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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Leben selbst zu verstehen und dann auch Gaia. So benutzt Gaia Krankheiten zur Anregung und Belehrung. Glaubst du, daß es ein reiner Zufall ist, wenn wir im zwanzigsten Jahrhundert von so vielen Retrovirus- und Immunsystem-Epidemien betroffen wurden? Wir können dieser Epidemien nicht Herr werden, ohne das Leben zur n-ten Potenz zu verstehen. Gaia reguliert uns und reguliert sich selbst. Sie macht sich bereit für die Pubertät.
    Denn das ist es, was geschehen wäre. Gaia würde uns ausgesandt haben, und wir hätten sie in unseren Raumschiffen mitgenommen. Vielleicht würden wir die Erde für Leben ungeeignet gemacht haben, und das wäre ein weiterer Grund, die Samenkapsel zu verlassen, weil sie abgestorben und verwelkt ist. Aber so etwas wäre nur natürlich. Vielleicht hätten wir die Erde erhalten und wären nach draußen gegangen. Das ist wie das Dilemma für Eltern, die entweder ihren Kindern das Leben zur Hölle machen, um sie hinauszubringen; oder die Kinder haben genug Grips, um von sich aus nach draußen zu gehen und sich frei zu machen. Nicht, daß ich diese Probleme aus erster Hand kennen würde, als Vater… aber ich erinnere mich an meine Kindheit.
    Natürlich ist Gaia nicht der einzige Planetismus. Wahrscheinlich gibt es noch Millionen anderer, manche davon Teile von Samen verbreitenden Netzwerken – Planetismen mit Eltern. Manche sind unabhängig. Und wenn sie in die Galaxis ausschwärmen, treffen sie auf Wettbewerb. Plötzlich sind sie Teil eines noch größeren und komplexeren Systems – einer galaktischen Ökologie. Planetismen und ihre Fortsetzungen – Intelligenzen, technische Zivilisationen – entwickeln dann Strategien, um Wettbewerb zu begegnen und zu eliminieren.
    Manche Planetismen gehen den Weg, der sich darbietet. Sie nutzen aus und suchen, sich rasch zu verbreiten. Sie sind wie Parasiten oder junge Krankheiten, die noch nicht gelernt haben, wie man harmlos in einem Wirt leben kann. Andere Planetismen reagieren damit, daß sie die Auswüchse dieser Parasiten aufsuchen und zerstören. Schließlich, so nehme ich an, wenn die Galaxis selbst lebendig – zu einem ›Galaktismus‹   –   wird, muß sie die Erweiterungen aller ihrer Planetismen verknüpfen und ordnen. So passen sich die Parasiten entweder an und leisten einen Beitrag, oder sie werden eliminiert. Aber in der Zwischenzeit herrscht draußen der Dschungel.
    Du hast mir vor langer Zeit von Frank Drinkwater erzählt. Drinkwater und andere wie er haben jahrelang behauptet, daß es in unserer Galaxis kein anderes intelligentes Leben gäbe. Er behauptete, daß das Fehlen von Radiosignalen aus fernen Sternen den Beweis dafür liefere. Er meinte auch, das Fehlen von von-Neumann-Maschinen bestätige, daß wir allein sind. Er war zu ungeduldig. Jetzt zeigt sich, daß er offenbar unrecht hat.
    Wir haben auf unserem Baum gesessen und wie verrückte Vögel gezirpt seit schon über einem Jahrhundert und uns gewundert, warum keine anderen Vögel antworteten. Der galaktische Himmel ist voller Falken. Das ist der Grund. Planetismen, die nicht klug genug sind, sich ruhig zu verhalten, werden gefressen.
    Ich bin jetzt ziemlich am Ende. Zu müde für nähere Ausführungen. Vielleicht hast du schon all dies durchdacht. Vielleicht kannst du es irgendwie nützlich finden.
    Du warst manchmal mein einziger Ansporn und Stachel, Art. Ich danke dir dafür. Du bist mein sehr teurer Freund, und ich liebe dich.
    Kümmere dich um Ithaca, soweit sie es nötig hat!
    Meine innigen Grüße auch an Francine und Marty.
    Ich hoffe und bete, daß ihr alle es schaffen werdet, obwohl ich mir für mein Leben nicht vorstellen kann, wie.«
    Harry hatte es fast instinktiv gewußt. Er lebte immer noch in Los Angeles, zu schwach, um mehr zu tun, als zu schlafen. Arthur empfand plötzlich eine Panik bei dem Gedanken an eine Welt ohne Harry. Was konnte er tun? Jetzt wurde Harry mehr gebraucht denn je…
    »Art«, sagte Francine. Er suchte sich zu entspannen und wandte den Blick von der Zimmerdecke weg wieder auf ihr Gesicht. »Denkst du an Harry?«
    Er nickte. »Aber das ist nicht alles.« Ohne die Konsequenzen zu bedenken und mit einem Instinkt, von dem er hoffte, daß er ebenso gut sein würde wie der Harrys, hatte er sich entschlossen, den Weg nach vorn zu wagen. Er sagte: »Es ereignen sich große Dinge. Ich fürchte mich, es dir mitzuteilen.«
    »Kannst du es mir mitteilen?« fragte sie und kniff die Augen zu, als ob sie es nicht gern hören würde. Es gab schon

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