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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Sommer“, knurrte
Saßmann.
    In seinem Büro roch die Luft
nach ungezählten Zigarren. Auch die Schnapsflasche stand noch auf dem
Schreibtisch.
    Brendl blickte begehrlich,
wußte aber, daß ihm Saßmann nichts anbieten würde. Dabei war der Geiz noch
seine erträglichste Eigenschaft.
    „Soll ich erzählen, wie es im
Knast war?“ fragte Brendl. „In der Hinsicht ist Italien besonders unangenehm.
Man..
    „Interessiert mich nicht.“
Saßmann trank diesmal gleich aus der Flasche. „Weißt du, was du mir schuldest?
Zwanzig Kilo. Du hast die Sache damals verbockt und...“
    „Nichts habe ich verbockt. Im
Gegenteil. Umsichtig und verantwortungsbewußt habe ich gehandelt. Daß es einen
weißen Opel mit dieser Zulassungsnummer hier angeblich nie gegeben hat,
begreife ich bis heute nicht. Das heißt: Natürlich habe ich nachgedacht. Im
Knast hat man Zeit dazu. Mir ist nur eine Erklärung eingefallen: Das
Kennzeichen an dem Wagen war nicht echt. Sondern gefälscht. Vielleicht ein
geklautes Auto, das verschoben werden sollte — nach Nordafrika oder in den
vorderen Orient. Immerhin war’s das Opel-Spitzenmodell. Und ganz neu. Da
könnte... Ja, Chef, es muß sich um einen Wagen gehandelt haben, der nicht mehr
nach Deutschland zurückfuhr. Natürlich waren dann auch die Papiere des
angeblichen Eigentümers gefälscht. Also null Aussichten für uns, da noch
irgendwie nachzuhaken. Ist eben Pech. Reines Pech.“
    „Na gut. Bleiben wir bei der
Möglichkeit. Bisher gab’s für mich drei.“
    „Drei?“ Brendl schob die Brauen
in Richtung Halbglatze.
    „Erstens: Du hast mich
reingelegt, um selbst abzusahnen. Zweit...“
    „Aber Chef! Nie! Ich doch
nicht! Das kränkt mich sehr.“
    „Zweitens: Hast dich aus
Blödheit verraten und mir eine falsche Kfz-Nummer durchgegeben. Drittens: Was
du eben ausgeführt hast.“
    „Also, daß du mich ein Jahr
lang verdächtigst, ich könnte dich betrügen — darauf muß ich einen trinken.“
    Saßman blickte den blauen
Wolken seiner Zigarre nach, machte aber keine Anstalten, Brendl die Flasche zu
reichen.
    Sollst ersticken! dachte der.
Blöder Geizknochen.
    Honigsüß fragte er, Brendl,
dann: „Wie läuft eigentlich das Geschäft?“
    „Bin zufrieden.“
    „Ich meine den Drogenhandel.“
    „Dachtest du, ich rede von der
Kfz-Schlosserei? Nachdem du ausgefallen warst, mußte ich natürlich Ersatz
schaffen. Hartwig Platzke — du kennst ihn — hatte schon gelegentlich für mich
gearbeitet. Er ist dann voll eingestiegen.“
    „Ich kenne Platzke — flüchtig.
Netter Kerl.“
    „Im Moment habe ich keinen Job
für dich. Das heißt...“ Saßmann dachte nach. Unter der roten Gesichtshaut
bewegten sich die Kaumuskeln. Scheinbar schläfrig hängten sich die dicken Lider
über seine Glotzer.
    „Ja?“ fragte Brendl
erwartungsvoll.
    „Es ist kein Job, nur eine
Gefälligkeit.“
    „Mache ich.“
    „5000 zahle ich dir dafür.“
    „Was kann ich für dich tun,
Chef?“
    „Es ist da... also, ich habe
das dumme Gefühl, daß nachher die Bullen bei mir antanzen. Nein, nein... Mit
dem Drogenhandel hat das nichts zu tun.“
    Saßmann räusperte sich und
überlegte, ob es ratsam sei, Brendl einzuweihen.
    Nein! Die Wahrheit durfte der
Knacki natürlich nicht erfahren. Es war schlimm genug, daß er — Saßmann —
Platzke als Mitwisser hatte.
    „Ich habe da einen Kunden,
Ludwig. Aus Dickelheim...“
    „Dort wohne ich zur Zeit“, rief
Brendl überrascht. „Im Gasthaus ALTWIRT. Irre gut, wie man dort speisen kann.“
    „Ach nee“, staunte Saßmann.
„Wieso wohnst du in dem Kaff und nicht hier?“
    „Dort ist es billiger.“

    „Aus Dickelheim“, nahm Saßmann
den Faden wieder auf, „ist also mein Kunde. Ein gewisser Heinrich Klunk. Ein
Vertreter.“
    Wieder starrte Saßmann den
Rauchschwaden seiner Zigarre nach. So entging ihm die Veränderung auf Brendls
Gesicht.
    „Dieser Klunk, Ludwig, scheint
in einen Unfall verwickelt zu sein. Was weiß ich. Offenbar ist er höchst
verdächtig, der Mann. Doch sein Wagen steht hier. Dummerweise habe ich den vorn
beschädigt. Bin von der Kupplung gerutscht — und schon war ich an der Mauer.
Nun sieht’s aus, als würde ich Unfallspuren vertuschen. Was natürlich Blödsinn
ist. Werde doch meinen Kopf nicht für irgendeinen Kunden hinhalten. Aber es
gibt da ein paar Schlaumeier, die meinen, ich könnte vorhin mit eben diesem
Wagen unterwegs gewesen sein. Du verstehst. Dann hätte ich den Unfall
verschuldet. Ich war zwar hier in meinem Büro vorhin

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