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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Magsaysay.
    Es war eine warme, seltsam trockene Nacht, ruhig und still, eine Nacht für tiefes Nachdenken und alte Erinnerungen. Er spürte einen plötzlichen Anflug von Faulheit. Zur Hölle mit der Wissenschaft, zur Hölle mit perfekten Resultaten und plus oder minus zwei Milligal! Er wäre lieber an einem Strand spazieren gegangen und hätte zugesehen, wie die Brecher phosphoreszierend explodierten. Das Gefühl ging vorbei, hinterließ aber seine Spur. Es war einer der wenigen Tage, wo sein Körper ihm mitteilte, daß er alt wurde. Er wandte sich um, stieg über die Kette – und dann erstarrte er, als er in der oberen Hälfte seines Gesichtsfeldes etwas Seltsames bemerkte.
    Er warf den Kopf zurück. Ein winziger Lichtpunkt kam schnell auf gekrümmter Bahn aus dem Norden heran. Er dachte an einen Satelliten oder einen Meteor. Er konnte ihn jetzt kaum noch sehen. Der Punkt hatte sich fast unter den Sternen verloren, als er plötzlich strahlend aufflammte und zwei deutliche Lichtbündel unter mindestens drei Grad nach Süden richtete. Die Strahlen ließen die ganze See wie geschmolzenes Zinn gespenstisch aufleuchten und erloschen dann. Sam merkte sich im Kopf die Position – etwa vier Uhr hoch – und überlegte noch, in welchem Sternbild das Phänomen aufgetreten war; da wurde das Objekt wieder hell, etwa zwanzig Grad weiter südlich, viel kleiner, kaum ein Nadelstich. Er hatte nie einen derartigen Meteor gesehen – etwas Großartiges, eine Feuerkugel, die wiederholt aufleuchtete und zwischendurch ausging.
    »Auf die Brücke! Köpfe nach oben!« brüllte er. »He, jedermann, seht euch dies an!«
    Der Lichtspeer senkte sich so langsam, daß man ihn leicht verfolgen konnte. Nach ein paar Minuten traf er den Horizont – und war verschwunden. Er hinterließ nur kleine grüne und rote Flecken, wo er zuletzt erschienen war.
    »Jesus!« sagte Samshow. Er ging zur Brücke, um zu fragen, ob sonst noch jemand das gesehen hätte. Niemand hatte auf sein Gebrüll geantwortet. Er war die Stufen halb hoch, als ein schreckliches gongartiges Erschauern durch das Schiff ging.
    Er hielt erschrocken inne und stieg dann weiter auf die Brücke.
    Der Erste Offizier, ein kräftiger junger Chinese namens Chao, blickte von den Instrumenten zu Samshow auf. Die Brücke und die meisten Geräte waren dunkelrot beleuchtet, um die Sicht bei Nacht nicht zu behindern. »Großer Sturm im Anzug«, sagte Chao und zeigte auf den Bildschirm, der die Position des Schiffs angab. »Schnell. Taifun, Wasserhose. Weiß nicht.«
    Aus drei verschiedenen Luken kamen vier Männer auf die Brücke geeilt, und rundum quakten Stimmen in der Sprechanlage des Schiffs.
    »Ein Meteor«, erklärte Samshow. »Ist gerade so heruntergegangen und hat eine mächtige Wasserhose genau im Süden bewirkt.«
    Captain Reed, zwanzig Jahre jünger als Samshow, aber noch mehr ergraut, kam aus seiner Kabine auf die Brücke, nickte kurz und blickte den Ersten Offizier mißtrauisch an. »Mr. Chao, was kommt da?«
    »Wind, Captain«, sagte Chao. »Verdammt großer Sturm. Kommt schnell.« Er zeigte auf die verstärkten Radarbilder. Darauf rasten Wolken als blaue und rote Sicheln auf sie zu. Man konnte den Sturm schon durch das vordere Fenster erkennen.
    David Sand kam wütend von unten herauf. Er hatte einen roten Kopf und fluchte. »Walt, was das auch gewesen ist – es hat alles verdorben. Wir haben – Jesus Christus!« Er erholte sich vom Anblick der heranziehenden Front und fing wieder an zu fluchen. »Es lief alles prima, und jetzt haben wir eine Zacke in der Kurve.«
    »Eine Zacke?« fragte Captain Reed.
    »Eine extrem kurze Wellenanomalie. Tiefes Absinken, für einen Moment Null, dann langsamer Anstieg. Es ist verdorben! Wir müssen neu kalibrieren, vielleicht sogar alle drei Rohre nach Maryland zurückschicken.«
    Der Kapitän wies an, das Schiff mit dem Bug in die Richtung des Sturms zu drehen. Warnungen, Pfiffe, laute Rufe und elektrische Glocken ertönten im ganzen Schiff.
    »Was ist los?« fragte Sand, bei dem die Besorgnis endlich die Wut verdrängt hatte.
    »Meteor«, sagte Samshow. »Mordsbrocken.«
    Die Front traf auf das Schiff sieben Minuten nachdem Samshow die Feuerkugel hatte auf den Horizont treffen sehen.
    Das Schiff stürzte vornüber in schluchtartige Wellentäler. Sein Bug stieß zehn bis fünfzehn Meter tief in das schwarze Wasser. Dann hob es sich über die Wellenkämme empor, wobei der Bug nun in den von Regen gepeitschten Himmel wies. Samshow und Sand hielten

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