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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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geschickt haben wollte – eine Postanschrift in West Virginia.
    »Was wollen Sie bloß mit all dem anfangen?« fragte der Beamte, als er Reuben die Quittung aushändigte.
    »Es lesen«, sagte Reuben. »Viermal.«
    Er bedauerte diese Frechheit, als er auf der Siebenten Straße nach Süden zu den Nationalarchiven ging, aber nur für einen Augenblick. Instruktionen gingen rasch ein, und er hatte wenig Zeit für eigene Gedanken.

 
48
     
5. Januar
     
    Lieutenant Colonel Rogers erwachte morgens um vier aus einem gesunden Schlaf, ehe sein Armbandwecker losging. Er stellte den Wecker ab und schaltete die kleine Lampe am Kopfende seiner schmalen Pritsche ein. Eine genußvolle Minute lang lag er still und horchte. Alles war ruhig. Alles still. Es war Sonntag. Die meisten der Schmiede-Gottes-Leute hatten sich am Abend zuvor nach Furnace Creek begeben zu einer riesigen Zusammenkunft, die heute morgen von Reverend Edwina Ashberry abgehalten werden sollte.
    Er zog sich rasch an, legte Kletterstiefel an und holte zwei dreißig Meter lange Nylonseile aus einem Rucksack in der Ecke des Wagens. Mit den Seilen in der Hand sah er mit gerunzelter Stirn auf den kleinen Tisch und das Telephon hinunter. Dann warf er die Seile auf die Pritsche und setzte sich auf den Stuhl, um einen Brief an seine Frau und seinen Sohn zu schreiben, für den Fall, daß er es nicht schaffen würde zurückzukommen. Das erforderte fünf Minuten. Er war immer noch dem Zeitplan voraus. Daher verbrachte er fünf Minuten mit einer sorgfältigen Rasur. Er vergewisserte sich, daß auch jedes lange Haar in seinem Nacken abgeschabt war: militärisch sauber. Er bürstete sich die Zähne und kämmte sich sorgfältig. Nach einem Blick auf den Brief war er mit der Formulierung unzufrieden und schrieb die Mitteilung auf ein neues Blatt Papier, faltete es in einen Umschlag und legte ihn in sein Nachrichtenfach mit Anschrift und Anweisungen.
    Um vier Uhr dreißig ging er die Stufen des Anhängers hinunter und stand in der bitterkalten Wüstenfinsternis. Ein gleichmäßiger Wind zupfte an seinem Mantel und Hosenbeinen. Am östlichen Ende des Lagers stand der Wagen von Senator Julio Gilmonn, in einem eingezäunten Viereck, das für den Munitionsbehälter reserviert war. Gilmonn selbst stand mit zwei Helfern – einer hübschen, ernst blickenden schwarzen Frau mittleren Alters und einem jungen weißen Mann, stämmig und kurzhaarig – nahe bei dem inneren Tor, das zu dem Felsen führte.
    »Guten Morgen«, sagte Rogers, als er herankam. Gilmonn machte eine Zigarette aus, nachdem er einen letzten mürrischen und konzentrierten Zug getan hatte. Dann schüttelte er Rogers die Hand.
    »Es sind immer noch ein paar Leute von der Schmiede Gottes da draußen«, sagte der Senator und zeigte auf den äußeren Zaun. »Haben Sie Pläne gemacht, um sie wegzubringen?«
    Rogers nickte. »In fünfzehn Minuten wird eine Sirene losgehen und einen Notfall bekannt geben. Nichts Spezielles. Sie werden das Lager durch den Korridor evakuieren. Wenn die Schmiedeleute sich bis dahin nicht davongemacht haben, dann…« Er zuckte die Achseln. »Zur Hölle mit ihnen!«
    »Das könnte das… Monster alarmieren«, sagte der junge Adjutant.
    Rogers gab diese Möglichkeit zu. Er sagte: »Es hat unseres Wissens seit Monaten nichts mehr getan. Wir müssen dies Risiko eben eingehen. Jetzt sind da draußen etwa tausend Personen.«
    Die Frau sah Rogers mit einer Miene zwischen ernsthaftem Zweifel und mütterlicher Besorgnis an, sagte aber nichts.
    »Wer ist sonst noch beteiligt?« fragte Gilmonn.
    »Zwei meiner Stabsoffiziere werden mir helfen, die Waffe an den Eingang zu tragen. Sie werden dann dort verschwinden. Und dann ist da natürlich noch Ihr Experte. Wo ist er?«
    Gilmonn zeigte auf eine Figur, die durch eine von Scheinwerfern erhellte Fläche in einigen Dutzend Metern Entfernung ging. »Jetzt kommt er.«
    Der ›Experte‹ war ein junger Lieutenant der Navy, schlank und mittelgroß, mit schmalen scharfen Augenbrauen und kurzgeschnittenem, dichtem braunen Haar. Er trug Zivil und hatte einen großen Sack und eine Brieftasche dabei. Er grüßte die andern ruhig und bat, zu der Waffe geführt zu werden. Gilmonn öffnete das Tor mit dem ihm von Rogers anvertrauten Schlüssel und hob dann den Deckel des Behälters hoch. Darin befand sich ein silberner Zylinder mit orangefarbenen Streifen, etwa vierundvierzig Zentimeter dick und sechzig Zentimeter lang.
    An drei Stellen trug er auffällig das dreiblättrige

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