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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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Tür. Der
Hauptkommissar ging an der Hauswand vorbei, warf einen kurzen Blick in das
andere Fenster im Erdgeschoss und bog dann links um die Ecke. Hier gab es kein
Fenster im Erdgeschoss, nur ein kleines im ersten Stock. Er quetschte sich
durch wild wuchernde Büsche, hatte kurze Zeit später die Rückseite des Hauses
erreicht und stand in einem kleinen, total verwilderten Garten, der von einer
blickdichten Hecke zum Nachbargrundstück hin abgetrennt wurde. Eingefasst wurde
das Ganze von drei hohen Fichten, die ebenfalls für abgeschiedene Diskretion
sorgten. Innerhalb dieses Areals gab es ein etwa vier mal vier Meter großes Rasenstück,
in dessen Mitte Leonhard Witsch schnarchend und mit geschlossenen Augen auf
einem Liegestuhl pennte. Daneben lag eine halb geleerte Schnapsflasche im Gras.
Der Mitarbeiter des LWV trug eine bunte, kurze Bermudahose und ein weißes
Feinrippunterhemd.
    »Scheiße«, murmelte Lenz,
und machte sich auf den Rückweg. »Hör auf da rumzurüpeln und komm her, er liegt
hinten im Garten«, steckte er Hain.

     
    »Herr
Witsch«, rief Lenz laut, als sie vor der Liege angekommen waren. »Hallo, Herr
Witsch, aufwachen!«
    Der Mann rührte sich
nicht einmal.
    Hain gab ihm einen Schubs
mit der Hand. »Hallo, aufwachen!«
    Wieder keine Reaktion.
    Noch ein Schubs, diesmal
deutlich kräftiger. Und nun kam so etwas wie Leben in den mächtigen Körper.
    »Was, wie?«, machte er
und öffnete kurz die Augen, jedoch nur, um sie gleich wieder zusammenzukneifen.
Dann richtete er umständlich den Oberkörper auf und blinzelte die Polizisten
an. Dabei schwankte er bedrohlich.
    »Sie kenne ich. Was
machen Sie denn hier?«, lallte er und kratzte sich dabei am nicht vorhandenen
Hosenlatz.
    »Wir sind die Polizisten,
die Sie heute Vormittag besucht haben, Herr Witsch. Wir sind hier, weil wir
Ihre Hilfe brauchen, und zwar dringend.«
    Witsch ließ sich nach
hinten fallen. »Kommt gar nicht in die Tüte, ich habe Feierabend. Außerdem habe
ich auf dem Nachhauseweg ein Bier getrunken und bin leicht beschwipst.«
    Lenz und Hain sahen sich
an.
    »Das macht nichts«,
versuchte Hain den Mann zu beruhigen. »Und Sie können sicher sein, dass wir
nicht hier wären, wenn wir nicht wirklich in großen Schwierigkeiten wären.«
    Er sah sich um. »Leben
Sie allein?«
    Witsch schloss die Augen,
blinzelte und nickte. »Meine Frau ist weg. Schon lange.«
    »Wer wollte es ihr
verdenken«, murmelte der Oberkommissar, postierte sich hinter Witschs Kopf,
griff ihm unter die Schultern und hob seinen Oberkörper an.
    »Lassen Sie das, ich will
das nicht«, protestierte der Sachbearbeiter, schüttelte sich, ließ sich wieder
zurücksinken und schloss die Augen. Lenz sah ihn an und zuckte mit den
Schultern.
    »Vielleicht ist es
wirklich besser, wenn wir es lassen, Thilo.«
    Hain verzog grimmig das
Gesicht. »Und was machen wir, wenn heute Nacht ein weiterer ehemaliger Erzieher
des Karlshofs das Zeitliche segnen muss, nur weil Kamerad Schnürschuh hier uns
nicht helfen konnte oder wollte?«
    Er sah sich erneut im
Garten um, trat ein paar Schritte zur Seite und griff nach einer Gießkanne.
    »Vergiss es, Thilo, das
kannst du nicht machen.«
    »Und ob ich das kann.«
Damit stapfte der junge Oberkommissar zum in der Wand neben der Terrassentür
angebrachten Wasserhahn, hielt die Plastikkanne darunter und drehte auf. Danach
ging er zurück, drückte das Brausemundstück auf die Tülle und positionierte
sich neben der Liege.
    »Damit es nicht weh tut«,
kommentierte er den schwarzen Aufsatz und fing an zu gießen. Es dauerte mehr
als fünf Sekunden, bis Witsch reagierte, dann allerdings unvermutet heftig. Der
massige Mann sprang prustend auf, was jedoch seinen Kreislauf überforderte,
sodass er gleich wieder auf den Rasen stürzte. Mit tapsigen Bewegungen versuchte
er, die Kontrolle über seine Sinne zu erlangen, was jedoch nur im Ansatz
gelang.
    »Bleiben Sie erstmal
unten, Herr Witsch«, forderte Lenz ihn auf.
    »Warum … machen Sie …
das?« Wieder prustete er wie ein Wal beim Luftholen und funkelte dabei die beiden
Polizisten bedrohlich an. »Das wird Ihnen noch leid tun! Ich habe nichts
verbrochen und kann in meinem Garten liegen, wie ich will«, brüllte er.
    »Das ist ganz richtig,
Herr Witsch«, stimmte Lenz ihm mit sanfter Stimme zu. »Aber ich bitte Sie, uns
zu verstehen und, noch viel wichtiger, uns zu helfen. Wenn Sie es nicht tun,
sind unter Umständen Menschen in

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