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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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Ich war Erzieher!«
    »Das ist gut«, lobte Lenz
ihn. »Und genau dazu haben wir ein paar Fragen.«
    »Dann los«, stimmte der
Erzieher zu, um es sich im nächsten Moment wieder anders zu überlegen und auf
Anita Aurich zu deuten. »Aber die Frau da muss draußen warten. Ich will nicht,
dass sie mithört. Wer weiß, was sie wieder alles den Nachbarn erzählt? So wie
beim letzten Mal, als ihr hier wart.«
    Wieder warf Lenz ihr
einen hilfesuchenden Blick zu.
    »Ich gehe für ein paar
Minuten nach draußen. Aber bitte, regen Sie ihn nicht zu sehr auf. Das muss am
Ende doch wieder ich ausbaden.«
    Der Kommissar sah der
Frau zu, wie sie langsam und mit hängendem Kopf das Zimmer verließ.
    »So ist gut«, brummte
Aurich. »Sie beklaut mich nämlich auch.« Er zog ein ledernes Portemonnaie aus
der Gesäßtasche seiner Hose und öffnete es. »Da, alles weg. Ich glaube, die ist
nicht gut, diese Frau. Wisst ihr, wer das Frauenzimmer ist?«
    »Nein, keine Ahnung,
ehrlich«, beeilte Hain sich zu erklären.
    »Ihr müsst mir
versprechen, dass ihr sie mitnehmt, wenn ihr geht, ja?«
    »Versprochen«, bestätigte
Lenz. »Aber jetzt musst du uns was erklären, Bertram. Du warst doch Erzieher im
Karlshof?«
    Aurich überlegte kurz.
»Ja. Im Haupthaus, im zweiten Stock. Immer nur Auszubildende.«
    »Nur im Haupthaus? Nie
woanders?«
    Wieder ein Moment des
Überlegens. »Doch, aber nur zwei Jahre. Knapp zwei Jahre. Bei den Picos, im
zweiten Pavillon.«
    »Und dort hast du Dieter
Bauer kennengelernt?«
    »Ach was, was redest du
da. Den kannte ich doch schon vorher.«
    »Und Ruth Liebusch?«
    »Die Ruth, ja, die kenne
ich auch. Was macht sie denn jetzt?«
    Lenz atmete tief durch.
Er fühlte sich absolut unwohl. »Es geht ihr gut. Sie wohnt immer noch in
Kassel. Mit Petra Soffron zusammen.«
    »Mit wem?«
    »Petra Soffron. Kennen
Sie … ich meine, kennst du die nicht?«
    »Soffron? Wer …« Der alte
Mann schlug sich mit der rechten Handinnenfläche an die Stirn. »Die zwei? Na ja,
das war ja nicht anders zu erwarten. Dass die Ruth … andersrum ist, wurde doch
immer gemunkelt. Aber die Soffron? Das hätte ich jetzt nicht erwartet, dass das
auch so eine ist.«
    »Dann hatten die damals
also noch nichts miteinander?«
    Aurich sah ihn empört an.
»Bist du verrückt? Das hätten wir im Leben nicht geduldet! Das gab es damals
nicht.« Er rückte sich die Brille zurecht und deutete auf den Fernseher, der
noch immer lief. »So was wie heute, dass die alle nackt in der Gegend
herumrennen, das wollten wir nicht. Schamlos sind die alle geworden!«
    »Hat die Frau Soffron
Kinder gehabt, Bertram?«
    Aurich nickte wissend.
»Klar, weißt du das denn nicht mehr? Wie viele es waren, daran kann ich mich
nicht erinnern, aber dass sie welche hatte, das weiß ich.«
    »Und du weißt auch noch,
von wem sie die hatte?«
    Wieder sah Aurich den
Hauptkommissar an, als rede er in Rätseln. »Na, von ihrem holden Gatten, was
glaubst du denn?«
    Dann drückte der demente
Mann genießerisch sein linkes Auge zu. »Oder weißt du etwa mehr als ich? Sind
die Gören am Ende gar nicht von ihrem Mann gewesen, dem alten Schwerenöter?«
    Lenz kratzte sich am Kopf
und warf Hain einen Blick zu. Der junge Oberkommissar zog die Schultern hoch
und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Aber du kannst dich
schon an Petra Soffron erinnern, Bertram? Dieses junge Mädchen?«
    »Na, so jung und knackig
war die auch nicht mehr, da musst du dich vertun. Die war bestimmt schon über
40, als sie weggezogen ist.«
    »Wie, über 40? Petra
Soffron war auf der Mädchenstation im Karlshof. Das war eine Heimbewohnerin.«
    Nun griff Aurich sich
wütend an den Kopf. »Du spinnst doch! Petra Soffron war die Frau vom Chef, vom
Heimleiter. Und als der alte Schürzenjäger damals die Erzieherin flachgelegt
hat, ist sie ausgezogen, mitsamt der Gören. Und wenn du was anderes behauptest,
kannst du gleich wieder gehen.«
    »Das wird sowieso das
Beste sein«, murmelte Lenz leise. »Wir müssen auch schon wieder los, Bertram.
Es war schön, dich mal wieder gesehen zu haben.« Er reichte dem Mann im
Ledersessel die Hand.
    »Wenn du das nächste Mal
kommst, bring mir eine Tafel Schokolade mit. Die Anita hält mich ganz schön
kurz, und du weißt doch, wie gern ich Schokolade esse.«
    »Ich werde daran denken«,
versprach Lenz, gab Hain mit dem Kopf ein Zeichen und strebte auf die Tür zu.
    »Und denk dran, dass du
diese schreckliche Frau da

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