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Schmidts Einsicht

Schmidts Einsicht

Titel: Schmidts Einsicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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starrte Schmidt immer noch an. Wartete Canning womöglich auf eine Antwort, weil er sich einbildete, er hätte etwas gefragt? Schmidt hatte mehr als genug von ihm, und da offensichtlich weder Elaine noch Caroline Anstalten machten, das Gesprächsthema zu wechseln, beschloß er, einzuspringen, auch wenn Caroline sich dann nur noch mit ihrem Mann unterhalten konnte. Aber das war ihr Problem. Mike und sie hatten gute Gründe, Cannings Launen nachzugeben, ihn zum Beispiel am Tisch an den gewünschten Platz zu setzen und die etwas unangenehmen Folgen zu tragen, aber Schmidt hatte solche Gründe durchaus nicht. Canning setzte Freundschaftspflichten außer Kraft, darauf konnte man sich verlassen.
    Also nutzte er eine Pause in Elaines Unterhaltung mit der ausgemergelten Stütze des Southamptoner Clubs zu ihrer Linken und sagte: Liebe Elaine, ich bin so froh und dankbar, daß du Alice und mich morgen zum Abendessen eingeladen hast. Sie war etwas angespannt, aber ich glaube, ich habe sie beruhigt, und daß sie sich heute abend mit Gil unterhalten kann, müßte ihr zeigen, daß alles gut wird. Ich wünsche mir nichts mehr, als daß ihr, du und Gil, sie richtig kennenlernt – und gern habt.
    Natürlich wird alles gut, Schmidtie, Lieber. Elaine nahm seine Hand und drückte sie.
    Er hatte mit ihr über Alice sprechen müssen, und das war jetzt geschafft.
    Danke, danke, sagte Schmidt, das kann ich dir heute abend wieder und wieder sagen, und es wäre doch nicht genug. Ich möchte dich nach den Mädchen fragen. Morgen haben wir vielleicht kaum Gelegenheit, von ihnen zu reden. Wie geht es ihnen?
    Die Mädchen waren drei an der Zahl, Lily, Elaines Tochter aus erster Ehe, und ihre beiden Kinder mit Gil.Mädchen! So hatten sie die drei vor zwanzig Jahren immer genannt, obwohl sie schon damals junge Frauen waren. Schmidt mochte sie, sein Interesse war nicht vorgetäuscht, und Elaine auf dieses Thema zu bringen hatte einen unschätzbaren Vorteil: Solange er ab und zu ein »wirklich« oder »außergewöhnlich« oder »ich hatte keine Ahnung« einflocht, würde Elaine den Rest beisteuern. Sie würde erzählen, bis etwas oder jemand sie zum Aufhören nötigte. Er mußte nur vermeiden, irgend etwas zu sagen, das ihr das Gefühl gab, sie müsse im Gegenzug über seine Tochter Charlotte sprechen. Offenbar gelang ihm das ganz gut, denn Elaine plauderte munter weiter, während er Alices perlendem Lachen lauschte. Kurz vor Mitternacht erhob sich Gil zu einem Toast auf Mike, auf ihren zukünftigen Präsidenten und auf das neue Jahr, das mit Sicherheit besser werde als das alte. Die Dienstboten bliesen in ihre Papptrompeten, den Gästen hatte man keine gegeben. Dann übernahm Mike Mansour. Er hielt eine Rede, seine Stimme wurde dröhnender, während er eine Theorie ausführte, deren frühere Versionen er Schmidt bereits zu anderen Gelegenheiten dargelegt hatte: Obamas Präsidentschaft sei zum Scheitern verurteilt, sosehr er, Mike, persönlich auch wünsche, daß sie erfolgreich würde.
    Die Frage ist, betonte er, die Frage ist, ob er den amerikanischen Politikern seinen Willen aufzwingen kann. Der letzte Demokrat, der das geschafft hat, war LBJ. Er packte sie an den Eiern – ich bitte um Entschuldigung, Alice –, und bevor er zudrücken konnte, sagten sie: Jawohl, Herr Präsident. Pas de problème! Aber Obama ist schwarz. Schwarz in dem Land mit dem schlimmsten Rassismus auf der Welt.
    Langsam, langsam, unterbrach ihn Gil, dieses rassistische Land hat ihn gerade zum Präsidenten gewählt! Mit einer gewaltigen Zahl an Stimmen!
    Die Frage ist, fuhr der Finanzmagnat fort, ob das Land wußte, was es tat. Ich sag’s euch: Zu viele, die ihn gewählt haben, hatten keine klare Vorstellung. Jetzt sagen sie, das Weiße Haus wird zum Schwarzen Haus, und so hätten sie nicht gewettet. Daß das ganze Bild sich ändert, wollten sie nicht! Na gut, Barack, Michelle – Chapeau sage ich, eine tolle Frau ist das – und die süßen kleinen Mädchen, das kann man vielleicht durchgehen lassen, aber die Schwiegermutter und wer sonst noch, die obdachlose Halbschwester, die Halbbrüder, die ganze smaila ! Wie sagt man hier: die ganze Mischpoke ? Das geht dem Klempner Wurzelbacher zu weit. Obama muß ein solcher Gutmensch sein, daß ihm Hände und Füße gebunden sind. Habt ihr ihn mit McCain debattieren sehen? McCain ist ein Schmock, total verrückt, das gebe ich euch schriftlich, der war zu lange im Hanoi Hilton, zu lange in der Sonne, was auch immer. Habt ihr

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