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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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Hochzeitsphoto seiner Eltern, seinen Studentenausweis und zwei Pariser heraus. Das war alles. Er hielt nichts von dicken Geldbörsen und ausgebeulten Taschen.
    Mist, da ist es nicht drin. Bert, was hast du mit dem Geld und dem Scheck gemacht?
    Sie redete ihn mit der Kurzform seines Namens an, wie er während seiner ersten beiden Jahre im College genannt wurde, bevor er Mut genug hatte, sich auszubitten, daß die Leute ihn Schmidtie nennen sollten wie seine Eltern.
    Gar nichts, das Geld ist noch da, bis auf das, was ich ausgegeben habe.
    Sie packte seine Jackenaufschläge und versuchte ihn zu schütteln. Bert, du mußt es hergeben. Sonst schmeißt der Mann mich raus. Der erschlägt mich. Und bringt dich ins Kittchen.
    Nein, das wird er nicht tun. Ich fahre gleich morgen früh bei ihm vorbei und erkläre ihm, daß ich dir denScheck gegeben und das Geld bekommen habe, ganz ohne Probleme. Da gibt es nichts zu reden.
    Sie fing an zu weinen, dann schrie sie: Du Schwein, laß mich hier raus! und stürzte auf der dunklen Straße davon, in Richtung ihres Elternhauses, nahm er an. Das war seine letzte Verabredung mit ihr gewesen. Allerdings sah er sie am nächsten Morgen noch einmal, nach einer Unterredung mit einem sehr verärgerten stellvertretenden Geschäftsführer. Er blieb bei seiner Behauptung. Er habe weder den Scheck noch Geld, das ihm nicht gehöre. Was solle er denn tun?
    Das machen Sie mit Ihrem Gewissen aus, empfahl ihm der Geschäftsführer, oder mit Ihrem Herzen. Ich weiß es nicht. Sie müssen Jacobs einen neuen Scheck geben.
    Und wenn der eingelöst wird und mein erster Scheck dazu? Dann verliere ich fünfzig Dollar.
    Besprechen Sie das mit Mr. Jacobs.
    Er tat wie geheißen. Mr. Jacobs stand an der Kasse; sie war an einem Ladentisch im Hintergrund und tat so, als sähe sie ihn nicht.
    Er hatte sein Scheckheft bei sich und zeigte Mr. Jacobs, daß er die Transaktion auf dem Deckblatt eingetragen hatte. Er sei bereit, noch einen Scheck auszustellen, aber was werde geschehen, wenn der Scheck, den das Geschäft verloren habe, wieder auftauche?
    Nichts. Geben Sie der Bank den Auftrag, den Scheck nicht einzulösen, den wir angeblich verloren haben, Mr. Schmidt, sagte Mr. Jacobs. Das kostet Sie einen Vierteldollar. Hier, den schenke ich Ihnen, und lassen Sie sich hier nie mehr blicken.
    Er warf ihm die Münze zu und sagte dann: Das war ein fauler Trick, Schmidt. Sie haben dem Mädchen das Geld gestohlen.
    Ja, aber das konnten sie nicht beweisen. Die Stimme desBesitzers war weithin zu hören. Ein paar Studenten, die Schmidt alle nicht kannte, starrten ihn und Jacobs an. Vermutlich hatten sie alles gehört. Schmidt versuchte, beim Hinausgehen die Tür hinter sich zuzuknallen. Sie spielte nicht mit und schwang nur schwächlich hin und her. Schwer zu sagen, was als nächstes passieren konnte, ob ihn vielleicht die Universitätspolizei oder dieser Mann Jacobs beobachten würde. In dem Fall machte es einen ungünstigen Eindruck, wenn er die Sache mit dem Scheck auf sich beruhen ließe, nachdem er ein solches Theater aufgeführt hatte. Seine Bank, die Harvard Trust Company, war nur ein paar Straßen weiter. Er ging hin, gab erst dem Kassierer und dann einem leitenden Bankbeamten an einem Schreibtisch in der Schalterhalle wortreiche Erklärungen und ließ den Scheck sperren.
    Keine Frage. Als er begriff, daß er einfach nur zugreifen müsse, hatte er bei der Aussicht auf das Extrageld buchstäblich eine Anwandlung von Schwindel. Es war, als würde er einen Fünfzigdollarschein auf dem Bürgersteig finden. Auch den hätte er sicher nicht zum Polizeirevier gebracht und gesagt: He, Wachtmeister, sehen Sie mal, was jemand auf der Straße fallen gelassen hat. Als er aber in seinem Zimmer ankam, begriff er, daß das Verschwinden des Geldes entdeckt und das Mädchen dafür zur Verantwortung gezogen würde, selbst wenn niemand glaubte, daß sie eine Diebin sei, daß das Mädchen sich an die Transaktion mit ihm erinnerte und wissen mußte, daß er die fehlende Banknote genommen hatte. Er begriff, daß es ein verrückter Spielzug gewesen war, den Scheck zu nehmen, so verrückt, wie wenn man beim Poker den Einsatz verdoppelt, obwohl man nur ein einziges Paar in der Hand hat. Zugleich war es aber auch durchaus vorteilhaft, etwas so Haarsträubendes, so wahnsinnig Dummes getan zu haben. Falls er nämlich erwischt würde, könntedas Ganze genau so wirken: als ein verrückter, in Geistesabwesenheit begangener Unsinn, für den er

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