Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall
gefällt mir das, sieh dich doch um. Das ist …
mir fehlen glatt die Worte.«
»Dann bin ich zufrieden.
Und jetzt heb deinen Hintern und komm, dieses Ding können wir auch später noch
stilvoll einweihen.«
Sie
verließen das Haus auf dem gleichen Weg, den Lenz bei seiner Ankunft benutzt
hatte. Marias Wagen parkte auf einem öffentlichen Parkplatz etwa 200 Meter
entfernt neben der Hauptstraße. Als sie das Cabrio erreicht hatten, warf sie
ihm den Schlüssel zu und stellte die große Tasche auf den Rücksitz.
»Du fährst. Ich habe den
ganzen Tag gerödelt wie eine Irre und bin schlagkaputt, während du dir
vermutlich die Falten aus der Kniescheibe gehauen hast.«
Lenz wollte etwas
erwidern, überlegte es sich jedoch anders, drückte den Knopf des Türöffners und
hielt ihr wie ein Kavalier alter Schule den Schlag auf.
»Galant, galant«,
bemerkte sie fröhlich. »Hoffentlich machst du das auch noch, wenn ich alt und
runzelig bin.«
»Versprochen«, meinte er,
während sie anfing, das Reiseziel ins Navigationssystem einzugeben.
Die
Fahrt dauerte eine knappe Stunde, während der Lenz ihr seinen Tag schilderte.
Dann waren sie an einem Badesee in Bebra angekommen, einer Kleinstadt an der
Fulda.
»Wie kommst du darauf,
hierher zu fahren?«, fragte Lenz verwundert und streckte sich.
»Ich war einmal mit
meiner Freundin Judy hier. Damals hatte sie einen Typen aus der Gegend, aber
das ist schon lange her. Allerdings ist mir in Erinnerung geblieben, dass es
sehr schön und idyllisch gewesen ist. Und für danach habe ich auch schon eine
Idee, wo wir etwas essen können, ohne ständig nach hinten schauen zu müssen.«
Sie kramte die Tasche vom Rücksitz und strahlte ihn an. »Das ist wie ein neues
Leben für mich, Paul«, stellte sie zufrieden fest. »Ich kann einfach neben dir
hergehen, ohne auf die Menschen achten zu müssen, die uns begegnen. Ich kann
deine Hand nehmen, wenn ich es möchte, und ich kann mit dir knutschen wie ein
Teenie, wenn mir danach ist.«
Sie trat neben ihn und
küsste ihn auf den Mund. »Und mir ist verdammt oft danach.«
Ein paar Minuten später
lagen sie auf der mitgebrachten Decke, hielten sich an den Händen und
betrachteten den blauen Himmel. Es war kurz nach halb acht, und um sie herum
waren die meisten Leute beim Zusammenpacken oder schon gegangen. Das Telefon
des Hauptkommissars meldete mit einem Piepton, dass der Ladezustand des Akkus
eine kritische Marke erreicht hatte, doch der Polizist schenkte ihm keine
Beachtung.
»So ein Mordfall nimmt
einen ganz schön mit, nicht wahr?«, fragte Maria ihn.
Lenz dachte eine Weile
nach. »Ja und nein. Manchmal lässt es mich völlig kalt, wenn ein Mensch durch
Fremdeinwirkung zu Tode gekommen ist, und manchmal könnte ich weinen deswegen.
Heute zum Beispiel, bei diesem Typen, ging es mir richtig an die Nieren.«
»Warum bei ihm?«
»Weil er in seinem ganzen
Leben nur der Fußabtreter für alle gewesen ist. Jeder hat sich an ihm
abreagiert, seit er ein Kind gewesen ist; er war einfach eine arme Sau.«
»Meinst du, du fängst
seinen Mörder?«
Wieder eine kurze Pause.
»Die Chancen stehen nicht
schlecht.« Er drehte sich zu ihr um und küsste ihren noch immer erhitzten
Bauch. »Aber jetzt habe ich keine Lust mehr, mich mit meinem Job zu
beschäftigen. Wir sind hier, weil wir Spaß haben wollen.«
»Dann«, erwiderte sie,
sprang auf und stürmte Richtung Ufer, »lass uns ins Wasser gehen.«
Die
beiden schwammen mit kräftigen Bewegungen nebeneinander her bis zur Mitte des
kühlen, von der Fulda durchströmten Sees. Dort verharrten sie ein paar
Sekunden, danach glitten sie aufeinander zu und küssten sich lange. Maria sah
sich um.
»Meinst du, ich könnte
mich meines Badeanzuges entledigen?«, wollte sie von ihm wissen.
»Warum willst du das
machen?«
Ohne auf seine im Subtext
übertragenen Vorbehalte einzugehen, schlüpfte sie durch die Träger und wickelte
den Stofffetzen nach unten. »Weil ich es liebe, wenn das Wasser überall an
meinen Körper gelangen kann«, prustete sie und schleuderte den Kopf hin und
her.
»Los, zieh deine Hose
aus, ich will dich spüren.«
Der Kommissar sah sich
um. »Ich weiß nicht, Maria …«
»Was soll uns schon
passieren, Paul? Wir sind jung, ineinander verliebt und mindestens 200 Meter
von allen anderen Menschen entfernt. Also, los!«
Lenz hatte noch nie in
seinem Leben nackt gebadet. Nicht, dass er es sich nicht
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