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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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über dem Buch, weil er sich alle Mühe gab, sicherzugehen, daß er das diabolische Geplauder beim Tee richtig verstand und daß dieses Korruptionsvirus, das man sich in Mrs. Brooks’ Salon einfing und überall einschleppte, wirklich niemanden verschonte, auch nicht die bezaubernde Nanda, auch Mr. Longdon nicht, mit dem er gerne Bemerkungen zu mehr als einem Thema ausgetauscht hätte. Und dazu füßelte er unter der Bettdecke mit Carrie. Seit einiger Zeit schon ging sie im Pyjama schlafen und war nicht bereit, das Kleidungsstück beim Liebemachen auszuziehen. Überhaupt nahm dabei alles jetzt einen anderen Verlauf. Sie war immer aufmerksam und ihm zugewandt, aber fast ausnahmslos zwang sie ihn dazu, daß er kam, bevor er Anstalten machen konnte, sie zu nehmen. So will ich’s gern, Schatz, murmelte sie. Hey, mir gefällt’s so, verdirb’s nicht. Was ist denn? Dein kleiner Freund findet’s doch gut. Oder sie hielt einfach ihre Beine geschlossen. Nichts zu machen.
    Was war eigentlich los? Das war die Frage, aber es drängte ihn nicht, sie zu stellen. Er schmiegte sich an Carrie und steckte seine freie Hand in ihre Pyjamahose. Dagegen hatte sie nichts; sie bewegte sogar ihr Becken, um ihm entgegenzukommen, und fiel in seinen Rhythmus. Sehr bald spürte er, daß sie kam. Im Fernsehen war gerade eine Pause für Werbespots. Sie drehte sich auf die Seite, sagte: Lies weiter, Dummkopf, legte ihren Mund auf seinen und erwiderte den Liebesdienst. War’s schön für dich? Komm schon, sag doch, war’s schön? Als er ein Ja stöhnte, meinte sie: Siehst du, ist doch gut so. Jetzt lies weiter. Ich will fernsehen.
    Carrie, sagte er, vielleicht sollten wir über Weihnachten und in deinen Ferien wegfahren. Ich habe mir gedacht, wir könnten nach Paris gehen, bis zum Jahresende dort bleiben und dann etwas Abenteuerliches machen. Ägypten zum Beispiel. Sie scheinen im Moment nicht auf Touristen zu schießen. Die Ruhepause könnten wir doch nutzen. Mike Mansour würde sicher alles für uns regeln.
    Er hatte nachgedacht über seinen Umgang mit Geld und darüber, daß Mike Mansour so wenig von seinem Lebensstandard hielt. Mike lag damit nicht ganz falsch. Schmidt hatte das Geld für Charlottes Trust beiseite gelegt, sich selbst zu dem Treuhänder ernannt, der befugt ist, über die Verteilung des Vermögens zu entscheiden. Gil Blackman hatte er zum Nachfolger bestimmt – allerdings mußte er wirklich einen jüngeren Nachfolger finden, statt W&K die Entscheidung zu überlassen, falls Gil starb oder die Urteilsfähigkeit verlor. Die Summe, die er Carrie unmittelbar vererben würde, war auch gesichert, also bestand kein Grund, warum er nicht mehr ausgeben und Carrie – und sich selbst – ein Vergnügen gönnen sollte. Wüste Verschwendung würde er nie treiben, das wußte er. Auch wenn die Marktlage schlecht war, hatte er genug Wertpapiere, um sein Leben mit viel Komfort leben zu können. Die Frage war, ob Mr. Mansour Gils Nachfolger werden sollte. Im Trust war nicht so viel Geld, daß er Lust bekommen würde, es zu stehlen – was die Treuhänderbank ihm hoffentlich sowieso nicht gestatten würde –, und er konnte vielleicht sehr vernünftig mit Anlagestrategien umgehen und wußte, wann das Kapital angegriffen werden sollte. Das mußte er mit Mike besprechen. Ja, er war in der Lage, ein Leben mit leichtsinnigen Vergnügungen zu beginnen.
    Ach Mensch, antwortete Carrie, Weihnachten wollen sie doch alle auf diesem Besitz in der Dominikanischen Republik sein, den Mike zu kaufen versucht. Wir sind auch eingeladen.
    Oh, woher weißt du das?
    Hat mir Jason erzählt. Willst du nicht dahin? Das wird toll. Sie haben ein Schiff, damit wollen sie zu anderen Inseln fahren, und tauchen kann man dort auch. Ich würde echt gern tauchen lernen. Jason sagt, das ist das Größte.
    Michael wird eine Menge Leute da haben, denke ich mir.
    Das ist schon okay. Das Haus ist groß.
    Ach so.
    Auf einmal wollte er sich zusammenrollen, die Knie bis zur Brust hochziehen, den Kopf unters Kissen stecken und so tun, als wäre er nicht da und als würde ihm dies nicht zustoßen. Es war das Natürlichste von der Welt. Dieses leidenschaftliche Mädchen und der Wikinger in Gestalt eines Leibwächters mit den brutal kräftigen, riesigen Händen, die so überraschend zartfühlend sein konnten, wenn er nicht darauf aus war weh zu tun, keine Frage, er war ihr Traumpartner bei all den Dingen, die sie so brennend gern tun wollte: Tanzen, Tauchen, Triathlon, und bei anderen

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