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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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großer Gefahr.«
    Das Wort Gefahr bewirkte
bei Witsch so etwas wie einen Sinneswandel. Er ließ sich auf dem Hintern nieder
und strich sich durch die Haare.
    »Aber was kann ich denn
so Wichtiges für Sie tun? Ich bin doch nur ein kleiner Sachbearbeiter.«
    »Wir
brauchen eine Aufstellung aller Mitarbeiter des Karlshofs in den Jahren …« Der
Hauptkommissar überlegte.
    »Am besten die Zeit, in
der auch die Liebusch dort gearbeitet hat«, half Hain ihm weiter, »also erstmal
zwischen 1973 und 1985.«
    »Ja, das ist gut«,
bestätigte Lenz. »’73 bis ’85.« Er wandte sich wieder zu Witsch. »Können Sie
das für uns heraussuchen, Herr Witsch? Alle Mitarbeiter, die in dieser Zeit im
Karlshof gearbeitet haben?«
    Der LWV-Mitarbeiter
stakste umständlich von einem Bein auf das andere, bevor er antwortete. »Gehen
würde das schon, aber es dauert bestimmt. Vielleicht müsste ich sogar in den
alten Mikrofiches nachsehen, ich weiß nicht. Wenn ich gleich morgen früh
anfange, könnten Sie vielleicht mittags eine Liste haben. Oder am Nachmittag.«
    Hain stöhnte auf. »Sie
haben uns nicht richtig verstanden, Herr Witsch. Wir brauchen die Aufstellung
nicht morgen Mittag oder Nachmittag, wir brauchen sie gleich.«
    »Gleich?«
    »Am besten sofort.«
    »Aber das geht nicht. Ich
habe Feierabend«, empörte sich der LWV-Mitarbeiter schwankend.
    »Herr Witsch«, versuchte
Lenz es noch einmal ganz behutsam, »wir stecken wirklich in der Klemme, und Sie
sind der Einzige, der uns helfen kann. Also bitten wir Sie, jetzt mit uns in
Ihr Büro zu fahren, den Computer anzuwerfen und alles zu versuchen, um uns mit
den Daten zu versorgen, die wir benötigen.«
    Witsch sah den Kommissar
mit glasigen Augen an. »Sie sehen schon, wie es mir geht? Ich bin, wie gesagt,
ein bisschen beschwipst.«
    Nun wurde es Lenz zu
dumm. »Sie sind nicht beschwipst, Sie sind sternhagelvoll, und das waren Sie
schon, als wir Sie heute Nachmittag in Ihrem Büro besucht haben. Sie haben
während der Arbeit angefangen zu trinken, also hören Sie auf, uns etwas von ein
paar Bierchen auf dem Heimweg zu erzählen. Was Sie mit Ihrem Leben anfangen und
wie Sie es verbringen, ist ganz allein Ihre Sache. Wir allerdings müssen dafür
sorgen, dass nicht noch ein Mord passiert, den wir am Ende mit Ihrer Hilfe
hätten verhindern können. Und nun reißen Sie sich zusammen, ziehen sich etwas
an und fahren mit uns zu Ihrem Büro.«
    Witsch hatte während
Lenz’ Brandrede die Augen immer weiter aufgerissen. »Sie halten mich für einen
Alkoholiker. Geben Sie es doch zu, Sie halten mich für einen alten, dummen
Alkoholiker«, schnaubte er.
    »Das stimmt. Aber wie ich
schon gesagt habe, jeder kann mit seinem Leben anfangen, was er will. Nur wenn
es um Mord geht …«
    »Mord …«, wurde er von
Witsch unterbrochen. »Wer ist denn ermordet worden?«
    Lenz warf Hain einen
kurzen Blick zu. Der Oberkommissar kochte. »Herr Witsch, Sie müssen nicht mit
uns gehen, und Sie müssen uns auch nicht helfen. Sie können es gern lassen.
Allerdings werden wir dann morgen Ihrem Arbeitgeber berichten, wie Sie uns
heute in Ihrem Büro empfangen haben.«
    Damit wandte er sich zu
Lenz. »Komm Paul, wir hauen ab. Den Typen können wir wirklich vergessen.«
    »Nein«, schrie der
Sachbearbeiter nun völlig hysterisch. »Tun Sie das bitte nicht. Alles, nur das
nicht.« Er sprang auf. »Ich gehe kurz nach oben und mache mich frisch, dann
können wir losfahren. Ich helfe Ihnen gern, aber bitte verraten Sie mich
nicht.«
    Die beiden Polizisten
starrten mit offenen Mündern hinter dem nun erstaunlich behände wirkenden
Schwergewicht her, das durch die Terrassentür im Innern des Hauses verschwand.
»Alle Achtung, Thilo. Das war nicht übel.«
    »Danke. Und damit sich
unser neuer Freund nicht noch ein wenig Mut antrinkt«, erwiderte der
Oberkommissar im Gehen Richtung Tür, »sollten wir gut auf ihn aufpassen, bis
wir das haben, was wir brauchen.«

     
    *
     
    Hain
hatte Witsch nicht mehr aus den Augen gelassen, bis er neben Lenz im Fond des
Taxis saß, das der Hauptkommissar noch aus dem Garten heraus geordert hatte.
Ein paar Minuten später schloss der LWV-Mitarbeiter den Hintereingang des alten
Gebäudes auf und führte die Polizisten in den zweiten Stock.
    »Gibt es hier keine
Alarmanlage?«, fragte Hain irritiert.
    »Nein. Es wird zwar immer
mal wieder darüber diskutiert, aber bis jetzt gibt es keine. Was sollte man
auch hier schon

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