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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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Ordnung? Übrigens will ich Jason bei mir haben. Dieses Wochenende habe ich ihm freigegeben, damit er das Triathlon mit ihr machen kann, aber dann wird sie es allein schaffen müssen, bis wir wiederkommen. Sieh zu, daß du sie in der Zwischenzeit gut in Atem hältst.
    Mike, was erzählst du mir da von Carrie und Jason? fragte er, trocken und heiser, unfähig, dies kommentarlos hinzunehmen.
    Nichts, was du nicht mit eigenen Augen auch sehen kannst. Entschuldigung, es ist schon komisch, Schmidtie. Wenn du mir ja gesagt und den Job in meiner Stiftung angenommen hättest, als ich ihn dir anbot, dann würden wir diese Reise jetzt zusammen machen. Vielleicht nächstes Mal!
    Richtig. Morgen ist auch noch ein Tag.
    Was der nächste Tag dann tatsächlich brachte, war ein Paket vom Mansour Life Institute, das ein Kurier brachte. Es enthielt einen »Willkommensgruß«: Jahresberichte, ein Bündel Zeitungsausschnitte aus einem ganzen Jahr, viele davon in Sprachen, die Schmidt nicht kannte, undAuftragsarbeiten von auswärtigen Gutachtern zur Verbesserung der Lebensbedingungen. Auch einen scharlachroten Umschlag mit dem Vermerk Äusserst wichtig fand Schmidt in dem Paket; er enthielt einen Brief von Eric Holbein, der Schmidt für sein Interesse am Mansour Life Institute dankte und bestätigte, daß der Präsident des Institutes, Mr. Mansour, Mr. Schmidt aufgefordert habe, eine weitgehende Bindung an das Institut und Beteiligung an dessen Aktivitäten in Betracht zu ziehen. Entweder war der Brief auf die Woche rückdatiert worden, in der Mike Mansour Schmidt die Leitung der Stiftung angeboten hatte, oder aber er war auf Mr. Holbeins Schreibtisch unter einem Stapel noch wichtigerer, zur Unterzeichnung bereiter Korrespondenz verstaubt. Eigentlich spielte es keine Rolle, jedoch fragte sich Schmidt, wie weit Mr. Mansour ihn noch an der Nase herumführen wollte.
    Erst weitreichende Versprechen geben und sie dann vor dem Horizont der kahlen leeren Wüste anderer Menschen verschwimmen lassen. So spielen die Reichen. Üben könnte man das Spiel mit einem Hund. Man halte einen Knochen mit Fleisch hoch, das arme Vieh wird sich auf die Hinterbeine stellen und nach der Beute strecken – schweifwedelnd, mit glühenden Augen, lechzender Zunge, sabbernd vor Gier. Dann warte man, bis der Hund glaubt, er habe es geschafft. Nun bricht man in Gelächter aus und wirft ihm den Gegenstand des heißen Begehrens vor der Nase weit weg, über den hohen Zaun, der den Zwinger umschließt. Der Hund fällt verwirrt und jaulend auf alle viere. Dann ist es an der Zeit, ihn hinter den Ohren zu kraulen, zu versichern, er sei ein braver Hund, und zum nächsten Spiel überzugehen. Die erste Milliarde ist in den Augen der Leute die Erhebung in den Adelsstand. Sie sind nicht sehr verschieden voneinander. Dem einen Mann, der sich einbildet, er habe das heiße Wasser erfunden, wirst du sagen,er solle dein Partner beim Aufbau des Unternehmens sein, dem nächsten wirst du erzählen, er werde deine Stiftung leiten. Spaß daran macht dir nur, daß du einen lechzenden, keuchenden Idioten erst dazu bringst, der Fata Morgana nachzujagen, und dann davon überzeugen kannst, daß er selbst schuld ist, wenn sie sich als Luftspiegelung erweist. Hätte er sich doch früher in Bewegung gesetzt, schon vor Tagesanbruch, als die Luft noch frisch und kühl war, hätte er seine Kräfte besser eingeteilt, wäre er schneller gelaufen, dann wäre der Traum wahr geworden, der Preis sein gewesen! Und so geht es weiter: Die Milliarden häufen sich und mit ihnen die gebrochenen Versprechen, die sofort als Schabernack erkannt worden wären, hätte sich das Auge nicht vom gleißenden Geldberg blenden lassen. Pompöse Leute brauchen pompöse Namen. Es kommt die Zeit, da der Ruf des Milliardärs ins Wanken gerät. Ihn als großmäuligen Dummkopf bloßstellen zu lassen wäre nicht gut möglich. Hier haben dienstbare Geister wie Mr. Holbein ihre Funktion, umsichtige Untergebene, geübt in der Kunst, den schillernden Talmi des vom Boß gegebenen Ehrenwortes in sibyllinische Prophezeiungen umzuwandeln, die, richtig entschlüsselt, nur eines sagen: Umsonst ist nichts. Großzügigkeit hat ihren Anfang und ihr Ende in der Befriedigung dessen, der gibt.
    Renata hatte so viele Jahre den Patienten, die auf der Couch lagen, zugehört, ohne von ihnen gesehen zu werden, hatte auf Echos von Erinnerungen gewartet, die plötzlich hochkommen und dem Analysanden in einem Augenblick, da er unerschütterlich im Recht

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