Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
Vom Netzwerk:
wieder, ließ Manuel sein und Schmidts Glas noch einmal füllen und fing an zu lachen. Zuerst klang das Gelächter in Schmidts Ohren gezwungen, aber allmählich schien Mr. Mansour nicht mehr damit aufhören zu können, bis er sich schließlich die Augen trocknete und dasGesicht rieb, als wolle er sich einen ernsten Ausdruck aufzwingen. Dann fand er Worte:
    Willst du mir erzählen, du möchtest den Job nicht?
    Nein, ich fürchte nur, daß dieser sehr großzügige Einfall sich in eine Falle für dich und mich verwandeln könnte.
    Du bist mir vielleicht einer! Hör mal Schmidtie, Sorgen um mich mache ich mir schon selber. Was sagst du? Bin ich ein guter Freund?
    Meistens.
    Dann laß den Blödsinn und sag ja. Den Papierkram kann Holbein machen, ich gebe ihm Bescheid.
    Findest du nicht, du müßtest den Vorschlag erst einmal von Holbein und dem Aufsichtsrat deiner Stiftung billigen lassen, bevor wir uns gegenseitig verpflichtende Zusagen machen? Ich meine, wenn du wirklich willst, daß ich die Stiftung leite, dann solltest du dich an ihre rechtliche Struktur halten, um mögliche Mißverständnisse zu vermeiden.
    Mr. Mansour nickte und schwieg, während der Tisch abgeräumt wurde. Dann lächelte er und sagte: Schmidtie, das muß ich dir lassen. Du denkst an alles. In Ordnung. Ich mache es auf deine Art. Ich werde Eric und dem Aufsichtsrat den Plan vorlegen. Holbein redet auch von rechtlicher Struktur und Verfahrensweisen. Dann wird die Frage sein, was er meint und welche Form die ganze Sache annimmt. Sagen wir mal, ich habe das jetzt mit dir probeweise besprochen. Wir werden darauf zurückkommen.
    Auf dem Weg nach Hause, wo Carrie erst zur Abendessenszeit sein würde, weil ihr Seminar spät lag und die Studenten und der Professor anschließend zusammen Kaffee tranken, fiel Schmidt ein, daß er Mansour nicht nach Jason gefragt hatte. Warum unterhielten diese beiden sich über Carrie? Eine dumme Frage. Mehr noch galt dies füreine andere Frage, und die konnte er leider beantworten: Warum hatte Schmidt auf die Einflüsterungen seines alten Inkubus gehört, statt über seinen Schatten zu springen, Mansour die Hand zu schütteln und den Job zu bekommen? Bis jetzt hatte ihm noch kein Mensch, nicht einmal Gil Blackman, ein derartig günstiges Angebot gemacht. Statt dessen hatte er es so gedreht, daß Mansour mit Recht Vorbehalte in einer Sache machte, die zunächst bedingungslos gewesen war. Er, Schmidt, hatte ihm auch noch ausdrücklich den Weg dahin gezeigt, hatte Mansour zu Ausweichmanövern und halben Rückziehern gedrängt. Was dabei herauskommen würde, war ziemlich vorhersehbar: Mansour würde ihm den Job nie wieder anbieten, nicht in dieser Form, nicht zu diesen Bedingungen, und er, Schmidt, würde sich nie überwinden, Mansour zu fragen, was Holbein gesagt habe oder ob die Aufsichtsräte – einer wie der andere willfährige Kreaturen Mansours, die darauf warteten, daß er ihnen einen Knochen hinwerfen würde – eine Meinung geäußert hätten. Als ob Mike den Wunsch oder das Bedürfnis hätte, deren Rat zu hören! Der vertrackte Teufel kam wieder hoch: Da ist also doch ein Silberstreifen am Horizont. Die Wahrscheinlichkeit, daß Mansour die rechtliche Struktur seiner Stiftung beachtete, war ungefähr so hoch wie die Wahrscheinlichkeit, daß er tatsächlich Wort hielte, ganz unabhängig von Schmidts Antwort. Deine Aussichten haben nicht gelitten, du Dummkopf. Mike Mansour würde ein so großzügiges Versprechen nicht erfüllen, würde dir nie – wie war doch seine absurde Formulierung? – ein Leben geben, nie, es sei denn, du säßest ihm rund um die Uhr im Nacken, rittest ihn und gäbst ihm die Peitsche wie ein Jockey. Sei doch froh, du hast deine Würde bewahrt. Dein Stolz, dein eigenes Geld und das Geld deines Vaters, alles unangetastet. Du brauchst diesen Prol und seine Stiftung nicht, Ansehenhast du auch so. Und Charlotte – laß sie, soll die Hexe doch bumsen, wen sie will.
    Schnell, ein Zweig Minze von dem überwucherten Beet. Dazu ein Bourbon und Eis. Die Minze unter den Eiswürfeln zerdrücken und umrühren. Das kurbelt den Verstand an – und nun denkt Schmidt über den Rat von Old Nick nach. Der Mistkerl irrt sich, es geht nicht darum, ob Mansour ein gegebenes Versprechen hält oder nicht. Klar könnte man sagen, daß Schmidt den dicken Fisch auf die verrückteste Weise von der Angel gelassen hat, aber am Haken saß ja kein Köder, nur sein ganzes Elend und Scheitern. Jede Wette, daß Mr. Mansour ihn ganz

Weitere Kostenlose Bücher