Schmiede Gottes
Kriegskabinett bilden wollen.«
»Würdest du wirklich?«
Schwartz blickte auf den himmelblauen Teppich. Arthur folgte seinem Blick und dachte an die unzähligen Privilegien und den damit verbundenen Hauch von Luxus, dem man sich so schwer entziehen konnte. Eine Unmenge von Anreizen, um Menschen wie Schwartz und Rotterjack weitermachen zu lassen.
»Nein«, sagte Schwartz. »Ich bin einfach zu verdammt loyal. Wenn er mir dies antut – uns, uns allen –, dann werde ich ihm das höllisch übelnehmen. Aber er wird immer noch der Präsident sein.«
»Es gibt eine ganze Anzahl von Kongreßabgeordneten und Senatoren, die daran arbeiten werden, das zu ändern, wenn er an die Öffentlichkeit geht«, sagte Rotterjack.
»Als ob ich das nicht wüßte.«
»Sie würden die wahren Patrioten sein, nicht du und ich.«
Das Gesicht von Schwartz zeigte schmerzlichen Groll und offene Zustimmung. Halb nickte er, halb schüttelte er den Kopf. Er stand auf. »All right, David. Aber wir müssen das Weiße Haus irgendwie zusammenhalten. Was gibt es sonst? Wer wird diesen Platz einnehmen? Der Vize?«
Rotterjack kicherte ironisch.
»Stimmt«, sagte Schwartz. »Arthur, wenn ich einen Termin zustandebringe, auch wenn ich ihn dem Präsidenten in den Hals rammen müßte – kannst du und Hicks und er unser Bestes tun, damit… Du weißt schon? Das Unmögliche zustandebringen?«
»Wenn es schon etwa morgen sein kann, und wenn es keine Verzögerungen gibt.«
»Ist Feinman wirklich so krank?« fragte Rotterjack.
»Er wird behandelt. Es ist schwierig.«
»Warum hättest du nicht jemanden finden können…? – Schon gut«, sagte Rotterjack.
»Feinman ist der beste«, antwortete Arthur auf die halb geäußerte Frage.
Rotterjack nickte düster.
»Wir werden es versuchen«, sagte Arthur.
Arthur ging in Dulles durch das Gedränge des Nachmittags mit schlotterndem Anzug, die Hände in den Taschen. Er wußte nur zu gut, daß er wie eine Vogelscheuche aussah. Er hatte in den letzten zwei Wochen zehn Pfund abgenommen und konnte sich das schlecht leisten; aber er hatte jetzt nur selten Hunger.
Ein Blick auf das Tableau der American Airlines über die Ankunftszeiten verriet ihm, daß Harrys Flugzeug in einer halben Stunde landen würde. Er konnte sich noch entscheiden, ob er ein Sandwich hineinwürgen oder Francine und Marty anrufen sollte.
Arthur versuchte noch, sich das Gesicht seiner Frau vorzustellen. Er konnte sich Nase, Augen, Lippen, Stirn, die Form ihrer Hände, Brüste und Genitalien ausmalen, den glatten, weißen, warmen Bauch und die Brüste von der Farbe späten Frühnebels, die Struktur ihres dichten schwarzen Haares. Er konnte sich an ihren warmen, reichen Geruch wie Brot erinnern und den Klang ihrer Stimme. Aber nicht an ihr Gesicht.
Das ließ sie so entfernt erscheinen und machte ihn so einsam. Es schien ihm, als habe er Jahrhunderte in Büros und bei Besprechungen zugebracht. In keinem Büro gab es Realität, auch nicht bei einer Gruppe von Menschen, die über das Schicksal der Erde schwatzten. Und bestimmt keine Realität in der Umgebung des Präsidenten.
Die Realität kehrte zurück am Fluß, im Schlafzimmer und der Küche ihres Hauses, aber am deutlichsten unter den Bäumen mit dem sanften Raunen des Windes und bei der rauschenden Musik des Wassers. Dort würde er immer mit ihnen in Berührung sein, wäre einsam und doch nicht allein, außer Sicht für Frau und Sohn und doch imstande, zu ihnen zurückzukehren. Falls der Tod kommen würde, wäre Arthur dann fern von ihnen, noch in Ausübung seiner besonderen Pflichten…?
Der Flughafen war wie immer überfüllt. Ein großer, dichter Haufen von Japanern kam vorbei. Er empfand eine besondere Verwandtschaft zu Japanern, mehr als mit Fremden seiner eigenen Rasse. Japaner waren so stark interessiert und bemüht um unkomplizierte Beziehungen von Mensch zu Mensch. Er ging um den Haufen herum und vorbei an einer deutschen Familie – Mann, Frau und zwei Töchter –, die ihre Bordkarten zu entziffern suchten.
Er konnte sich nicht an Harrys Gesicht erinnern.
Die offene Telephonzelle mit ihrer nutzlosen halben Plastikblase nahm seine Kreditkarte an und dankte ihm mit einer warmen Frauenstimme mittleren Alters, wie eine Lehrerin und doch nicht so ernst, unpersönlich interessiert. Synthetisch.
Das Telephon läutete sechsmal, ehe es ihm auffiel: Francine hatte ihm am Abend zuvor gesagt, daß Marty am nächsten Morgen einen Termin beim Zahnarzt haben würde.
Er legte auf und
Weitere Kostenlose Bücher