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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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ich da raus war und
in Homberg gewohnt habe, sind mir noch ab und zu welche über den Weg gelaufen,
aber das hat dann rapide abgenommen. Vermutlich sind die meisten wieder dahin
zurückgegangen, wo sie hergekommen waren. Er zuckte mit den Schultern. »Oder
sie sind im Knast gelandet.«
    Lenz wollte sich schon
für die Hilfe des Mannes bedanken, als Hain den Arm hob und ihn unterbrach.
    »Herr Schlieper, ich
hätte doch noch eine Frage. Oder besser zwei. Zum einen müssen wir wissen, wo
Sie sich vorgestern Abend zwischen 18 Uhr und 22 Uhr aufgehalten haben. Zum
anderen …«
    Nun wiederum unterbrach
der Soldat den Oberkommissar sanft. »Das ist ganz leicht zu beantworten, meine
Herren. Wir haben in drei Tagen bei uns das Bezirksfeuerwehrfest. Und mir als
Vorsitzendem der Freiwilligen Feuerwehr fallen dabei jede Menge Aufgaben zu. So
bin ich seit fast einer Woche jeden Abend nach dem Dienst im Gerätehaus, um die
Veranstaltung vorzubereiten.« Er holte tief Luft. »Dabei bin ich immer von
mindestens 20 anderen Feuerwehrleuten umgeben gewesen. Und zu meinem Glück
haben wir uns vorgestern Abend mit zwei Kollegen von Ihnen von der
Schutzpolizei getroffen, um die Absperrungen für den Vergleichswettbewerb zu
besprechen. Wir waren um Punkt 21 Uhr fertig.«
    Er nannte Hain die Namen
der Streifenpolizisten, mit denen er zusammengesessen hatte.
    »Das sollte als Alibi
vermutlich reichen«, bemerkte Hain zufrieden. »Aber natürlich werden wir es
überprüfen müssen.«
    Schlieper nickte.
»Selbstverständlich. Es würde mich freuen, wenn Sie gegenüber meinen
Feuerwehrkollegen nicht von Mord sprechen würden«, bat er den Polizisten, der
abwehrend die Hände hob.
    »Auf gar keinen Fall«,
gab Hain zurück und steckte den Block in die Sakkotasche.
    »Bliebe Ihre letzte
Frage.«
    Der Oberkommissar zog den
Block erneut heraus. »Sorry, aber vermutlich war ich von Ihrem Alibi so
beeindruckt, dass ich sie völlig verdrängt habe«, gestand er ein, um mit leicht
errötetem Kopf fortzufahren. »Sie können sich an Frau Liebusch erinnern, und
Sie können sich an Frau Soffron erinnern. Können Sie sich vielleicht auch daran
erinnern, ob die Frauen etwas verbunden hat, das über die reine
Erzieher-Zöglings-Beziehung hinausging?«
    Schlieper sah ihn
erstaunt an. »Wie meinen Sie das?«
    »Die
Frage meines Kollegen«, präzisierte Lenz, »zielt darauf ab, ob die beiden sich
vielleicht irgendwie angefreundet haben könnten? Eine Verbindung vielleicht,
die über die Zeit, die Frau Soffron im Karlshof zugebracht hatte, hinausging?«
    »Wenn
ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Sie fragen mich, ob die Liebusch
und die Soffron etwas miteinander gehabt haben«, schlussfolgerte Schlieper.
    »So weit müssen wir nicht
gehen, aber es gibt auch keinen Grund, es auszuschließen.«
    Wieder dachte der Soldat
eine Weile nach. »Wenn Sie mich so direkt fragen, kann ich Ihnen sagen, dass
Ruth Liebusch in der Zeit, in der ich mit ihr zu tun gehabt habe, nie etwas mit
einem Mann hatte. Zumindest nicht offiziell.«
    Er schenkte allen am
Tisch Wasser nach. »Bei den meisten oder besser gesagt, allen anderen
Erziehern, haben wir irgendwann die Partner kennengelernt, spätestens auf dem
Sommerfest im Park des Karlshofs. Aber die Liebusch hat nie jemanden
mitgebracht, nie. Wir Jungs konnten das gut verstehen, weil sie wirklich keine
Schönheit war mit ihrem Pickelgesicht, der dicken Brille und den schiefen
Zähnen. Aber darüber, ob sie vielleicht eher auf Frauen gestanden haben könnte,
haben wir nie nachgedacht. Wir haben unseren Fokus mehr auf die Erzieherinnen
gerichtet, die hübsch waren. Und bei Petra Soffron kam der Gedanke ohnehin nie
auf, weil sie, wie gesagt, immer schwanger gewesen ist. Und das ist, auch heute
noch, ein ziemlich sicheres Indiz, dass die Frau etwas mit einem Mann gehabt
haben muss. Von Boris Beckers Gespielinnen einmal abgesehen.«

16
    Lutz Brenner stand
an der Pforte des Klinikums Kassel und sah auf das Display seines modernen
Smartphones.
›Er ist im OP.
Sieht schlecht aus für ihn. Wenn er durchkommt, könnte er ein Pflegefall
bleiben.‹
    Der Privatdetektiv löschte
die Mail und wählte danach eine Telefonnummer. »Richie? Ja, ich bin’s, Lutz.
Ich brauche ein paar Informationen von dir … Ja, ich weiß, wie spät es ist …
nein, nicht morgen, es muss gleich sein … gut, bis dann.« Er steckte das Gerät
zurück in die Sakkotasche, stieg auf seinen

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