Schmidts Bewährung
gewesen?
Er sagte ihr, es sei für ihn das erste Mal.
Darf ich Sie dann zum Abendessen einladen? Sie wohnen wahrscheinlich im University Arms. Ich hole Sie in einer Stunde ab.
Er sah sie mit anderen Augen an, als sie nun vor ihmstand. Alles in Ordnung, die Kleidung, die Studentinnen bei Vorstellungsgesprächen für geboten hielten, sah an ihr vernünftig aus, sie trug Schuhe mit normal hohen Absätzen. Er hatte mehr als genug von den Kreationen größenwahnsinniger Fußspezialisten. Pläne für den Abend hatte er nicht, und eine Essensverabredung mit einer Studentin, deren Eignung für eine Stelle man so hoch einschätzte, daß man sie zum Interview nach New York einlud, war durchaus im Rahmen des Üblichen. Da sie eine Frau war, hielt er es für besser, nicht mit ihr allein zu essen, auch wenn sie sich die Einladung so vorstellte. Deshalb antwortete er: Sehr gern, aber ich lade Sie ein. Übrigens, falls Sie noch jemanden dazubitten möchten: Die Einladung gilt natürlich auch für andere Studenten – oder auch Dozenten.
Sie stieß einen Laut aus, der klang wie uh, uh, und sagte: Nein, ich wüßte niemanden. Ich finde, zu zweit haben wir es schöner. Meinen Sie nicht?
Ihm wurde klar, daß das Abendessen in ihrem Apartment stattfinden sollte. Nur Käse, Obst und Wein. Er habe doch nichts dagegen? Sie sei die aufgemotzten Lokale in der Umgebung des Campus und die miese MöchtegernSüdstaatenkost leid; wenn sie zum Essen ausgingen, dann müßte es ein Rasthaus weit außerhalb der Stadt sein, und sie sei nicht sicher, ob das seinem Geschmack entspreche. Vielleicht schon. Die Polizisten würden verdammt unangenehm, wenn sie Studenten, die etwas getrunken hatten, am Steuer erwischten, und überhaupt würde sie lieber in ihrer Wohnung mit ihm sein.
Bei ihr zu Hause fanden sich dann, wie er schon geahnt hatte, Kerzen und marokkanische Kissen und Teppiche und übergroße schwere Weingläser. Sie entschuldigte sich, zog sich zurück und kleidete sich um: Bluejeans und ein Top, das hinten zu schließen war und oberhalb der Taille endete. Die Musik war Vivaldi. Nach dem Käse fragte sieihn, ob er rauche. Ja, sagte er, am liebsten Zigarren, Zigaretten nicht.
Sie mußte lachen. Ich meine echten Stoff, sagte sie. Sie wissen schon. Ich rolle Ihnen eine.
Sie hatte gerade genug Marihuana für einen Joint. Es war Schmidts erster. Sie rauchten die Hälfte davon, Seite an Seite auf dem Teppich, mit dem Rücken an einen Puff gelehnt. Sie schmiegte den Kopf an seine Schulter. Schnell hatte er den Arm um sie gelegt, strich über die nackte Taille und kitzelte ihren Nabel. Nicht, daß der Joint bei ihm Wirkung gezeigt hätte, aber seine Lust auf sie war kaum noch auszuhalten. Er fürchtete eine Ejakulation.
Hey, ich kann nicht, wenn ich nicht high bin, erklärte sie ihm plötzlich. Ich kann einfach nicht. Es tut weh. Hast du was im Hotel?
Nein, antwortete er, können wir nicht was beschaffen? Kannst du nicht jemanden anrufen? Gibt es hier irgendwo was zu kaufen?
In ihrem Adreßbuch hatte sie eine ganze Latte Telefonnummern mit rätselhaften Zeichen am Rand. Sie setzte die Brille auf und fing an zu telefonieren. Unterdessen wurde sein Kopf wieder klar, sein Glied schwoll ab, und er sah, worauf er sich eingelassen hatte: Da war er in einem Zimmer, das nach Hasch roch, hatte eine Hand im Hemd, die andere am Schoß einer halbnackten Jurastudentin, die sich um einen Job in seiner Kanzlei bewarb, geilte sie auf, während sie bei allen Pushern in der Stadt herumtelefonierte, um Nachschub zu besorgen. Das Musterbild eines W&K-Sozius auf der Suche nach Nachwuchskräften. Er mußte den Verstand verloren haben. Dazu kam, daß die Nummern, die sie wählte, entweder besetzt waren oder niemand abhob. Eines durften sie auf keinen Fall tun: durch Bars ziehen und nach einem Dealer Ausschau halten, das stand fest.
Laverna, murmelte er, während sie immer weiter wählte, das ist doch Zeitvergeudung. Laß uns lieber was Richtiges trinken.
Das war ihr recht, und während sie auf den Rückruf eines Gewährsmannes warteten, für den sie eine Nachricht hinterlassen hatte, trank sie Rum mit Cola, er Rum pur. Sie war aus ihren Jeans gestiegen, er hatte, da sie es so wollte, gar nichts mehr an, aber sie trug noch ihren Slip. Keine Chance, daß er sie vögelte, bevor sie high war. Mit jedem Schluck Rum wurde ihm dies unwichtiger. Die peinliche Erektion war irgendwo in weiter Ferne und ließ grüßen. Er hörte sich selbst zu, wie der Stimme eines
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