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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schmerzhaft unter seiner Hand.
    Der Ozean füllte sich mit einem gleichmäßigen Licht. Kilometerweit war das Wasser nicht trüber als ein dicker grüner Glasklumpen, den man vor ein Feuer im Freien hält.
    Sand sagte: »Das sind die Bomben. Sie gehen hoch. Die Bruchzonen hinauf und herunter…«
    Die See im Westen bedeckte sich in einer vielleicht hundert Meter dicken Schicht mit Blasen, angetrieben von dem sich windenden Vorhang. Sie zerbrach in auf- und absteigende Bänder von Flüssigkeit und Gischt. Zwischen den Fragmenten der abgeschälten See – der Haut einer unvorstellbaren Blase – erhob sich eine massive, schimmernde, durchscheinende Masse von überhitztem Dampf, vielleicht drei Kilometer breit. Ihre erkennbare Oberfläche kondensierte sofort zu einer blaß opaleszierenden Halbkugel. Andere derartige Blasen brachen auf und kondensieren von Horizont zu Horizont. Sie quirlten das Meer zu einem pfefferminzgrünen Schaum. Die Dampfwolken stiegen in verdrehten Säulen zum Himmel. Das Zischen und Brüllen und die tiefen, mahlenden, die Eingeweide erschütternden Explosionen wurden unerträglich. Samshow hielt sich die Ohren zu und wartete auf das, was, wie er wußte, nun kommen mußte.
    Ein paar hundert Meter östlich brach ein Schwall freigesetzter Dampfblasen hervor, auf der anderen Seite noch mehr. Die Turbulenz breitete sich in einer hohen Wassermauer aus, die das Schiff in Längsrichtung erfaßte und zerbrach. Das Vorschiff wurde im Uhrzeigersinn halb verdreht, Metall kreischte auf, Nieten barsten wie Kanonenschüsse, Stahlplatten zerrissen mit einem Geräusch, das seltsam an Zerreißen von Papier erinnerte, und Balken brachen. Samshow flog seitlich über Bord und schien für einen Augenblick in Gischt und fliegenden Trümmern zu schweben. Er fühlte alles, von dem er ein Teil war – Meer, Himmel, Luft, Nebel ringsum – jäh aufwärts gerissen werden. Eine noch viel größere Dampfblase kam direkt unter dem Schiff an die Oberfläche.
    Natürlich gab es keine Zeit zum Nachdenken; aber ein Gedanke von dem vorangegangenen Augenblick hielt sich noch wie ein eingefrorenes Bild in seinem Geist, ehe sein Körper in Sekundenschnelle gesotten und zu etwas zerschmettert wurde, das von dem Gischt ringsum kaum zu unterscheiden war: Ich wollte, ich könnte jenen Ton hören, wenn die Erdkruste weit aufgerissen wird.
    Rings um die ganze Erde, überall wo die Bomben legenden Maschinen die Tiefseegräben geimpft hatten, drangen lange, gekrümmte Vorhänge aus heißem Wasserdampf hoch in die Atmosphäre und durchbrachen sie. Nachdem die Millionen glasiger Dampfsäulen zu Wolken kondensiert waren und die Wolken die kalten Luftmassen in der Höhe trafen und zu Regen wurden, da prallte die weggedrängte Luft wieder mit heftigen Donnerschlägen zurück. Tsunamis rollten auswärts unter entsprechenden turbulenten expandierenden Fronten hohen und niedrigen Luftdrucks.
    Das Ende hatte begonnen.

 
     
     
Dies irae

 
69
     
    Unter der Bucht von San Francisco, Stunden nach dem Besteigen der Arche, trat die Frau, die sie auf dem Fischerboot geführt hatte – sie hieß Clara Fogarty – zu den zwanzig Personen im Warteraum und redete mit ihnen, sie beantwortete Fragen und versuchte, alle ruhig zu halten. Sie schien selbst nicht allzu ruhig zu sein: zerbrechlich, aufs Äußerste angespannt.
    Hilf ihr wurde Arthur angewiesen. Er und einige andere gehorchten sofort. Nach ein paar Minuten kam er durch die Menge wieder zu Francine zurück und ergriff ihre Hände. Marty drückte ihn heftig an sich.
    »Ich werde die Stellen besuchen, an denen wir schlafen werden«, sagte er zu Francine.
    »Sagt dir dies das Netz?«
    »Nein«, sagte er und blickte mit leicht gerunzelter Miene nach einer Seite. »Jemand anders. Eine Stimme, die ich noch nicht gehörte habe. Ich soll jemand treffen.«
    Francine wischte sich das Gesicht mit der Hand ab und küßte ihn. Arthur hob Marty mit einem Uumph hoch und sagte ihm, er solle sich um seine Mutter kümmern. »Ich werde bald zurück sein.«
    Er stand neben Clara Fogarty an der mittleren Luke gegenüber der Seite, an der sie hereingekommen waren. Die Luke – kaum mehr als ein Umriß in der Wandfläche – glitt auf, und sie gingen rasch hindurch, ehe sie einen klaren Eindruck von dem hatten, was sich auf der anderen Seite befand.
    Ein hell erleuchteter breiter Gang, der sich nach unten krümmte, dehnte sich vor ihnen aus. Die Luke ging zu, und sie schauten einander nervös an. Weitere Luken säumten

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