Schmiede Gottes
wird«, sagte Samshow. Er holte eine Flasche mit Augentropfen aus seiner Matrosenjacke und lehnte den Kopf zurück, um sie sich einzuträufeln.
Sand lehnte die Flasche ab, als Samshow sie ihm anbot. »Es ist furchterregend.«
Samshow grinste. »Es ist verdammt lustig, und ich meine nicht den Sauerstoff. Du kannst das Ende der Dinge absehen. Du kannst einen Plan – oder zumindest die Skizze eines Plans – sehen, und es ist entsetzlich und großartig.«
Sand starrte ihn verständnislos an.
»Vergiß es!« sagte Samshow und schwenkte die fast leere Flasche mit den Augentropfen. »Sag dem Kapitän, daß er uns zum Donnerwetter von hier fortbringen soll!«
Sand stieß mit Chao, dem Ersten Offizier, in der Luke zur Brücke zusammen. Er wich mit einer Entschuldigung zurück. Chao hielt ihm eine hingekritzelte Notiz hin.
Er sagte: »Aus Pearl Harbor und San Francisco.«
»Was?« fragte Sand.
»Meldung über eine seismische Störung in der Mongolei. Kein Erdbeben, sondern eine Bombe. Vielleicht zehn Megatonnen. Keine Explosion in der Luft, sondern unterirdisch oder so, meine ich.«
Samshow sah sich die Zahlen auf dem Zettel an und sagte: »Die sind nicht dumm.«
»Meinst du, sie haben ihr Monster hochgejagt?« fragte Sand.
»Was sonst?« Chao grinste breit. »Vielleicht können wir sie alle erwischen. Vielleicht auch die in Australien, he?«
Sand fragte: »Woher werden die eine Bombe bekommen?«
»Wenn sie es bloß wollen«, sagte Samshow.
»Nur ein Narr würde jetzt zögern«, meinte Chao. »Man sollte die Bastarde aktionsunfähig machen und ihre Verbindungslinien abschneiden.«
»Hört ihr den Güterzug da unten?« Samshow deutete symbolisch und mit Nachdruck durch das Deck und den Ozean in die Tiefe und stieß mit dem Finger zu, um den Stoß auf den Mantel und Kern darunter zu verstärken. »Solange das da im Gange ist, haben wir nichts erreicht.«
»Falls die Theorien stimmen«, sagte Sand.
»Immerhin haben wir sie erwischt!« Chao wollte sich seine Begeisterung nicht nehmen lassen. Er starrte Samshow trotzig an, dann senkte er den Kopf und hob ein Bein über die Luke, um wieder auf die Brücke zu gelangen.
54
Edward Shaw fuhr nach Fresno hinein und machte eine Tankpause. Der Himmel im Norden war frei von Rauch, aber tiefer blau, als er je in dieser Breite gesehen hatte. Es war viel feine Asche in der Luft von den Waldbränden in der Sowjetunion und in China.
Der Winter ging vorzeitig zu Ende. Über den Sierras wich der Schnee rasch zurück.
Kalifornien – mit Ausnahme von San Diego, wohin sich die Brände von Tijuana aus nach Norden ausgedehnt hatten – war den schlimmsten Feuersbrünsten entgangen. Yosemite war unversehrt. Das war vielleicht durch das Fehlen von Touristen zu erklären. Die Straßen waren unnatürlich leer. Einige Radiosender hatten den Betrieb eingestellt, weil sie von ihrem Personal verlassen worden waren. Die Nachrichtensendungen, die er vor Fresno gehört hatte, waren keineswegs ermutigend.
Die Kemp-Van-Cott-Objekte im Innern der Erde verlangsamten ihre Geschwindigkeit stärker als bisher. Wissenschaft und Öffentlichkeit schienen übereinstimmend der Meinung zu sein, daß die harmonischen Schwingungen dieser zwei (oder, wie manche sagten, noch mehr) ›Geschosse‹ die letzten Tage der Erde dahintickten. Die allgemeine Schätzung lautete auf dreißig Tage, ehe sie im Erdkern zusammentrafen. Das Todesurteil.
Shaw kaufte wichtige Nahrungsmittel und etliche Sechserpackungen Bier im Gelegenheitsladen und fuhr dann durch die Stadt. Impulsiv hielt er auf einer weitläufigen Einkaufspromenade mit dreistöckigen Geschäften gleich an dem Highway in Pinedale an.
»Was, zum Teufel, mache ich eigentlich?« fragte er sich, nachdem er den Geländewagen geparkt hatte. Er saß hinter dem Lenkrad und blickte über den halb besetzten Parkplatz. »Ich kann Einkaufszentren nicht ausstehen.« Er stieg aus und schloß sorgfältig ab. In ausgebleichten Blue Jeans, mit Safarijacke und Turnschuhen hätte er als ein Einheimischer gelten können, wie sie auf der untersten Etage der Passage dahinzogen, von Fenster zu Fenster, allein oder mit Freundinnen oder Familie. Immer noch unsicher, weshalb er hier war, setzte Edward sich auf eine Bank bei einem Blumenkiosk und sah zu, wie die Leute vorbeigingen. Er konzentrierte sich auf die Männer.
Leben wie gewohnt? Nicht ganz.
Die Mienen der Männer, jung oder alt, schienen starr und gelähmt zu sein. Es war keine Freude bei ihren Einkäufen. Die
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