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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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den Nachrichten herausgehalten. Alle die andern Narren« – sie spie das Wort geradezu aus – »haben sich vor dem Zyklopenauge der Medien zum Hanswurst gemacht, aber nicht Oliver Ormandy. Er ist meinem Mann zum ersten Mal während des Wahlkampfes begegnet, bei einem Dinner in der Robert James University. Kennen Sie die?«
    »Ist es da, wo man um Erlaubnis gebeten hat, die Sicherheitskräfte mit Maschinenpistolen zu bewaffnen?«
    »Ja.«
    »Ormandy hat die Leitung dabei?«
    »Nein. Das überläßt er einem seiner bellenden Clowns. Er geht im Hintergrund geschickt mit Politikern um. Ormandy ist sehr aufrichtig, müssen Sie wissen. Noch etwas Kaffee?«
    Hicks hielt seine Tasse hin, und sie schenkte nach.
    »Bill hat Ormandy in der letzten Woche mehrere Male getroffen. Ich habe Nancy, die Chefsekretärin des Präsidenten, gefragt, über was sie gesprochen hätten. Erst wollte sie es mir nicht sagen, aber… sie war besorgt. Sie war nur bei der zweiten Begegnung ein paar Minuten im Zimmer. Sie sagte, sie redeten über das Ende der Welt.« Das Gesicht von Mrs. Crockerman war wie eine Gipsmaske, so starr machte es ihr Ärger. »Sie haben über Gottes Plan für diese Nation diskutiert. Nancy sagte, Mr. Ormandy wirkte überschwenglich.«
    Hicks starrte auf den Tisch. Was gab es da zu sagen? Crockerman war Präsident. Er konnte empfangen, wen er wollte.
    »Mir gefällt das nicht, Mr. Hicks. Ihnen etwa?«
    »Keineswegs, Mrs. Crockerman.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Wie Sie schon sagten, hört er nicht mehr auf mich.«
    »Er hört auch nicht auf Carl oder David oder Irwin… oder auf mich. Er ist besessen. Er hat in der Bibel gelesen. Die verrückten Stellen des Buchs, Mr. Hicks. Das Buch der Offenbarung. Mein Mann war vor ein paar Wochen noch anders. Er ist verändert.«
    »Das tut mir sehr leid.«
    »Er hat Kabinettssitzungen einberufen. Sie diskutieren die Auswirkung auf die Wirtschaft. Reden davon, nach der Wahl eine Verlautbarung herauszugeben. Gibt es nichts, das Sie ihm sagen könnten…?« fragte sie. »Er schien zuerst großes Vertrauen zu Ihnen zu haben. Vielleicht auch jetzt noch. Wie ist er dazu gekommen, Ihnen zu vertrauen? Er hat oft von Ihnen geredet.«
    Hicks sagte: »Das war für ihn eine schwierige Zeit. Er lernte mich kennen, nachdem er dem Gast begegnet war. Er hatte mein Buch gelesen. Ich habe seiner Beurteilung nie zugestimmt…«
    »›Bestrafung‹. – In unserem Schlafzimmer ist das jetzt das Stichwort. Er lächelt beinahe, wenn er darüber spricht, wie Ormandy dies Wort gebraucht. Wie abgedroschen das klingt! Mein Mann war nie ein gutgläubiger Trottel und auch nie ein Anhänger religiöser Fanatiker, politisch oder sonstwie.«
    »Dies hat uns alle verändert«, sagte Hicks leise.
    »Ich möchte nicht, daß mein Gatte ruiniert wird. Der Gast hat seine Schwäche erkannt, wo niemand in drei Jahrzehnten der Politik – und ich bin die ganze Zeit mit ihm gewesen – je an ihn herangekommen ist. Der Gast hat ihn weit geöffnet, und Ormandy ist in die Wunde gekrochen. Ormandy könnte den Präsidenten zugrunde richten.«
    »Ich verstehe.« Er könnte noch Schlimmeres anrichten als das, dachte Hicks.
    »Wollen Sie bitte etwas unternehmen? Versuchen Sie, wieder mit meinem Mann zu sprechen? Ich werde Ihnen einen Termin besorgen. Soviel wird er für mich tun, da bin ich sicher.« Mrs. Crockerman starrte sehnsüchtig auf die Balkonfenster, als ob diese eine Fluchtmöglichkeit bieten könnten. »Es ist sogar unsere Ehe in Mitleidenschaft gezogen. Ich werde am Wahlabend bei ihm sein, lächeln und winken. Aber ich überlege mir, ob ich nicht hier bleibe. Ich kann nicht alles aushalten. Ich kann nicht zusehen, wie mein Mann sich kaputt macht.«
     
    Die Luft im Büro des Stabschefs war von Sorge überschattet.
    Irwin Schwartz, dessen langes Gesicht und blasse Stirn mit seinen rosigen Wangen kontrastierten, saß auf der Schreibtischkante, ein Bein so weit hochgezogen, wie sein Bauch es erlaubte. Seine Hose ließ einen langen schwarzen Socken und einige Quadratzentimeter behaarten weißen Knöchels frei. Ein kleiner, flacher Fernsehbildschirm stand auf seinem Schreibtisch wie ein Familienporträt. Der Ton war heruntergedreht. Immer und immer wieder zeigte der Schirm die Videoaufzeichnung von der Explosion der australischen Robotgesandten. Schließlich langte Schwartz hin und stellte mit einem dicken Finger das Bild ab.
    Bei ihm standen David Rotterjack und Arthur Gordon. Arthur hatte die Hände in den Taschen,

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