Schmiede Gottes
irgendeine emotionale oder rationale Reaktion entschieden haben. Der Skandal der Vernichtung der Extraterrestrier will sich nicht ausbreiten. Die Anklagen der australischen Regierung wegen amerikanischer Komplizenschaft sind in der ganzen Welt praktisch ignoriert worden.
Wir haben unser Leben gelebt auf einem Globus, der nicht durch auswärtige Mächte gestört wurde; und jetzt sind wir gezwungen, den Maßstab unseres Denkens enorm auszuweiten. Die westliche liberale Tradition hat eine nach innen gerichtete, selbstkritische Art von Politik gefördert, selbstkritisch im wahren Sinn des Wortes; und Präsident Crockerman ist der Erbe dieser Tradition. Die mehr nach vorn blickende, expansive Politik von Cooper und Farb haben bei den Amerikanern noch keine Saite anklingen lassen, sofern wir der letzten NBC-Umfrage glauben können, die Crockerman einen unerschütterlichen Vorsprung von 30 Prozent gibt, genau drei Tage, ehe die Wähler an die Urnen gehen. Und dies, ohne daß der Präsident irgendwelche Verlautbarungen ausgibt oder Maßnahmen hinsichtlich der Vorfälle in der Großen Victoria-Wüste trifft.
26
3. November
Mrs. Sarah Crockerman trug ein seriöses, modisches Schneiderkostüm. Ihr üppiges Haar war sorgfältig frisiert, und als sie Hicks einen Kaffee einschenkte, sah er, daß ihre Hände tadellos manikürt waren; die bronzemetallisch getönten Fingernägel schimmerten matt in dem grauen winterlichen Licht, das durch Verandatüren hinter dem Eßtisch hereinkam. Das Speisezimmer war in kaffeefarbenem dänischen Teakholz möbliert – sparsam, aber gemütlich. Hinter den Fenstern im zweiten Stock dehnte sich weit und grün das U.S. National Arboretum.
Bis auf einen Hicks zugeteilten Geheimdienstagenten, einen Burschen mit teilnahmslosem Gesicht namens Butler, waren sie in dem Apartment in der Summit Street allein.
»Der Präsident hat diese Wohnung hauptsächlich deshalb beibehalten, weil ich darauf bestanden habe«, sagte sie und stellte die gläserne Kanne wieder auf ihr gesticktes Deckchen. Sie reichte ihm die Tasse und setzte sich in den Sessel schräg gegenüber. Ihre in Nylons steckenden Knie stießen an das Tischbein, während sie ihn ansah. »Nur wenige Leute wissen, daß es hier ist. Er glaubt, daß wir das Geheimnis noch einen oder zwei Monate lang bewahren können. Danach ist es weniger mein privates Versteck, aber es gibt es immer noch. Ich hoffe, Sie wissen zu schätzen, wieviel dies Geheimnis mir bedeutet.«
Butler hatte sich vom Telephon entfernt und stand jetzt am Fenster, der Tür gegenüber. Hicks kam er vor wie eine Bulldogge, und Mrs. Crockerman glich einem mäßig plumpen Pudel.
»Mein Mann hat mir natürlich von seinen Sorgen erzählt«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob ich alles verstehe, was da passiert, oder… äh… daß ich mit allen seinen Folgerungen übereinstimme. Ich habe den größten Teil der Berichte gelesen, und ich habe auch das Schriftstück gelesen, das Sie für ihn verfaßt haben. Sie müssen aber wissen, daß er nicht auf Sie hört.«
Hicks sagte nichts und beobachtete sie über den Rand seiner Tasse hinweg. Der Kaffee war sehr gut.
»Mein Gatte ist in dieser Beziehung merkwürdig. Er behält Berater noch lange, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben oder er ihnen sein Ohr geliehen hat. Er ist bemüht, einen Anschein von Fairness zu bewahren und sich den Geist frei zu behalten, indem er Leute um sich behält, die anderer Meinung sind. Aber er hört nicht sehr oft zu. Er hört auch Ihnen nicht zu.«
»Das ist mir klar«, sagte Hicks. »Ich mußte aus dem Weißen Haus ausziehen, in ein Hotel.«
»Das hat mir meine Sekretärin gesagt. Sie sind aber immer auf Abruf bereit, falls der Präsident Sie brauchen sollte?«
Hicks nickte.
»Die Wahl ist für ihn eine wahre Hölle gewesen, obwohl er nicht hart gekämpft hat. Ihre ›Strategie‹. Soll Beryl Cooper sich doch selber einen Strick drehen! Er ist empfindsam und noch nicht daran gewöhnt, der Anführer des Rudels zu sein.«
»Meine Sympathien«, sagte Hicks und fragte sich, worauf sie wohl hinaus wollte.
»Ich wollte Sie warnen. Er verbringt viel Zeit mit einem Mann, dessen Anwesenheit im Weißen Haus, besonders während des Wahlkampfes, viele von uns beunruhigt. Haben Sie schon einmal von Oliver Ormandy gehört?«
Hicks schüttelte den Kopf.
»Er ist in religiösen Kreisen Amerikas gut bekannt. Er ist recht intelligent, wie es scheint. Er hat in den letzten Jahren sein Gesicht aus der Politik und
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