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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Zermürbungstaktik?« fragte Schwartz.
    Lehrman zuckte die Achseln. »Wer kann den Plan verstehen oder seine Absicht? Wir sind noch nicht tot; also ist es ein Vorspiel. Das ist alles, was jedermann weiß. Erdbebenstationen melden von überall schwere anomale Brucherscheinungen.«
    Crockerman sagte: »Ich glaube nicht, daß die Geschosse schon zusammengetroffen sind. Irwin hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist ein Vorspiel.«
    Lehrman setzte sich an den großen rhombusförmigen Tisch und breitete die Arme aus: Deine Vermutung ist ebensogut wie die meinige.
    »Ich glaube, wir haben noch eine Stunde, vielleicht weniger«, sagte der Präsident. »Es gibt nichts, was wir tun können. Nichts, was wir je hätten tun können.«
    Schwartz studierte die Diamond Apple-Bilder mit leichtem Blinzeln. Sie übermittelten noch keine überzeugende Realität. Es waren attraktive Abstraktionen. Wie sah Hawaii jetzt wohl aus? Wie würde San Francisco in wenigen Minuten ausschauen? Oder New York?
    »Ich bedaure, daß nicht alle hier sind«, sagte Crockerman. »Ich möchte Ihnen danken.«
    »Wir werden nicht wieder… evakuiert?« fragte Schwartz automatisch.
    Lehrman warf ihm einen scharfen ironischen Blick zu. »Irwin, wir haben keine Niederlassung auf dem Mond. Der Präsident hat, als er noch Senator war, die Mittel dafür im Jahre 1990 gestrichen.«
    »Das war mein Fehler«, sagte Crockerman mit fast herausforderndem Ton. Wenn Schwartz in diesem Augenblick eine Pistole gehabt hätte, hätte er den Mann umbringen können. Seine Wut war eine hilflose, ungezielte Leidenschaft, die ihn ebenso zu Tränen wie zu Gewalttaten verleiten konnte. Die Schaubilder vermittelten keine Realität, Crockerman dagegen sehr.
    »Wir sind wirklich wehrlose Kinder«, sagte Schwartz, nachdem er seine Züge wieder in Gewalt hatte und seine Hände nicht mehr zitterten. »Wir hatten niemals eine Chance.«
    Crockerman schaute sich um, als der Fußboden unter ihm erbebte. Er sagte: »Ich sehne mich fast nach dem Ende. Ich bin innerlich so schwer verletzt.«
    Die Stöße wurden heftiger.
    Die First Lady hielt sich am Türrahmen fest und lehnte sich dann an den Tisch. Schwartz langte hin, um ihr zu helfen. Beamte des Secret Service kamen ins Zimmer. Sie bemühten sich, auf den Füßen zu bleiben und hielten sich an der Kante des Tisches fest. Nachdem Schwartz die First Lady hingesetzt hatte, nahm er auch selbst wieder Platz und packte die hölzernen Lehnen des Sessels. Das Vibrieren ließ nicht nach, es wurde immer schlimmer.
    »Wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern?« fragte Crockerman, ohne sich an eine bestimmte Person zu wenden.
    »Mr. President, wir sollten das Gebäude verlassen und uns ins Freie begeben«, sagte der Agent, der es im Lagezimmer am weitesten geschafft hatte. Seine Stimme zitterte. Er war erschreckt. »Jeder andere auch.«
    »Seien Sie nicht lächerlich!« sagte Crockerman. »Wenn das Dach jetzt auf mich fiele, wäre das ein gottverdammter Segen. Nicht wahr, Irwin?« Sein Lächeln strahlte, aber er hatte Tränen in den Augen.
    Das Bild auf dem Schirm verschwand. Kurz darauf ging das Licht im Zimmer aus, um dann weniger überzeugend wiederzukommen.
    Schwartz stand auf. Es war wieder einmal Zeit, ein Beispiel zu geben. »Ich glaube, wir sollten diese Leute ihren Job tun lassen, Mr. President.« Er hatte im Magen plötzlich ein heftiges Gefühl, als ob er sich in einem schnellen Aufzug befände. Crockerman taumelte, und ein Beamter faßte zu und stützte ihn. Das Gefühl des Aufsteigens hielt an, wie es schien für immer. Dann hörte es mit einer Plötzlichkeit auf, die das Weiße Haus ein kleines Stück aus seinen Fundamenten hob. Der Rahmen der Stahlträger, die in die Außenwände des Weißen Hauses in den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren eingebaut worden waren, quietschte und knarrte. Er hielt aber. Verputz fiel in großen Stücken und mit erheblicher Staubentwicklung von der Decke, und ein schweres Holzpaneel zersplitterte mit großem Krach.
    Schwartz hörte, daß der Präsident seinen Namen rief. Von da, wo er auf dem Fußboden lag – er war irgendwie unter den Tisch gerollt –, versuchte er zu antworten, aber es hatte ihm völlig den Atem verschlagen. Japsend, blinzelnd, sich Staub aus den Augen wischend hörte er über sich ein mächtiges Krachen und Splittern. Er vernahm von draußen gewaltige dumpfe Schläge – wie er vermutete, von losbrechenden Steinen der Außenfront oder umstürzenden Säulen. Das

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