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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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es.
    Mit einem metallischen Laut,
der zwischen kkklllennnggg und huiii lag, zerbarst die Kette — die sogenannte
Rollenkette — an Gabys Rad.
    Augenblicklich funktionierte
der Rücktritt nicht mehr.
    Ihr Drahtesel beschleunigte.
    Gaby schrie auf.
    Sie wußte: Die Vorderrad-Bremse
war seit zwei Tagen kaputt.
    Keine Möglichkeit also, das
Stahlroß zu stoppen.
    Schon hatte Gaby Vorsprung.
    „Die Felgenbremse!“ rief Tim.
    „Geht nicht. Ist kaputt.“
    Zum Abspringen war das Tempo
bereits zu hoch.
    Gibt’s nicht! dachte Tim.
Gabriele Glockner, die Tochter eines Kripo-Beamten, fährt auf einer
Schrottmühle.
    Wie ein 1000-Meter-Zeitfahrer
trat er in die Pedale. Sekunden nur — und er war neben seiner Freundin.
    „Es hält nicht an“, schrie sie,
„und ich kann nicht abspringen.“
    „Mach dich leicht!“

    Er griff hinüber. Sein Arm
umschlang ihre Wespentaille. Gaby wurde aus dem Sattel gehoben.
    Das erfordert Kraft.
    Ehe sich Gaby versah, saß sie
vor Tim auf dem Rahmenrohr zwischen Lenker und Sattel.
    Der TKKG-Häuptling hielt.
    Gabys Tretmühle prallte gegen
eine Hauswand und fiel um. „Du bist unmöglich!“ schimpfte Tim. „Hätte ich
gewußt, daß die Bremse nicht... Sofort hätte ich sie repariert.“
    „Red nicht mit mir, als wärst
du mein Bruder.“
    „Entschuldige!“ grinste er.
    Sie küßte ihn auf die Wange.
„Mein Lebensretter!“
    „Jaja, mach dich lustig! Du
lägst jetzt dort neben dem Rad.“
    „Mit zerschrammten Knien“,
ergänzte Klößchen, „und einem Schlüsselbeinbruch.“
    Die Jungs hoben Gabys Rad auf.
    Karl richtete den verbogenen
Lenker aus.
    Tim untersuchte die Kette.
    „Die kann ich flicken. Nur
notdürftig, aber zum Nach-Hause-Fahren reicht es vielleicht.“
    Er nahm das Klein-Werkzeug aus
seiner Satteltasche und begann damit.
    Klößchen half mit nervenden
Ratschlägen.
    Gaby stand dabei und fand das
alles ganz überflüssig. Ein Rad kann man auch schieben, und der Heimweg war
schließlich keine Weltreise.

13. Gaby und die Haselmaus
     
    Gaby sah Tims emsigem Basteln
eine Weile zu, langweilte sich aber und schlenderte die Gasse hinab. Niemand
war in der Nähe — und kein Gesicht hinter den Fenstern.
    Ehe sie sich versah, erreichte
sie die Einfahrt zum Hinterhof.
    Zu jenem Hinterhof, der
zugleich einziger Zugang zur Wehnig-Wohnung war.
    Gabys Blick strich unter dem
Torbogen entlang.
    Der Hof badete im Sonnenlicht,
das gerade ein Loch gefunden hatte zwischen den Wolken.
    Die Rückseiten dreier Häuser
begrenzten. An den Mauern standen Tonnen für verschiedenartige Abfälle. Bretter
waren gestapelt.
    Ganz hinten parkten drei Mofas.
    Sturzhelme hingen an den
Lenkern: ein weißer, ein roter, ein blauer.
    Gaby riß die Augen auf.
    War das eine Haselmaus?
    Das possierliche Tierchen lief
soeben über den Hof, hatte jetzt einen umgekippten Müllsack erreicht — der
unter einem weitgeöffneten Fenster an der Wand hing — und wühlte sich in die
Abfälle.
    Gaby lief los.
    Ihre Schritte verursachten kein
Geräusch.
    Schon hockte sie unter dem
Fenster und schob mit flinken Händen den Müll beiseite.
    Da war sie, die Haselmaus. Gaby
verharrte reglos. Auch die Haselmaus rührte sich nicht.
    Der Blick aus den großen,
braunen Augen schien abzuschätzen, ob Gefahr drohe.
    Keine Gefahr!
    Gaby lächelte.
    „...doch“, hörte sie in diesem
Moment die nörgelnde Stimme. „Doch! sage ich.“
    Es war Sascha Saßmann, der da
sprach.
    Er befand sich in dem Raum
hinter dem geöffneten Fenster.
    Erst jetzt wurde Gaby bewußt,
daß sie bereits am Ziel war: nämlich vor der Wohnung der Wehnigs.
    „...wir schlagen ihn
hinterrücks nieder“, sagte Sascha.
    „Und?“ schnarrte ein heiserer
Baß.
    Horst Dräger war das, wie sie
wußte. Der hatte eine Stimme wie drei Tage Halsschmerzen.
    „Dann schnappen wir uns den
Stoff“, erwiderte Sascha.
    „Und?“ wollte Horst Dräger
wissen.
    „Wir verdrücken uns.“ Sascha
schien zu grinsen. „Ich weiß, wer die Abnehmer sind. Habe die Namen von der
Liste abgeschrieben. Wir drei verscherbeln den Stoff.“
    „Hört sich gut an.“ Das war Udo
Wehnig. Er hatte enge Nasenwände. Seine Stimme klang wie Stockschnupfen.
    „Von der Kohle“, sagte Sascha,
„können wir drei Jahre leben. In Spanien. Oder Griechenland. Wir hauen einfach
ab. Dann nur noch Sonne, Palmen, Wein — und Mädchen mit sooolchen Augen.“
    Dräger und Wehnig lachten.
    „Wird dufte“, verhieß Sascha,
„ein echt starkes Leben fängt dann an. Wir beölen uns den ganzen Tag

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