in sich gespürt, und nur weil er nach dem Unfall seiner Eltern das Familienunternehmen habe retten müssen, sei es zu einem Knick in seiner Lebensweise gekommen, aber er habe sich schon bewährt, indem er mich unterstützte und beriet. Und dann zählte er bis in alle Einzelheiten die Vorschläge auf, die er mir im Lauf der Jahre gemacht und die ich befolgt hätte. In neun von zehn Fällen: völliger Blödsinn.
Außerordentlich! Und wo stehst du jetzt?
Ich rede mit Holbein – er ist mein neuer Busenfreund. Und hier kommst du auch ins Spiel. Du mußt dir im klaren sein, daß Mansour echte Weltklasse ist – uff! Warum habe ich dieses Wort in den Mund genommen –, wenn es um das Manipulieren nicht nur von Geld,
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