Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Vernichtung der Erde zuschauen?« fragte Clara.
    »Ja. So ist das Gesetz. Entschuldigt mich jetzt – ich muß noch andere Einführungen geben.«
    Sie verließen nach hinten den schattigen Raum und sahen zu, wie sich die Luke schloß.
    »Funktioniert sehr gut«, sagte Arthur.
    »Das Gesetz.« Clara lächelte schwach. »Gerade jetzt habe ich noch mehr Angst als je, seit ich das Boot bestiegen habe. Ich kenne noch nicht einmal alle Namen der Leute.«
    »Fangen wir an!« sagte Arthur. Sie durchquerten den gekrümmten Gang. Die Luke auf der gegenüberliegenden Seite ging auf, und sie sahen einen Haufen ängstlicher Gesichter vor sich. Ein Geruch von Angst breitete sich aus.

 
70
     
    Irwin Schwartz ging in den Lagerraum des Weißen Hauses und stieß fast mit der First Lady zusammen. Sie prallte zurück mit einem nervösen Nicken und zitternden Händen. Er trat ein. Die Nerven von jedermann waren seit der Evakuierung am Abend vorher und der eiligen Rückkehr des Präsidenten in die Hauptstadt total überstrapaziert worden. Keiner hatte seit damals mehr als eine oder zwei Stunden geschlafen.
    Der Präsident stand mit Otto Lehrman vor den hochauflösenden Datenschirmen, welche auf der Holztäfelung der Betonwände angebracht waren. Die Bildschirme waren eingeschaltet und zeigten Karten verschiedener Ausschnitte der Nordhemisphäre in Mercatorprojektion. Rote Punkte markierten zerstörte Städte. »Kommen Sie herein, Irwin!« sagte Crockerman. »Wir haben einiges neues Material vom Rätselpalast.« Er wirkte beinahe heiter.
    Irwin wandte sich an die First Lady. »Werden Sie hier bleiben?« fragte er rundheraus. Er achtete die Frau, mochte sie aber nicht besonders.
    Sie sagte: »Der Präsident hat ausdrücklich um meine Anwesenheit ersucht. Er hat das Gefühl, wir sollten beieinander sein.«
    »Offenbar sind Sie seiner Meinung.«
    »Ja, allerdings«, sagte sie.
    Noch niemals hatte in den Vereinigten Staaten eine First Lady ihren Gatten verlassen, wenn er unter Beschuß stand. Mrs. Crockerman wußte das; und es mußte sie einigen Mut gekostet haben zurückzukehren. Aber schließlich hatte auch Schwartz lange Stunden über einen Rücktritt aus der Regierung nachgedacht. Daher konnte er nicht zu streng über sie urteilen.
    Er bot ihr die Hand. Sie nahm an, und sie tauschten einen festen Händedruck.
    Lehrman sagte: »Wir haben etwa zwanzig Minuten alte Photos von einem Diamond Apple. Die Techniker legen sie jeden Moment auf den Bildschirm.« Diamond Apples waren Aufklärungssatelliten, die in den frühen neunziger Jahren gestartet worden waren. Das National Reconnaissance Office war sehr eigen mit Diamond Apple-Bildern. Gewöhnlich waren sie ausschließlich den Augen des Präsidenten und des Verteidigungsministers vorbehalten. Daß Schwartz sie zu sehen bekam, zeigte, daß etwas Außergewöhnliches zu erwarten war.
    »Hier sind sie«, sagte Lehrman, als die Schirme hell wurden. Leuchtend weiße, rot und blaugrün eingerahmte Kurven bildeten ein zusammenhängendes Muster vor einem mitternachtsschwarzen Hintergrund. »Sie wissen«, sagte Crockerman leise, »daß ich schließlich doch gleichzeitig recht und unrecht gehabt habe. Wie deuten Sie das hier?«
    Schwartz starrte auf die leuchtenden Linien und konnte nichts damit anfangen, bis ein Gitternetz und Beschriftungen hinzukamen. Dies war der Nordatlantik. Die Kurven waren Gräben, Gebirgsketten und Bruchlinien mitten im Ozean.
    Lehrman sagte: »Das Weiße ist Restwärme von nuklearen Explosionen. Hunderte, vielleicht Tausende, vielleicht Zehntausende – überall entlang den Tiefseefugen und -bruchstellen der Erde.«
    Die First Lady schluchzte halb, halb hielt sie den Atem an. Crockerman schaute mit traurigem Lächeln auf die Schaubilder.
    »Jetzt der westliche Pazifik«, sagte Lehrman. Noch mehr weiße Linien. »Übrigens – Hawaii ist von Tsunamis schwer getroffen worden. Die Westküste Amerikas ist ungefähr zwanzig oder dreißig Minuten von größeren Wellen entfernt. Ich schätze, daß sie schon durch Wellen aus diesen Gebieten getroffen wurde.« Er zeigte auf Scharen weißer Linien nahe Alaska und Kalifornien. »Der Schaden dürfte sehr umfangreich sein. Die von all diesen Explosionen freigesetzte Energie ist enorm. Die Wetterverhältnisse werden sich rund um die Welt verändern. Der Wärmehaushalt der Erde…« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich zweifle, daß uns noch viel Zeit gegeben ist, um uns darüber Sorgen zu machen.«
    »Handelt es sich um eine

Weitere Kostenlose Bücher